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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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…«
    Walegrin drückte einen Finger auf die Lippen. Der Falkenschrei klang diesmal anders. »Redet weiter«, forderte er den Stiefsohn leise auf. »Seht Euch nicht um – wir werden beobachtet. Thrush?« sagte er in die Dunkelheit.
    »Ihm ist jemand gefolgt«, erklärte eine Stimme im Dunkeln hinter Walegrin. »Er ist auf dem Dach über Eurer rechten Schulter – mit einem Bogen, dessen Pfeile Euch beide treffen können. Da war noch einer – Waffen konnten wir keine sehen –er kam ein wenig später hoch. Dann hat der zweite den ersten gesehen und einen Bogen um ihn gemacht.
    »Freunde von Euch?«
    »Nein, ich kam allein«, antwortete Strat nicht sehr fest, als etwas – ein Pfeil vielleicht – über den offenen Himmel über ihnen zischte.
    »Verschwinden wir!« brummte Walegrin und stieß sich vom Faß ab.
    Die Götter mochten wissen, wer Straton gefolgt war, dachte Walegrin, als er sich duckte und in den Schatten neben Thrusher kauerte. In diesem Teil der Stadt hatte jeder Stiefsohn Feinde, und Strat mehr als die meisten. Vielleicht hatte er sogar Feinde, die einander umbrachten, nur um ihn selber töten zu können.
    Walegrin hatte jedoch jetzt keine Zeit, seiner Neugier nachzuhängen, nicht während Thrusher durch den Müll vor ihnen schlich. Er und seine Männer kannten sich inzwischen in diesem Durcheinander aus und wußten genau, wohin sie treten durften. Walegrin brauchte ihm bloß Schritt für Schritt zu folgen und zu hoffen, daß Strat es ebenfalls tat. Thrush führte sie auf das Dach, in dem Augenblick sprang der Bogenschütze auf das schlammbedeckte Kopfsteinpflaster hinunter.
    »Kennt Ihr ihn?« Walegrin deutete auf die Schatten, die sich davonmachten.
    »Crit.«
    Ah, jagten Stiefsöhne nun Stiefsöhne? »Dem anderen nach!« brüllte Walegrin und hoffte, daß wenigstens einige seiner Männer es hörten. Es gab bessere Möglichkeiten, etwas von Critias zu erfahren, als ihm jetzt nachzujagen. Er machte sich daran, Thrusher zu folgen, als ihm bewußt wurde, daß sich Strat nicht gerührt hatte, seit er seinen ehemaligen Partner erkannte.
    »Kommt jetzt, Straton, Ihr könnt später darüber grübeln.«
    »Er wollte mich töten!« flüsterte Strat, da stolperte er über einen losen Dachziegel und rutschte ab.
    Walegrin bekam ihn an der Schulter zu fassen. »Aber er hat es nicht – noch nicht jedenfalls. Also kommt endlich, ehe uns der andere entwischt.«
    Strat funkelte Walegrin an und stieß seine Hand von der Schulter.
    Der zweite kannte sich hier aus und hastete durch die Dunkelheit in Richtung Labyrinth und Sicherheit, bis der Mond zwischen den Wolken hervorlugte und eine schlanke Gestalt zu sehen war, die zum nächsten Dach sprang, und Thrusher dicht hinter ihr.
    »Das ist nichts für uns«, brummte Walegrin mit einem Blick auf den schweren Lederharnisch, den Strat und er trugen. »Wir machen unten weiter.«
    Er stieg voraus hinunter und bahnte sich einen Weg durch die Trümmer, brauchte jedoch mehrmals Strats Hilfe, um durch eine eingefallene Tür zu gelangen oder durch eine zerbröckelnde Mauer.
    »Nichts zu sehen«, brummte Strat, als sie durch ein Tor stürmten und die Echsengasse verlassen vor ihnen lag.
    Walegrin legte die Hände um die Lippen und stieß einen ziemlich echt klingenden Falkenruf aus. »Wir haben es jedenfalls versucht«, keuchte er. »Ich finde, wir sollten uns einen Krug gönnen.«
    Strat nickte, als ein Falkenschrei antwortete und ein Gesicht aus einer Seitengasse schaute.
    »Wir haben sie, Hauptmann! Gleich um die Ecke herum, auf dem Innenhof.«
    »Sie?« fragten sich beide Männer.
    Kama starrte wütend in die Dunkelheit einer Zisterne mit wadenhohem, stinkendem Wasser. Dummheit und Pech! Fünfzehn Schritte weiter, und sie wäre so tief im Labyrinth gewesen, daß niemand sie hätte finden können. Aber nein, die verdammte Schindel mußte nachgeben, und sie mußte die Regenrinne hinunterrutschen! Das war das Pech gewesen. Die Dummheit war, daß sie nicht gewußt hatte, daß diese Regenrinne in einer Zisterne endete, obwohl sie diesen Weg über die Dächer schon oft genug genommen hatte. Sie hätte den Strick ignoriert, den Thrusher herunterbaumeln ließ, wenn ihr das Überleben nicht wichtiger gewesen wäre als ihr Stolz, außerdem war ihr Knöchel bereits geschwollen, und ihre Hände waren aufgeschürft vom Sturz und ihren Bemühungen, sich an der rauhen Zisternenwand hochzuziehen.
    Also duldete sie die Würdelosigkeit, wie ein Sack voll toter Fische hoch gezogen zu

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