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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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stark und Euch gegenüber aufgeschlossen ist, aber sie legen es nicht unverrückbar fest. Das bleibt Euch und diesem Mann vorbehalten. Seid offen für ihn, wenn er in Euer Leben tritt, sonst könnte es sein, daß er vorübergeht, ohne Euch zu bemerken.«
    »Das werde ich tun, Lady Althea.« Ihre Stimme klang bereits merklich überzeugter. »Ganz bestimmt. Ich werde mich bereithalten, und wenn er dann wie zufällig in mein Leben tritt, werde ich ihn erkennen, und er mich auch – genau so. wie die Steine es geweissagt haben.«
    »Gut.«
    Die Frau kramte in dem ledernen Geldbeutel, der an ihrem Gürtel hing, bis sie eine Münze gefunden hatte. Sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Weissagung, war sie gern bereit, sich von dem Geldstück zu trennen.
    Nahezu vier Jahrzehnte schaute Friedrich jetzt schon zu, wie Althea ihre Weissagungen machte, und noch nie hatte er in all den Jahren erlebt, daß sie jemanden angelogen hätte.
    Die Frau erhob sich und reichte ihr die Hand. »Darf ich Euch aufhelfen, Lady Althea?«
    »Danke, meine Liebe, aber Friedrich wird mir helfen, später. Im Augenblick möchte ich noch ein wenig vor meinem Brett sitzen bleiben.«
    Die Frau lächelte, wahrscheinlich träumte sie bereits von dem neuen Leben, das sie erwartete. »Nun, dann sollte ich mich jetzt besser auf den Weg machen, bevor es noch später wird … und die Nacht hereinbricht. Außerdem ist es ein langer Ritt zurück.« Sie beugte sich ein Stück zur Seite und winkte durch die offene Tür. »Schönen Tag noch, Meister Friedrich.«
    Mittlerweile hatte der Regen angefangen, energisch gegen die Fensterscheiben zu prasseln; der Himmel hatte sich verdunkelt und tauchte das mitten im Sumpf gelegene Haus in graues Dämmerlicht. Friedrich erhob sich von seiner Werkbank und versuchte, sie mit einer Handbewegung zurückzuhalten. »Erlaubt, daß ich Euch zur Tür begleite, Margery. Es wartet doch hoffentlich jemand, der Euch zurückbegleitet, oder?«
    »Ja, mein Schwiegersohn wartet oben bei den Pferden am Rand der Schlucht, wo der Pfad in den Sumpf beginnt.« In der Türöffnung hielt sie inne und wies mit einer Handbewegung auf seine Arbeit auf der Werkbank. »Ein schönes Stück, das Ihr da gerade fertiggestellt habt.«
    Friedrich lächelte. »Hoffentlich finde ich im Palast einen Kunden, der genauso denkt.«
    »Das werdet Ihr, ganz gewiß. Eure Arbeiten sind ausgezeichnet, das sagt jeder. Wer ein Stück aus Eurer Hand besitzt, kann sich glücklich schätzen.«
    Margery bedankte sich noch einmal beglückt mit einem Knicks vor Althea, ehe sie ihren Lammfellumhang vom Haken neben der Tür nahm. Lächelnd blickte sie in den düsteren Himmel, legte ihren Umhang um und schlug die Kapuze über den Kopf; sie konnte es kaum erwarten, loszumarschieren und sich auf die Suche nach ihrem neuen Mann zu machen. Die Frau hatte einen weiten Weg vor sich. Ehe sie die Tür schloß, ermahnte Friedrich sie noch, beim Aufstieg aus der Schlucht unbedingt darauf zu achten, nicht vom Weg abzukommen und aufzupassen, wohin sie ihre Füße setzte. Sie erwiderte, die Instruktionen seien ihr noch gut in Erinnerung, und versprach, sie genauestens zu beachten.
    Er sah ihr hinterher, wie sie sich mit eiligen Schritten entfernte und die Schatten und der Nebel sie verschluckten, bevor er die Tür gegen das scheußliche Wetter fest verriegelte. Dann wurde es wieder still im Haus, nur von draußen war tiefes Donnergrollen zu hören; es klang wie eine Unmutsäußerung.
    Mit schlurfenden Schritten näherte sich Friedrich von hinten seiner Frau. »Warte, laß mich dir in deinen Sessel helfen.«
    Althea hatte ihre Steine wieder aufgenommen. Ein weiteres Mal rasselten sie, den Gebeinen verstorbener Seelen gleich, in ihrer hohlen Hand. Es widersprach ihrer sonst so aufmerksamen Art, nicht zu reagieren, wenn er sie ansprach, und noch viel weniger entsprach es ihrer Art, die Steine nach Aufbruch eines Kunden noch einmal zu werfen. Das Werfen ihrer Steine für eine Weissagung beanspruchte ihre Gabe auf eine Weise, die er nicht völlig verstand. Was er jedoch verstand, war, wie sehr es sie erschöpfte; es zehrte so sehr an ihren Kräften und versetzte sie in einen Zustand solcher Weltentrücktheit, daß sie gewöhnlich eine Weile nur zu gern darauf verzichtete, sie noch einmal zu werfen.
    Jetzt jedoch hatte ein unausgesprochener Zwang von ihr Besitz ergriffen.
    Sie öffnete ihre Hand mit einer Drehung des Handgelenks und warf die Steine mit derselben Leichtigkeit und Eleganz, mit

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