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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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habe!«
    »Der Fluch kann ihm nichts anhaben!«
    »Welcher Fluch? Eurer? Ihrer? Oder seiner? Oder seid Ihr noch gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß Niko dieses Hexenluder viel mehr liebt als Euch?«
    »Es genügt, daß er mich überhaupt liebt.«
    »Sehr passend, Geheimnisvoller. Dieser bandaranische Adept, der nach Maat riecht, zieht das Chaos der Welt hinter sich her, und das alles nur, weil es sein Pech ist, Euch zu bewundern. Ich vermute, Ihr werdet mir jetzt auch noch sagen, daß Vashanka verschwunden ist, weil er Euch ebenfalls liebte – auf seine Weise.«
    »Also gut!« brüllte Tempus, aber er setzte sich wieder. »Mein Fluch – nur meiner – trifft die Menschen, die ich liebe. Zufrieden?«
    »Nun, dann dürfte ich zumindest davon verschont bleiben«, entgegnete Fackelhalter lächelnd.
    »Spielt keine Spielchen mit mir, Priester. Ihr seid mir nicht gewachsen.«
    »Ich spiele nicht mit Euch. Ich versuche, Euch zu befreien. Wie viele Jahre schleppt Ihr das schon mit Euch herum? Bildet Ihr Euch ein, Ihr seid die Nabe des Universums? Euer einziger Fluch ist der, daß Ihr Euch für alles verantwortlich glaubt.« Es bedeutete sofortigen Tod, Tempus' Zorn herauszufordern – das wußte jeder im Rankanischen Reich –, deshalb raubte die Kühnheit des Priesters Tempus die Sprache, bis er schließlich etwas von Magiern, Liebe und anderen Dingen murmelte, die gewöhnliche, nichtverfluchte Menschen nicht verstehen konnten.
    »Laßt Euch sagen, was ich verstehe, Geheimnisvoller. Ich verstehe, daß ein Fluch lediglich eine Drohung ist – ein Potential. Kein Hexer – nicht einmal ein Gott kann jemanden verfluchen, der nicht an so etwas glaubt. Kein Glaube – kein Fluch. So einfach ist das, Tempus Thales. Ihr habt den Fluch irgendeines hinterwäldlerischen Magiers zur Prophezeiung gemacht. Ihr habt Liebe in jeder Form abgelehnt!«
    Der Schrecken begann nachzulassen. Tempus saß starr und kniff die Lippen abweisend zusammen. Molin rutschte auf seinem Hocker zurück, bis die Vorderbeine sich vom Boden hoben und seine Schultern am Arbeitstisch lehnten: eine Haltung, die ihn so verwundbar machte, daß sie unverschämt war. »Tatsächlich«, fuhr der Priester freundlich fort, »hat mir ein gemeinsamer Bekannter – die höchste Autorität in diesen Dingen – versichert, daß Euer Fluch, nun sagen wir, nur in Eurem Kopf ist. Eine schlechte Angewohnheit. Er sagt, Ihr könntet wie ein Wickelkind schlafen, wenn Ihr nur wolltet.«
    »Wer?«
    »Jihans Vater, Sturmbringer«, antwortete Molin lächelnd.
    »Euch? Sturmbringer?«
    »Seht mich nicht so überrascht an.« Die Beine des Hockers senkten sich wieder auf den Boden. »Wir waren beide, gewissermaßen, Waisen. Ich …« Molin suchte nach den richtigen Worten, »… erlebe ihn ziemlich häufig. Also das ist ein Fluch. Unser Vorfahr väterlicherseits ist bis über beide Ohren in die beysibische Muttergöttin verliebt!«
    »Fackel, Ihr geht zu weit!« warnte Tempus, doch es steckte keine Kraft dahinter. »Das Reich kommt wieder. Vashanka kommt wieder.« Seine Stimme klang eher hoffnungsvoll als überzeugend.
    Molin schüttelte den Kopf. »Macht die Augen auf, Geheimnisvoller«, sagte er wie zu einem Kind. »So unglaublich es auch scheinen mag, die Zukunft liegt hier in Freistatt. Allerdings wird ein Reich kommen und ein Kriegsgott ebenfalls, aber das Reich wird nicht Rankan sein und der Gott nicht Vashanka. Ich nehme an, Ihr habt mich aufgesucht, um mich bei der Stange zu halten, da das Schiff des Kaisers in Kürze einlaufen wird. Ich mache Euch einen Gegenvorschlag: tut das Richtige für Euren Sohn – haltet Brachis, Theron und Ranke nur so lange am Leben, bis Freistatt bereit ist, das Reich zu erobern.«
    »Dafür werdet Ihr Eure Eingeweide an einer Winde wirbeln sehen, Priester!« zischte Tempus, stand auf und ging zur Tür.
    »Denkt darüber nach, Geheimnisvoller. Überschlaft es. Ihr seht aus, als brauchtet Ihr dringend Schlaf!«
    Der Hüne verschwand stumm in der Dunkelheit außerhalb Molins Gemächern. Wenn er überzeugt werden konnte, hatte Sturmbringer gesagt, wäre der Sieg der Sturmkinder sicher. Es gibt Dinge, dachte Molin, während er das Fenster schloß, die nicht einmal der oberste Kriegsgott weiß. Aber was Tempus betraf, hatte er wahrscheinlich recht.
    »Ich sage Euch – sie ist wahnsinnig! Sie hat den Verstand verloren. Sie sammelt ihre Toten ein – aber sie kann nicht alle finden!«
    Der junge Mann rang die Hände beim Reden. Er sprach gebrochen und

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