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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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obwohl das unhöflich war.
    Seine glatte Stirn runzelte sich. »Nein, ganz gewiß nicht. Ich hole mir mein Eigen zurück – mit ein wenig Hilfe.« Hinter dem Streiter entstand eine Feuersäule, die der von Freistatt sehr ähnlich sah.
    Er wußte, daß sie da war, ohne daß er nachsehen mußte. »Seht, Ihr müßt Vertrauen haben«, sagte er. »Wir sorgen für Jannis gebührende Bestattung, Ihr und ich. Endlich. Und Ihr, die Ihr ihn vor Schlimmerem bewahrt und sein Gewissen beruhigt habt, sollt dabei sein.«
    »Und – das?« Ischade meinte damit, das, was hinter ihr war. Ihre Nackenhärchen hatten sich aufgestellt, ihr Mund war trocken, und ihre Augen schmerzten – falls sie hier an diesem Ort überhaupt einen Mund und Augen hatte.
    »Wir versetzen sie dorthin zurück, wohin sie gehören. In der Welt könnt Ihr gegen sie vorgehen.«
    Er mußte bemerkt haben, daß sie die Stirn runzelte, denn er beugte sich nach vorn und stützte sich auf einen heilen, narbenlosen Arm, der aussah, als wäre er nie zerschmettert worden, als ein Dämon in ihm raste. »Roxane ist – etwas anderes. Niedriger. Ich bin frei von allem, außer meinen eigenen Gefühlen. Dafür entschuldige ich mich nicht. Wie Ihr handle ich in mehr als einer Wirklichkeit. Aber ich bitte Euch für sie um Erbarmen …«
    »Erbarmen!« Fast wäre Ischade in ungläubiges Lachen ausgebrochen. Dieses Ungeheuer, das teilweise Haught, teilweise Tasfalen war (der schon mehrmals Roxane als Hülle gedient hatte – wenn Ischade die Regeln richtig verstand, nach denen Nikos magische Spiele gespielt wurden), schlurfte bereits herbei mit der Absicht, ihr den Kopf abzubeißen oder an ihrer Seele zu fressen. Es war eins mit einem Dämon gewesen; es war mit Teufeln verschmolzen gewesen; es hatte Feuer aus den Händen von Erzmagiern genommen, wie Randal einer war, und sogar gegen Ischade eingesetzt. Sie war überzeugt, daß es das Böse in Roxane war, das Form angenommen hatte. Und Niko wollte, daß sie Erbarmen für die Hexe walten ließ, die sein Leben zur Hölle gemacht hatte und nicht einmal soviel Erbarmen mit ihm hatte, daß sie ihm einen sauberen Tod gönnte.
    »Ihr habt recht verstanden – Erbarmen. Ich bin nicht wie Ihr, aber wir halfen einander. Toleranz, ein inneres Gleichgewicht – Gut und Böse: das eine ist im anderen.«
    Ischade, die zu viel Böses gesehen hatte, schüttelte den Kopf. »Ihr müßt tot sein oder immer noch besessen.«
    »Hört zu.« Niko fiel in Söldnerjargon. »Es ist alles gleich – kein Gutes ohne Böses, kein Gleichgewicht … kein Maat. Verlieren wir eines, verlieren wir auch das andere. Es ist nur Leben, das ist alles. Und was den Tod betrifft – wir bekommen, was wir erwarten.«
    »Und Ihr erwartet was?« Nun wurde ihr bewußt, daß Niko nicht naiv war, nicht hilflos und nicht hundertprozentig gütig. »Von mir, meine ich?«
    »Erbarmen, wie ich bereits sagte.« Die Feuersäule hinter ihm fing zu schimmern und tanzen und sich zu wiegen an wie eine Tempeltänzerin. »Für Euresgleichen; für die Überlieferung. Für das Gleichgewicht der Dinge. Um Janni kümmern wir uns jetzt.«
    »Wir?« Es war schwierig wie kaum etwas, das Ischade je getan hatte, jetzt mit Nikodemus zu philosophieren, während dieses trampelnde Ungeheuer inzwischen so nahe gekommen war, daß sie seinen üblen Atem auf dem Nacken spürte und sich vorstellte, daß er Speichel in ihr Haar sabberte. Blick es nicht an; dreh dich nicht um – es ist Nikos Ruheort, und hier gelten seine Regeln, nicht meine!
    »Wir«, bestätigte Niko, als wäre es eine simple Lektion, die jedes Kind verstehen müßte. Und dann verstand sie, denn hinter ihm erschien ein Geist.
    Sie erkannte Geister, wenn sie sie sah. Dieser war ein Geist mit überirdischen Kräften, einer sagenhaften Kraft, ein leuchtendes Wesen von einer Schönheit, daß Ischade Tränen aufstiegen, als es sich neben Niko setzte und mit rehfarbener Hand durch Nikos Haar strich.
    »Ich bin Abarsis«, stellte sich der Geist vor. Sie sah Hexenblut aus uraltem Geschlecht in ihm und eine Liebe von solcher Stärke, daß ihr das Herz weh tat: Sie hatte Möglichkeiten wie jene, die diesen Geist zu dem gemacht hatten, was er war, schon lange aufgegeben.
    »Wir brauchen Jannis Seele im Himmel; sie hat ihren Frieden verdient. Gönnt ihn ihr, dann werden wir Euch völlig wiederherstellen – alles, was Ihr wart, alles wiedergeben, was Ihr hattet, einschließlich dieser Hexe und diesem Hexer aus dem Norden – dieser Verschmelzung all

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