Die Säulen des Feuers
zusammenzuzucken oder aufzubegehren. Er stand unbewegt, den Blick auf Therons haariges linkes Ohr gerichtet, bis er sicher sein konnte, daß der Kaiser geendet hatte.
Dann sagte er: »Selbstverständlich, mein Lord Kaiser. Ich werde mich darum kümmern. Doch da ich gerade Euer Ohr habe – und Tempus' –, darf ich Euch auf eine Neuigkeit aufmerksam machen. Letzte Nacht hat sich Prinz/Statthalter Kadakithis mit der beysibischen Königin Shupansea verlobt – das bringt uns ein Bündnis ein.«
»Wirklich?« Therons Laune besserte sich; er rieb sich die Hände. »Das höre ich gern.«
Tempus fand seinen Dolch zwischen den Fingern und kratzte abwesend mit den Nägeln den Schmutz von seinem Griff, während er darauf wartete, daß Molin die nächste Bombe platzen ließ.
Und das tat Molin sogleich. »Weiterhin – wenn ich Eure Erlaubnis habe fortzufahren, Sire? Vielen Dank. Die hochverehrte Gischttochter, Kind von Sturmbringer, dem Vater aller Wettergötter, wird unseren Erzmagier, den Hasard Randal heiraten. Auch diese Verbindung ist sehr günstig für …«
»Was?« Tempus glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können – oder seinem Glück. Sturmbringer hatte also sein Wort gehalten.
Molin fuhr fort, scheinbar ohne den Ausruf des Geheimnisvollen zu beachten. »… für uns alle. Und um es zu einem dreifachen guten Omen zu machen, möchte ich selbst ebenfalls heiraten, und zwar – mit aller gehörigen Zeremonie und natürlich mit Tempus' Erlaubnis – Lady Kama vom 3. Kommando, Tochter des Geheimnisvollen. Dadurch werden gewissermaßen auch Armee und Priesterschaft verheiratet, und der innere Zwist beendet …«
»Ihr wollt was? Ihr seid wahnsinnig! Crit hat gesagt, sie wollte …« Tempus unterbrach sich und überdachte die Sache so rasch, wie er in der Schlacht kämpfte. Fackelhalter war listig; dieser Zug würde ihm sicher Macht bringen, seine Position festigen, ihn außerhalb Reichweite von Tempus' Vergeltungsmaßnahmen bringen und über allen Tadel erhaben machen. Aber er würde auch Tempus' Tochter vor einer peinlichen Inquisition bewahren. Selbst Crit würde zugeben müssen, daß Kama, da Strat am Leben und auf dem Weg der Besserung war, ihnen lebend mehr nutzen würde als tot, wenn sie Fackelhalters Bett mit ihm teilte.
Und Crit hatte ihm Nachricht zukommen lassen, es habe sich herausgestellt, daß VFBF-Angehörige blaugefiederte Pfeile benutzt hatten. Der Führer des Sonderkommandos hatte vor vorschnellen Aktionen gewarnt und seine ganze List eingesetzt, auf Irreführung hinzuweisen, um Tempus einen ehrenhaften Ausweg zu geben, seine Tochter nicht des Mordversuchs anklagen zu müssen.
»Ihr wollt also meine – Tochter zur Frau haben. Nun, solange Ihr von mir keine Mitgift, keine Glückwünsche und auch keine Nachsicht erwartet, falls Ihr es später bereut – eine Scheidung würde Euch das Leben kosten. Ebenso Untreue oder Heimtücke irgendeiner Weise.« Das war das wenigste, was er für seine Tochter tun konnte. Und vor dem Kaiser geäußert, waren Tempus' Bedingungen Gesetz. Wie gut, daß ein Vashankapriester mehr als ein Weib haben konnte; aber Tempus wollte nicht in Molins Schuhen stecken, wenn dessen erste Gemahlin die Neuigkeit erfuhr.
Fackelhalter erbleichte, aber er lächelte und sagte: »Dann werde ich es ihr gleich mitteilen. Und Ihr kümmert Euch um die andere Sache – dieses Mißverständnis seitens bestimmter Eurer Leute?«
»Das werde ich«, brummte Tempus, während Therons Blick verständnislos zwischen den beiden hin und her schweifte.
Als Molin mit rauschender Robe davongeeilt war, stieß Theron Tempus mit dem Ellbogen an und sagte mit blitzenden Augen: »Du hast wohl nicht vor, einem alten Streitroß zu erklären, worum es hier eigentlich ging?«
»Kleinliche Zwistigkeiten, unwichtig. Erzähl du mir jetzt lieber von dieser Expedition, die dir vorschwebt – die in den unerforschten Osten jenseits des Meeres. Sie interessiert mich; ich bin ruhelos. Meine Männer brauchen sterbliche Feinde, gegen die sie kämpfen können – diese Scharmützel gegen Magie und Götter stumpfen den Kampfgeist ab. Die Armee will Schlachten, die sie ohne Hilfe gewinnen kann.«
Theron sprach nur zu gern darüber. Sie planten auf dem Weg hinunter zu Nikodemus und den sagenhaften Sturmkindern. Tempus würde seine Streitkräfte um sich scharen – Stiefsöhne und das 3. Kommando – und gen Osten aufbrechen. Er würde die Pferde, die er für seine Kavallerie brauchte, sowie Waffen und Proviant auf
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