Die Säulen der Schöpfung - 13
haben sie es schon wieder getan.«
Althea enthielt sich eines Kommentars. Friedrich polierte das frisch aufgetragene Gold und lauschte auf die vertrauten Geräusche seiner Frau beim Aufnehmen der Steine vom Brett.
»Tun sie das öfters?«, wollte die Frau wissen. Althea antwortete ihr nicht. Die Frau rieb sich so fest die Knöchel, daß Friedrich befürchtete, die Haut könnte sich lösen. »Was hat das zu bedeuten?«
»Still«, murmelte Althea, während sie die Steine in ihrer hohlen Hand schüttelte.
Friedrich hatte seine Frau gegenüber einer Kundin noch nie so verschlossen erlebt. Von dem knöchernen Klacken der Steine in Altheas locker geschlossener Faust schien eine gewisse Dringlichkeit auszugehen. Die Frau rieb sich in Erwartung ihres Schicksals erneut die Knöchel.
Abermals rollten die sieben Steine über das Brett, um die heiligen Geheimnisse des Schicksals preiszugeben.
Von seinem Platz aus konnte Friedrich den Fall der Steine nicht sehen, hörte aber das vertraute Klackern, wenn ihre unregelmäßigen Formen über das Brett kullerten. Nach all den Jahren sah er Althea nur noch selten bei der Ausübung ihres Berufes zu, das heißt, dem eigentlichen Werfen der Steine; nichtsdestoweniger war es für ihn auch nach all den Jahren noch ein Genuß, Althea anzuschauen.
Die Frau hielt erschrocken den Atem an. »Schon wieder!«, flüsterte sie dann tonlos. Wie um ihre Bemerkung zu unterstreichen, rollte fernes Donnergrollen über das Haus hinweg. »Was mag das nur bedeuten, Lady Althea?« Der besorgte Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Althea, auf ihrem Kissen auf dem Boden liegend, die kraftlosen Beine seitlich ausgestreckt, stützte sich mit einem Arm vom Boden ab, um sich aufzurichten. Schließlich sah sie die Frau an.
»Es bedeutet. Margery, daß Ihr eine Frau von großer seelischer Kraft seid …«
»Das hier bin ich, einer von diesen beiden Steinen? Eine Frau von großer seelischer Kraft?«
»Ganz recht«, bestätigte Althea mit einem Nicken.
»Und der andere? Das kann doch unmöglich etwas Gutes verheißen, nicht an dieser Stelle.«
»Ich war gerade im Begriff, Euch zu erklären, daß die Position des anderen Steins, so wie sie sich nach jedem Wurf ergibt, ebenfalls für eine Person von großer seelischer Kraft steht und zwar für einen Mann.«
Margery rieb sich nervös die Knöchel und besah sich die Steine auf dem Brett noch einmal. »Aber aber sie fallen beide …« Sie machte eine fahrige Handbewegung. »Sie fallen beide immer dorthin … ganz an den Rand, außerhalb des äußeren Kreises. In die Unterwelt.« Ihre besorgten Augen versuchten Altheas Gesicht zu ergründen.
Althea umfaßte ihre Knie und zog ihre Beine vor den Körper wo sie sie übereinander schlug. Obwohl sie keine Kraft mehr in den Beinen hatte und sie nahezu nutzlos waren, fiel ihr das aufrechte Sitzen leichter, wenn sie sie vor ihrem auf dem Boden liegenden Kissen verschränkte.
»Ach was, nein, meine Liebe, keineswegs. Begreift Ihr denn nicht? Das verheißt etwas Gutes. Diese beiden starken Seelen gehen gemeinsam durchs Leben und durch alles, was danach kommt. Ein besseres Ergebnis könnte eine Weissagung gar nicht haben.«
Margery betrachtete das Brett erneut mit sorgenvoller Miene. »Wirklich? Ganz bestimmt, Lady Althea? Eurer Ansicht nach ist es ein gutes Zeichen, wenn sie … das immer wieder tun?«
»Selbstverständlich, Margery. Das Ergebnis ist eindeutig positiv. Zwei starke Seelen, die zueinander finden.«
Nachdenklich sah Margery hoch zu Althea. »Aber wer könnte es sein? Wer ist dieser geheimnisvolle Mann, den ich bald kennen lernen werde?«
Althea zuckte mit den Achseln. »Für eine solche Aussage ist es noch zu früh. Aber die Steine sagen, daß Ihr einem Mann begegnen werdet« – sie preßte zur Verdeutlichung Zeige- und Mittelfinger fest gegeneinander – »und daß Ihr beide unzertrennlich sein werdet. Meinen Glückwunsch, Margery. Es sieht ganz so aus, als solltet Ihr schon bald das Glück finden, das Ihr sucht.«
»Wann wird es so weit sein?«
Wieder zuckte Althea mit den Achseln. »Für eine solche Aussage ist es noch zu früh. Die Steine sagen lediglich, daß etwas geschehen wird, nicht wann. Vielleicht schon morgen, vielleicht erst nächstes Jahr. Das Wichtige aber ist, daß Ihr über kurz oder lang einem Mann begegnen werdet, der gut zu Euch sein wird, Margery. Ihr müßt von nun an die Augen offen halten.«
»Aber wenn die Steine doch sagen …«
»Die Steine sagen, daß er
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