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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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kaum verständlich unter dem Einfluß ständiger Schmerzen und chronischer Trunkenheit. Sein Atem, der in der kalten Luft zu sehen war, reichte aus, einen Nüchternen betrunken zu machen. Beide Hexen hatten schon besser aussehende Leichen belebt, dabei war Mor-am nicht tot – noch nicht.
    »S-SIE ist nicht b-bei S-Sinnen. S-SIE s-sucht jemand zum T-T-T …« stammelte er, und ein Hustenanfall raubte ihm ganz die Stimme.
    Walegrin seufzte, schenkte zwei Fingerhoch des billigen Weines ein, dann schob er Mor-am den Becher über den Faßboden zu. Selbst in einer Stadt, die für ihre Verruchtheit und ihr Elend berüchtigt war, gab es glücklicherweise nicht viele wie diese ehemalige Falkenmaske. Mor-am brauchte beide angstverkrampfte Hände, um den Becher an die Lippen zu heben, und dann rann auch noch Speichel aus seinen Mundwinkeln. Der Standortkommandant wandte den Blick ab und bemühte sich, es nicht zu sehen.
    »Du meinst Ischade?« fragte er, als der Becher leer war.
    »Seh!« Mor-ams Schultern strafften, sich und seine Augen wurden klarer, als er diesen Nisifluch ausstieß. »Nicht IHREN Namen! Nicht laut! S-SIE s-sucht nach jemand z-zum T-Töten – jemand M-Mächtigen. Ich k-könnte s-seinen N-Namen herausfinden.«
    Walegrin schwieg.
    »Ich h-hab' S-SIE m-mit T-Tempus gesehen – im H-Haus m-meiner Schwester. S-SIE w-war w-wütend.«
    Walegrin betrachtete die Sterne.
    Mor-am umklammerte erneut den Becher und legte den Kopf zurück. Er strengte sich an, die Beherrschung über seine schwere Zunge wiederzugewinnen. »Ich weiß noch anderes. SIE sucht die Hexe. Braucht Macht – muß IHREN Bezugspunkt wiederhaben. Ich kann IHR folgen – SIE traut mir.«
    Eine Schar weiße Beyarl flog zum Palast. Ein Falkenschrei echote über die Dächer. Die weißen Vögel schwenkten zum Hafen zurück. Walegrins Blick folgte ihrem langsamen Kreisen. Da beugte sich Mor-am über den Fußboden und umklammerte Walegrins Handgelenk mit feuchten, klebrigen Fingern.
    Der junge Mann sprach schnell, in übelriechendem Flüsterton: »M-Moria h-hat sich v-verändert. H-hat F-Freunde, d-die n-nicht ihre F-Freunde s-sind. T-Tote im P-Peres-H-Haus, d-die in d-der H-Hölle s-sein s-sollten. H-Hat einen L-Liebh-haber. M-Moria ist eine D-Diebin – w-wie S-SIE. Er ist ein M-Magier – v-vielleicht b-besser als S-SIE. S-sie w-wird Euch s-sagen, w-was …«
    Der Hauptmann befreite seinen Arm und pfiff. Ein stämmiger Soldat kam aus dem dunklen Eingang, wo er Posten gestanden hatte.
    »Bringt ihn zum Palast«, befahl Walegrin. Er holte ein Tuch aus einem Sack zu seinen Füßen und säuberte sich gründlich die Hände.
    »S-sie w-wird B-Bescheid w-wissen. W-wenn ich n-nicht z-zurück-k-komme. S-sie w-wird m-mich s-suchen.« Die Stimme der Exfalkenmaske wurde schrill vor Verzweiflung, als der Soldat ihn auf die Füße hob. »Ihr h-habt g-ges-sagt, G-Gold – G-Gold f-für Inf-formation.«
    »Es lohnt sich nicht, seine Familie zu verkaufen – Hund. Ich dachte, das hättest du inzwischen begriffen«, entgegnete Walegrin kalt. »Bringt ihn zum Palast«, wiederholte er. Er nickte, und ein anderer Soldat kam herbei, um dafür zu sorgen, daß der Befehl ohne Aufhebens ausgeführt wurde.
    Walegrin warf Mor-ams Becher in den Müll, der überall in dem ausgebrannten, dachlosen Lagerhaus herumlag. Soweit war es schon gekommen: Rankanische Soldaten mußten sich in Ruinen einnisten, sich das Gebrabbel des Gesindels hier anhören, die Toten und Untoten ausfragen. Eine Abordnung kam aus der Hauptstadt. Der Befehl lautete: für Ruhe in Freistatt zu sorgen und dafür, daß es zu keinen bösen Überraschungen kam, und vor allem die Ohren nach Gerüchten über die Nisibisihexe offenzuhalten. Er legte die Hand um den Schwertgriff und wartete auf den nächsten.
    »Er könnte recht haben, wißt Ihr?« rief eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Ein Mann, beritten und bewaffnet, löste sich aus den Schatten. Er kam durch eine klaffende Öffnung in der Wand. Nebel kräuselte sich um den Kopf des Mannes, das Pferd wirkte kühl und glänzend wie eine Marmorfigur. Walegrin stand auf, ohne die Hand vom Schwert zu nehmen.
    Der Fremde schwang das Bein über den Sattel. »Es spricht sich herum, daß Ihr mit jedem redet – sogar mit anderen rankanischen Soldaten.« Sein Atem dampfte, doch obwohl sein Brauner schnaubte und vor dem anhaltenden Feuergeruch zurückscheute, hinterließ sein Atem keine Spur in der Nachtluft.
    »Strat?« fragte Walegrin, und ein bestätigendes Nicken

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