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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Selbsthypnose, und wieviel eine andere Art von Zauber.
    Die Karten flogen in kräftigen, schlanken Fingern, bildeten Muster, dann neue, und zeigten ihre Bilder.
    Illyra zog die Hand von der letzten Karte zurück, als wäre die Schlange darauf lebendig.
    »Ich sehe Wunden«, murmelte Illyra. »Liebe ins Gegenteil gekehrt. Ich sehe eine Hexe, eine Macht, einen Tod, eine Burg: ich sehe einen gebrochenen Stab; ich sehe Verlockung …« Sie drehte eine weitere Karte um. »Kugel.«
    »Deutet es mir.«
    »Ich weiß nicht wie!« Illyras Finger schwebten zitternd über den Karten. »Da ist Bewegung. Da ist Veränderung.« Sie deutete auf eine vermummte Figur. »Das ist Eure Karte, Luftacht, Lady der Stürme – Hieromant.«
    »Hieromant – nicht ich!«
    »Ich sehe Gefahr für Euch. Große Gefahr. Ich sehe Macht zu Ohnmacht werden. Die Karten sind schrecklich – Tod und Veränderung. Überall Tod und Veränderung.« Die S'danzo blickte auf, Tränen flossen ihr über die Wangen. »Was Ihr versucht, wird Euch schaden.«
    »So.« Mit der Teetasse in der Hand holte Ischade tief Atem. »Aber die Antwort auf meine Frage, Wahrsagerin: Was ist mit Roxane?«
    »Sie ist der Tod. Der Tod auf der Wiese. Der Tod auf dem fließenden Wasser …«
    »Es gibt keine Wiesen in Freistatt, Seherin! Konzentriert Euch!«
    »Am Ruheort. Tod am Ort der Kraft.« Die S'danzo hatte die Augen geschlossen, und Tränen quollen unter den Lidern heraus. »Schaden und Umkehrung. Das ist alles, was ich sehen kann. Hexe, rührt meinen Sohn nicht an!«
    Ischade stellte die Tasse ab, stand auf und raffte den Umhang über den Schultern, als die S'danzo zu ihr aufblickte. Sie fand keine tröstenden Worte. »Randal ist bei ihnen«, war das einzige, was ihr einfiel.
    Sie drehte sich um und ging zur Tür. Die Macht tobte immer noch unvermindert in ihrem Blut. Sie atmete sie im Wind ein, spürte sie im Staub unter ihren Füßen. In ihrer Verzweiflung hätte sie am liebsten das Haus zertrümmert, das Feuer aus dem Herd hervorlodern lassen, daß es die S'danzo und ihren Mann verschlang.
    Doch das wäre schlechter Dank für die Tasse Tee von einer Unschuldigen. Sie dämmte ihr inneres Feuer, sog den Wind ein und starrte in den Morgen.
    »Ich kann es nicht, ich kann es nicht, ich kann es nicht!« rief Moria und hastete in einer Wolke von Satin und Rüschen zur Halle hinunter – bis Haught sie einholte und festhielt und zwang, ihm in die Augen zu sehen. Tränen zogen Spuren über die gepuderten Wangen. Eine Locke löste sich aus ihrer kunstvollen Frisur. Sie starrte Haught blind durch die Tränen an und schluckte.
    »Du schaffst es. Du brauchst nicht zu sagen, wo ich bin oder wohin ich ging.«
    »Dann nimm ihn mit!« Sie deutete ins Studiergemach, wo ein Toter vor dem Kamin Wein trank und zusehends beschwipster wurde. »Bring ihn weg! Die Dienstboten werden mir nicht gehorchen, sie wissen, was er ist – um der Götter willen, schaff ihn raus!«
    »Du wirst zurechtkommen«, sagte Haught. Behutsam hob er die Locke zurück, wohin sie gehörte und steckte sie mit einer Klammer wieder fest, während Moria schluchzte. Er trocknete ihr die Wangen mit dem Daumen, ganz vorsichtig, um Wimperntusche und Rouge nicht zu verwischen, dann legte er einen Finger unter ihr Kinn, hob ihr Gesicht zu seinem und küßte sie sanft auf die salzigen Lippen. »So ist es gut, meine tapfere Moria. Du brauchst nichts weiter zu tun, als mich nicht zu erwähnen. Sag nur, daß ich die Botschaften ausgerichtet habe. Sag, daß Stilcho bei mir ist und wir unterwegs zu einer Werkstatt sind, um das Schloß zu besorgen, das du für dein Schlafgemach willst – na, so ist es doch gut. Ich verspreche dir …«
    »Du könntest es doch herbeizaubern.«
    »Das könnte ich, aber man benutzt nicht die Axt, wenn ein Federmesser genügt. Du möchtest doch nicht deine Zofe verlieren, oder? Ich werde ein Schloß finden, das ich nicht öffnen kann, dann werden wir sehen, ob du es kannst. Ich sorge dafür, daß es noch in dieser Woche eingebaut wird. Ich verspreche es dir. Jetzt geh wieder hinauf und leg frischen Puder auf …«
    »Ich möchte, daß du hier bist! Daß du IHR sagst, was du mit mir gemacht hast. Ich möchte, daß du IHR sagst, daß ich diese Schönheit dir verdanke!«
    »Das sind wir doch schon so oft durchgegangen! Es wird ihr egal sein. Ich versichere dir, sie hat so viele Dinge im Kopf, an dich wird sie keinen Gedanken verschwenden. Tu deine Arbeit, sei die perfekte Gastgeberin, sei alles, was ich dir

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