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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ihres Hasses hinter Euch – wenn Ihr, wie Niko Euch bittet, Erbarmen walten laßt, werden die Götter sehr erfreut sein.«
    »Und wenn nicht?« Hier war nicht der rechte Ort für sie – sie hatte keine Geschäfte mit Göttern oder Geistern oder toten Priestern. – Verdammter Tempus, der kräftig umrührte, alle Seiten durcheinanderbrachte und lächerliche Forderungen stellte.
    »Das ist vorbei«, sagte der Geist, der sich einfach erdreistete, ihre Gedanken zu lesen. »Wir sind nur Jannis wegen hier und um Euch eine Belohnung zu geben, weil Ihr für seine Sicherheit gesorgt habt, bis wir ihn heimholen können. Und nun sagt, was Ihr Euch als Belohnung wünscht, Ischade von Abwind. Überlegt es gut.«
    Sie wollte nur weg von hier, wieder ganz sie sein, sich wohl fühlen, unter ihren Bedingungen kämpfen, mit ihresgleichen zu tun haben. Doch ehe sie das sagen oder sich etwas Besseres überlegen konnte, hob Abarsis, der einen Arm um Niko geschlungen hatte, die Hand. »So sei es! Geht voll Kraft und Entschlossenheit. Leben, Schwester und immerwährenden Ruhm.«
    Da erlosch der Ruheort wie eine Kerze. Der eisige Bach mit seinem vielfarbigen Wasser, die Feuersäule, die die Wirklichkeit nachäffte, das schnaufende Ungeheuer hinter ihrem Rücken, das sie nie richtig gesehen, nur gefühlt hatte – und die beiden Streiter, einer ein Geist, der andere ein Mann des Gleichgewichts, das alles war verschwunden, als hätte es nie existiert.
    Sie stand auf dem trockenen Fußboden von Tasfalens Haus, und Haught versuchte, sie die Treppe hinaufzulocken.
    Um Erbarmen hatte Niko sie gebeten. Sie fragte sich, ob sie überhaupt noch wußte, was das war, und ob sie es für Kreaturen wie diese aufbringen konnte.
    »Ischade … Gebieterin, seid Ihr nicht neugierig?« Haught rieb den Ring, und sie konnte spüren, wie sich die magische Ausstrahlung verzerrte, eine tödliche Schlinge, geformt von einem ungezogenen und törichten Kind.
    Die Versuchung war so groß, daß sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Sie war stärker, das spürte sie, das verdankte sie Niko und seinem Schutzgeist. Sie könnte hier, die Existenz Haughts und dessen, was immer Tasfalen belebte, beenden. Denn obgleich sie ihn noch nicht gesehen hatten, wußte sie, daß er hier war. Die Offenbarung war wie eine Karte, eine Skizze, ein Plan, der die menschliche Erscheinung überlagerte. Also war er hier, wiedergeboren, durch irgendeine Kraft belebt. Und Niko wollte, daß sie Erbarmen mit Roxane hatte …
    Zwei und zwei fügten sich zusammen.
    Ischade wirbelte auf dem Absatz herum und floh durch die Tür. Einen Moment widersetzte die Tür sich ihr, doch Ischade war stärker.
    Haught verfolgte sie, stürmte brüllend die Treppe hinunter.
    Doch sie war schneller. Sie huschte durch die Tür und verschloß sie von außen mit Magie.
    Dann entfernte sich Ischade ein paar Schritte von der Tür und dachte über Erbarmen in seiner ganzen Bedeutung nach: Wenn Tasfalen und Roxane sich mit Haught in irgendeinem Stadium des Seins befanden, konnte Erbarmen nur eine Form annehmen.
    Mit der Kraft, die ihr an dem Ruheort eines Glaubens, den sie nicht verstand, zuteil geworden war, und unter dem Segen des Hohenpriesters eines Gottes, zu dem sie kein Vertrauen hatte, begann Ischade einen Zauber so stark und so schnell zu weben, daß sie nicht an seiner Wirkung zweifelte.
    Rund um Tasfalens Haus herum zog sie den Zauber – einen ganz besonderen, der das Haus versiegelte und alle darin einschloß, bis sie gelernt hatten, was Erbarmen bedeutete.
    Als sie damit fertig war, wurde ihr erst bewußt, daß sie ihren Zauber mitten in einem Wolkenbruch gewirkt hatte und sie nun naß bis auf die Haut war.
    Sie raffte den Saum ihres schweren Umhangs und machte sich auf den Heimweg. Vielleicht hätte sie erst den Geheimnisvollen suchen und ihm sagen sollen, was sie getan hatte. Aber dann müßte sie an Crit und Strat denken, und sie wollte nicht an Strat denken – der inzwischen bei Tempus war, lebend oder tot.
    Momentan wollte sie nur an sich selbst denken. Sie wollte, daß die Dinge so waren, wie sie zuvor immer gewesen waren. Und sie wollte über Erbarmen nachdenken, etwas sehr Ungewöhnliches und Seltsames für sie, aber etwas auf seine Weise Erbauendes.
    Was Roxane gewesen war, lag in Tasfalens Haus in Tasfalens Körper im Bett, nur halb bei Bewußtsein, zerfetzt, was Erinnerung und Macht betraf, lediglich ein Bruchstück, das nur wußte, daß es überleben wollte.
    »Staaa«,

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