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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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murmelte es und versuchte aufs neue die Lippen einer zweimal wiederbelebten Leiche zu bewegen. »Stau.« Und »Stauuub. Haughtttt … Stauuub.«
    Der Exsklave rüttelte an Fenstern, die durch Magie verschlossen waren, stieß gräßliche Zauberworte aus, die nicht ins Freie gelangten, sondern von den Ecken zurückprallten und gegen ihn schlugen.
    Schließlich ließ seine Panik nach. Er schlich hinüber zum Bett und starrte hinunter auf die fischbauchgleiche Blässe des Mannes, der ihn hierhergebracht hatte.
    Ihn irgendwo geschnappt hatte – aus dem Anderswo – vielleicht aus dem ewigen Vergessen. Ein anderer wäre dafür dankbar gewesen, doch Haught war zu klug, zu zornig: Er wußte, daß alle Hexen ihren Preis forderten.
    Er hatte gedacht, er würde als Sieger hervorgehen; er hatte verloren. Jetzt war er Gefangener, Gefangener in einem feinen Haus mit schönen Dingen, aber er war von seiner früheren Gebieterin eingesperrt worden wie ein Tier in einen Käfig. Und es war Tasfalens Schuld, daß er hier war.
    Nichts anderes konnte daran schuld sein. Also bückte er sich darüber und dachte über Möglichkeiten nach, den bereits Toten zu töten, über Möglichkeiten, Roxane aus Tasfalen herauszukriegen.
    Aber dann lauschte er, versuchte zu verstehen, was dieses Ding auf dem Bett sagte.
    »Stauuu, Stauuuu, Stauuuu …«
    »Staub?« riet er. »Meint Ihr das?«
    Die Augen des wiederbelebten Leichnams öffneten sich blinzelnd und erschreckten ihn so sehr, daß er zurückfiel und sich auf die Hände stützen mußte.
    »Stauuu«, stammelten die blauen Lippen. »Auf Zunnnn.«
    »Staub. Auf Eurer – Zunge?« Natürlich. Das war es! Der Staub. Es wollte den Staub.
    Nicht gewöhnlichen Staub, das war Haught klar, sondern den heißen Staub, den hellen Staub, den Staub der Machtkugel. Und der Leichnam hatte recht: dieser Staub war ihre einzige Hoffnung – seine ebenso wie – ihre.
    Zum erstenmal dachte Haught darüber nach, was es bedeutete, mit Roxane eingesperrt zu sein. Falls es mit ihr zu Ende ging, würden jene, die Anspruch auf ihre Seele hatten, sie holen kommen. Und Haught mochte darin verwickelt werden. Verstrickt. Mitgenommen. Verschlungen. Wie ihnen zustehende Zinsen.
    Gänsehaut überrann ihn: in dem Körper steckte genug Intelligenz, daß sie das vor ihm vorhergesehen hatte.
    Er war nicht scharf darauf herauszufinden, was sonst noch dort war.
    Und er hatte eine mühsame Arbeit vor sich: der betreffende Staub mußte erst einmal eingesammelt werden, Körnchen um Körnchen.
    Das würde sehr anstrengend werden, denn das Haus war voll Staub, und der meiste davon nicht magisch. Er mochte Tage brauchen oder Wochen, bis er genug beisammen hatte, vor allem, wenn er nicht wußte, wie viel genug war.
    Und sobald er ihn hatte, was sollte er damit tun? Ihn der invaliden Exleiche geben? Oder eine Möglichkeit finden, ihn selbst zu benutzen?
    Er wußte es nicht, aber er würde viel Zeit haben, darüber nachzudenken.
    Und da er nichts Besseres zu tun hatte, konnte er eigentlich gleich anfangen, den Staub einzusammeln, Körnchen um Körnchen …
    Das Unwetter peitschte mit dem ganzen Zorn beleidigter Götter auf Freistatt ein. So stark hämmerte der Regen herab, daß die Gossen überrannen und in den besseren Straßen die Sinkkästen überquollen, während im Palast Diener mit Eimern und Fässern herbeieilten, um sie unter die undichten Stellen zu setzen, durch die wahre Wasserfälle eindrangen.
    Am Hafen schwamm alles durch Flut und Wolkenbruch; eine günstige Gelegenheit für Tempus vorzuschlagen, daß Theron, Kaiser von Ranke, der Hohepriester Brachis und die ganzen Höflinge auf das Protokoll verzichteten und sich beeilten, auf höhergelegenen Boden und in trockenere Räumlichkeiten zu gelangen.
    Bis der Kaiser und sein Gefolge das Palasttor erreicht hatten, war Molin Fackelhalter bereits mit Kama im Schlepptau angekommen.
    In der Stille des Palasttempels dankte er seinem Gott für den Regen, der die Feuer löschte. Kama stand indessen am Fenster und starrte über die rauchenden Dächer zur Oberstadt, wo die Feuersäule loderte und sich drehte.
    Sie hatte sich in den Alkoven zurückgezogen, fort vom Ritual des Priesters, und hätte nicht sagen können, was ihr die Haare mehr aufstellte: der Sturm mit seinen Regenmassen, die auf dem Palastdach kniehoch aufschlugen, oder die sich dämonisch drehende Feuersäule, der der Regen nichts anhaben konnte.
    Viel mehr, als es der Fall sein dürfte, beschäftigten sich ihre Gedanken mit

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