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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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herunterstößt, klatschte seine Mutter auf den Boden.
    Oba sprang hastig einen Schritt zurück, aus Angst, sie könnte wie eine Spinne auf ihn zugekrabbelt kommen, um ihm mit ihrem boshaften kleinen Mund in den Knöchel zu beißen. Er hatte nicht den geringsten Zweifel, daß sie dazu fähig wäre. Dieses heimtückische Weibsstück!
    Blitzschnell versetzte er ihr mit der Schaufel einen zweiten Schlag. In einem von Angst und Wut genährten Tobsuchtsanfall drosch er dann wieder und wieder mit der Schaufel auf ihren Schädel ein. Die Ratten, die aus ihren winzigen kleinen Rattenaugen zugeschaut hatten, verzogen sich ängstlich in ihre Löcher.
    Oba taumelte zurück, völlig außer Atem von der gewaltigen Anstrengung, sie zum Schweigen zu bringen. Keuchend betrachtete er ihren reglosen Körper, der ausgestreckt auf dem gefrorenen Dung lag. Ihre zu beiden Seiten ausgebreiteten Arme schienen um eine Umarmung zu bitten. Dieses hinterhältige Weibsstück. Womöglich führte sie etwas im Schilde, wahrscheinlich wollte sie Besserung geloben und erbot sich, ihn zu umarmen, so als könnte das die unzähligen Male ungeschehen machen, die er im Verschlag hatte zubringen müssen.
    Ihr Gesicht hatte sich verändert, der Ausdruck war irgendwie komisch; auf Zehenspitzen ging er näher heran. Der Schädel hatte völlig seine Form verloren, und dieser Anblick war so ungewohnt, daß es ihm nicht gelang, seine Gedanken zu ordnen.
    Mamas Melonenschädel, zerplatzt wie eine reife Frucht.
    Sicherheitshalber schlug er, so schnell es ihm möglich war, noch dreimal auf sie ein, dann ging er, die Schaufel schlagbereit, auf sichere Entfernung, für den Fall, daß sie plötzlich aufsprang und ihn anschnauzte. Das sähe ihr durchaus ähnlich, diese Heimtücke.
    In der Scheune war nach wie vor alles ruhig. Er sah, wie sein Atem stoßweise in der kalten Luft verdampfte. Aus seiner Mutter entwich keine Atemluft, ihre Brust hatte aufgehört sich zu bewegen. Die rote Lache um ihren Kopf sickerte über den Mist ringsum; einige der Löcher, die er herausgehackt hatte, füllten sich mit dem flüssigen Inhalt ihres seltsam melonenartigen, völlig zerschmetterten Schädels.
    In diesem Augenblick keimte in Oba die Gewißheit, daß seine Mutter nie wieder häßliche Dinge zu ihm sagen würde. Nicht gerade mit Klugheit geschlagen, hatte sie vermutlich Latheas Nörgeleien nachgegeben und sich einreden lassen, sie hasse ihn, ihren einzigen Sohn. Die beiden Frauen hatten sein Leben absolut beherrscht, er war nichts weiter gewesen als der machtlose Diener dieser zwei machtgierigen Weiber.
    Welch ein Glück, daß er endlich unbesiegbar geworden war und sich von beiden befreit hatte.
    »Möchtest du wissen, wem ich diene, Mama? Ich diene der Stimme, die mich unbesiegbar gemacht hat, der Stimme, die mich von dir befreit hat.«
    Seine Mutter wußte nichts darauf zu erwidern. Endlich einmal hatte sie nicht das letzte Wort.
    Oba mußte grinsen.
    Er zog sein Messer. Er war ein neuer Mensch, ein Mann, der sich den geistigen Anforderungen stellte, so wie sie sich ergaben. Deshalb fand er, er sollte einen Blick riskieren und nachsehen, was sich sonst noch an merkwürdigen und seltsamen Dingen im Innenleben seiner Mutter finden ließe.
    Oba lernte gern etwas Neues hinzu.
    Oba war gerade damit beschäftigt, ein schmackhaftes Mittagsmahl aus Eiern zu verspeisen – gebraten über der Feuerstelle, die er für sich zu bauen begonnen hatte –, als er einen Wagen auf den Holzplatz rollen hörte. Mittlerweile war es über eine Woche her, daß seine heimtückische Mutter ihr boshaftes kleines Lästermaul zum letzten Mal aufgemacht hatte.
    Oba ging zur Tür, öffnete sie einen spaltweit, spähte hinaus und erblickte den hinteren Teil eines Wagens, der dicht beim Haus hielt. Ein Mann kletterte herunter.
    Es war Mr. Tuchmann, der regelmäßig kam, um Wolle anzuliefern. In letzter Zeit hatten so viele neue Dinge seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, daß er Mr. Tuchmann völlig vergessen hatte. Oba blickte kurz hinüber in die Ecke, um zu sehen, wie viel Garn seine Mutter gesponnen hatte, Viel war es nicht. Seitlich daneben lag ballenweise Wolle, die darauf wartete, zu Garn versponnen zu werden. Sie hätte wenigstens noch ihre Arbeit erledigen können, bevor sie anfing, nichts als Scherereien zu machen.
    Oba wußte nicht was er tun sollte. Mr. Tuchmann war ein schlanker, hoch gewachsener Mann mit einer großen Nase und ebensolchen Ohren. Sein Haar war bereits leicht ergraut und

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