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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Jennsen hatte ihr Leben lang Bruchstücke aneinander gefügt, bis sich in ihrem Kopf daraus schließlich ein vollständiges Bild ergab. Auch Sebastian hatte sie nicht sämtliche Einzelheiten – das ganze Ausmaß der grauenvollen Mißhandlung ihrer Mutter durch Darken Rahl – geschildert. Es erfüllte Jennsen zutiefst mit Scham, daß sie geboren werden mußte, um ihre Mutter tagein, tagaus an Geschehnisse zu erinnern, die zu entsetzlich waren, um sie je im Zusammenhang erzählen zu können.
    Als Jennsen mit tränennassen Augen aufblickte, stand Sebastian ganz dicht vor ihr und strich ihr dann mit den Fingerspitzen ganz sacht über das Gesicht. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und fuhr fort, »Die Frauen und ihre Kinder bedeuten ihm nichts. Lord Rahl merzt alle nicht mit der Gabe gesegneten Nachkommen aus. Da er sich viele Frauen nimmt, sind Kinder aus diesen Verbindungen nichts Ungewöhnliches. Er hat es nur auf einen Einzigen abgesehen, seinen Erben, das einzige Kind aus seiner Nachkommenschaft, das die Gabe in sich trägt.«
    »Richard Rahl«, meinte Sebastian.
    »Richard Rahl«, bestätigte sie. »Mein Halbbruder.«
    Ihr Halbbruder Richard Rahl, der sie verfolgte, wie sie sein Vater vor ihm verfolgt hatte; ihr Halbbruder Richard Rahl, der die Quadronen ausgesandt hatte, die sie töten sollten; ihr Halbbruder Richard Rahl, der die Quadronen ausgesandt hatte, die ihre Mutter umgebracht hatten.
    Aber aus welchem Grund? Sie konnte doch unmöglich eine Gefahr für Darken Rahl gewesen sein, viel weniger noch für den neuen Lord Rahl. Er war ein mächtiger Zauberer, der ganze Armeen befehligte, Legionen mit der Gabe Gesegnete sowie zahllose andere, ihm treu ergebene Untertanen. Und sie? Sie war nichts weiter als eine einsame Frau, die kaum einen Menschen kannte und lediglich in Frieden ihr einfaches Leben leben wollte. Wie sollte sie seiner Herrschaft jemals gefährlich werden?
    Selbst ihre wahre Geschichte würde kaum Erstaunen hervorrufen, wußte doch jeder, daß ein Lord Rahl ausschließlich nach seinen eigenen Gesetzen lebte. Niemand würde ihre Geschichte auch nur im Entferntesten in Zweifel ziehen, aber sie würde auch niemanden wirklich interessieren.
    Plötzlich schien Jennsens ganzes Leben auf diese eine alles entscheidende Frage hinauszulaufen, Warum hatte ihr Vater, ein Mann, den sie nie kennen gelernt hatte, so verzweifelt ihren Tod gewollt? Und warum sollte sein Sohn, Richard Rahl, ihr Halbbruder und der derzeitige Lord Rahl, wie er die Absicht haben, sie zu töten? Das ergab keinen Sinn. Was konnte sie schon tun, um einem der beiden Schaden zuzufügen?
    Jennsen steckte das Messer mit dem Emblem des Hauses Rahl in ihren Gürtel, schnappte sich ihren Umhang vom Bett und warf ihn sich um die Schultern. Sebastian fuhr mit der Hand durch seine weißen Haarstoppeln, während er ihr zusah, wie sie mit hastigen Bewegungen den Umhang verschnürte. »Wo wollt Ihr hin?«
    »Bin gleich wieder zurück. Ich gehe nur kurz aus.«
    Er griff nach seiner Waffe und seinem Umhang. »Einverstanden, ich werde…«
    »Nein. Überlaßt das mir, Sebastian. Ihr habt meinetwegen schon genug riskiert. Ich möchte allein gehen. Sobald ich fertig bin, komme ich zurück.«
    »Fertig womit?«
    Sie ging zur Tür. »Mit dem, was ich zu erledigen habe.«
    Er stand mitten im Zimmer, die geballten Fäuste in den Hüften und sichtlich unschlüssig, ob er ihrem ausdrücklichen Wunsch zuwiderhandeln sollte. Jennsen zog die Tür rasch hinter sich ins Schloß, um ihn nicht länger ansehen zu müssen. Sie sprang die Treppe zwei Stufen auf einmal nehmend hinunter, darauf bedacht, das Gasthaus so schnell wie möglich zu verlassen und fort zu sein, bevor er es sich anders überlegte und ihr folgte.
    Ein Stockwerk tiefer ging es nach wie vor ausgelassen derb zu. Ohne all die Männer eines Blickes zu würdigen, hielt sie schnurstracks auf die Tür zu. Sie hatte diese noch nicht ganz erreicht, als ihr ein bärtiger Kerl den Arm um die Hüfte schlang und sie zurück in das Gedränge riß; ihr verhaltener Schrei ging im Sturm allgemeiner Ausgelassenheit unter. Der Kerl wirbelte sie herum, fing sie mit seiner rechten Hand auf und tanzte mit ihr über die Dielen.
    Jennsen versuchte ihre Hand nach oben zu bringen und ihre Kapuze zurückzuschlagen, ihre rote Mähne zu befreien und ihm dadurch einen Schrecken einzujagen, bekam ihren Arm aber nicht frei. Und so konnte sie vor allem auch nicht ihr Messer ziehen, um sich zu verteidigen; ihr Atem war ein

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