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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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verstört die Hand entgegen. »Willkommen, mein Herr.«
    »Dolon«, stellte er sich vor und folgte der Frau mit dem Zopf, während weitere Gäste die Stufen emporkamen.
    O Shalpa und Shipri, wo ist die Gebieterin, was mache ich mit diesen Rankanern? Sie wissen, daß ich Ilsigerin bin. Sie lachen mich aus, alle lachen sie mich aus …
    Ein Herr kam, der kein Soldat war, begleitet von Dienern. Sie hielt ihn für einen Passanten, bis er seine Diener zurückschickte und die Stufen heraufkam. Er nahm ihre Hand und küßte sie mit einem Kratzfuß.
    Er blickte auf. Er hatte hellbraunes Haar und blaue Augen. Er war Rankaner, ein hoher Herr, und er starrte ihr in die Augen, als hätte er einen fremden, neuen Ozean entdeckt.
    »Tasfalen Lancothis«, murmelte er, ohne ihre Hand loszulassen. »Ihr seid die Lady …«
    »Mein Herr«, sagte sie wie gelähmt durch diesen Edelmann, der ihr auf so ungewohnte Weise in die Augen starrte. Und wurde noch verwirrter, als er eine schwarze Feder von seinem Hut nahm und ihr entgegenstreckte. »Wie reizend«, murmelte sie, blinzelte und fragte sich, ob sie träumte oder ob noch ein Rankaner mehr sich über sie lustig machte. Sie steckte die Feder in ihren Ausschnitt, weil sie nicht wußte, wo sie sie sonst hätte hintun können, und sah, daß sein Blick dieser Bewegung folgte, sich dann wieder mit tiefster Eindringlichkeit ihren Augen zuwandte. »Meine Lady«, sagte er und küßte ihr ein zweites Mal die Hand, während weitere Gäste bereits hinter ihm Schlange standen. Ihr Herz raste in Vorahnung schrecklicher Ungnade ihrer Herrin. Röte und Blässe jagten einander vom Busen zum Gesicht. »Lord …«
    »Tasfalen.«
    »Tasfalen. Danke. Später. Die anderen …«
    Er gab ihre Hand frei. Verzweifelt wandte sie sich den nächsten zu, begrüßte sie mit rascher Hand und hielt den Atem an, als sie das hochgewachsene Paar sah, das an der Reihe war. Das Gesicht des größeren hatte sie bisher nur aus einiger Entfernung gesehen, wenn er auf seinem edlen Roß durch die Straßen ritt. Er trug einfache Kleidung. Sein Gesicht war glatt und kalt, und er war jünger, als sie gedacht hatte, bis er ihre Hand nahm und sie ungewollt in seine Augen blickte.
    In Todesangst stand sie da, murmelte etwas und gab dem nächsten ihre jetzt schlaffe Hand. »Crit«, sagte er, und »Moria«, sagte sie, ohne die Augen von dem Mann zu nehmen, der durch die Halle schritt, eine Erscheinung, so schrecklich wie keine je in diesem Haus gewesen war. O Götter, wo bleibt SIE bloß? Wird sie überhaupt kommen? Sie werden das Silber klauen, den ganzen Wein saufen, das Haus auf den Kopf stellen, und dann fallen sie über mich her! Sie werden mich töten, nur um ihr eins auszuwischen …
    Blitze erhellten die Straße, Donner krachte über dem Haus, aber kein Tropfen Regen fiel. Panikerfüllt starrte sie hinaus, erwartete weitere Erscheinungen. Der Wind erfaßte ihre Röcke, wirbelte sie unschicklich hoch. Sie drückte die Hände auf die bedrohte Frisur und blickte mit großen Augen auf den letzten Mann, der um die Ecke kam, wo die zu Stallknechten verwandelten Bettler den berittenen Gästen die Pferde abnahmen und in den Stall hinter dem Haus führten. Der Mann trug Umhang mit Kapuze. Einen Augenblick lang dachte sie, es sei Stilcho. Aber es war ein anderer, der versunken die Stufen hochkam und sie mit anderem Gesichtsausdruck ansah als die bisherigen – als wäre sie ein Hindernis im Weg, das er eben erst bemerkt hatte. Flüchtig, während er seine Kapuze zurückwarf, wirkte er verwirrt. Das allein unterschied ihn schon von diesen grimmigen Männern.
    »Ich werde erwartet«, sagte er.
    Er gefiel ihr besser. Er war menschlich. Sie starrte ihn an, blinzelte in den Wind und machte ihm Platz. »Durch die Halle«, rief sie ihm nach. Dann, als sie niemanden mehr auf der Straße sah, zog sie die Tür zu. Ihr Rock verfing sich, sie befreite ihn, und es gelang ihr, die Tür zu schließen. Inzwischen hatte er die Vorhalle durchquert und den Bankettsaal selbst gefunden.
    Plötzliche Stille setzte ein, als er durch die Tür schritt. Sie hielt abrupt auf dem Weg zum Saal an, hatte Angst, daß etwas passierte, dann eilte sie weiter und winkte verzweifelt Shiey ab, die in Schürze und bemehlt an der Tür erschien. »Essen?« fragte Shiey.
    »Wart auf die Herrin!« zischte Moria. »Sobald die Herrin da ist.« Und dann trat sie selbst in den Bankettsaal, wo es immer noch erschreckend still war. Der zuletzt Angekommene stand bei der Tür, der

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