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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sondern weil er trotz seiner Keuschheit erkannte, daß es weder Alpträume noch Schmerzen waren, unter denen Niko sich wand. Der verwundete Söldner sackte schließlich schlaff auf das Linnen; Chiringees Kiefer schlossen sich, ohne Niko berührt zu haben, und Randal sah, wie des Stiefsohns Lippen stumm das gefürchtetste Wort formten:
    »Roxane …«
    Die Schleichkatze richtete sich auf und ihr Wimmern rief Molin und Jihan zum Alkoven.
    »Er hatte einen Rückfall«, erklärte Randal mit zittriger Stimme. »Ich gebe Tempus Bescheid.« Er rannte aus dem Alkoven und der Kinderstube und hoffte, das Örtchen noch zu erreichen, bevor ihn die aufsteigende Übelkeit überwältigte.
    »Das sehe ich auch«, sagte Jihan kalt, während sie zuerst Molin anblickte, dann ihren Pflegebefohlenen. Sie deckte ihn zu. »Geht jetzt, ich kümmere mich um ihn – allein!«
    Molin saß in seinem Studiergemach, als Illyra in den Palast kam, um Chiringees neuen Käfig abzuliefern. Sie hatte die Anweisung, ihn direkt zur Kinderstube zu bringen, doch da sie die natürliche Mutter eines von Freistatts Sturmkindern war, verweigerten die Wachen ihr den Zutritt nicht, als sie sagte, sie wolle zuerst mit dem Vashankapriester sprechen. Sie stellte den geschmiedeten Käfig auf den Boden und ersuchte Hoxa, Molins Schreiber, das Gemach zu verlassen.
    »Ist etwas passiert, Illyra? Ich versichere Euch, daß Arton genau die gleiche Pflege zuteil wird wie Gyskouras.« Molin erhob sich hinter seinem Arbeitstisch und wollte ihr aus dem dicken Umhang helfen.
    »Ich habe gesehen, Fackelhalter!« Sie behielt den Umhang an, obwohl Kohlenbecken und Fenster die Studierstube zu einem der gemütlichsten Privatgemächer im Palast machten. »Fackelhalter – es wird noch schlimmer, statt besser.«
    »Bitte setzt Euch und erzählt mir, was Ihr gesehen habt.« Er zog seinen eigenen Stuhl um den Arbeitstisch herum und bot ihn ihr an. »Hoxa! Holt Glühwein für die Dame!« Er lehnte sich an den Arbeitstisch und erkundigte sich mit wohlberechneter Vertraulichkeit.
    »Seit dem – Unfall?«
    »In jener Nacht.«
    »Aber Ihr habt doch gesagt, daß Ihr nichts gesehen habt!« erinnerte er sie.
    »Nichts über Arton oder den anderen Jungen; nichts, was mir aufgefallen wäre oder was ich zu dem Zeitpunkt verstanden hätte. Aber auch die anderen spürten es.« Sie hüllte sich fester in den Umhang. Molin spürte, daß Illyra mit ihrer Offenheit wieder ein S'danzogesetz brach. »Es gibt Steine – Geiststeine – aus der Zeit, ehe die Menschen Götter brauchten. Als sie verlorengingen, wurden die S'danzo geboren, und die Menschen erschufen Götter aus ihren Hoffnungen und Bedürfnissen …
    Wenn die Menschen diese Steine wiederbekämen, würden Götter nicht mehr notwendig sein.«
    Sie machte eine Pause, als Hoxa mit zwei Bechern ins Gemach zurückkehrte.
    »Danke, Hoxa. Ich werde Euch heute nacht nicht mehr brauchen. Nehmt den Rest des Glühweins mit und macht Euch einen schönen Abend.« Molin reichte Illyra den Becher selbst. »Ihr glaubt, daß wir mit diesen Steinen Euren Sohn und Gyskouras befreien könnten?« fragte er, als sie nur noch stumm in den Dampf starrte, der von ihrem Becher aufstieg.
    Illyra schüttelte den Kopf. Tränen oder der würzige Dampf hatten ihr die Wimperntusche verschmiert. »Es ist zu lange her. Einer der verlorenen Steine wurde in jener Nacht beschworen und vernichtet – etwas von seiner Magie war auf die Kinder gerichtet, etwas drang in eine Frau, die mit Tod in den Augen zu mir kam, ein Teil davon fällt immer noch wie Regen auf die Stadt. Aber alles an und von ihm war böse, Fackelhalter. Der Stein wurde beschädigt, als ihn die Dämonen in den Feuern der Schöpfung versteckten. Unsere Legenden täuschten uns. Die Menschen können nicht mehr ohne Götter leben.
    Die anderen Frauen haben das Fallen gespürt, aber ich fühlte etwas anderes in den Schatten. Fackelhalter – es ist noch einer dieser Steine in Freistatt, und er ist schlimmer als der erste!«
    Molin löste den Becher aus ihren zitternden Fingern und nahm ihre Hände in seine. »Was Ihr Geiststeine nennt, sind die nisibisischen Machtkugeln, die Talismane der Nisibisihexen und -hexer. Die eine, die vernichtet wurde, war die Quelle des größten Teils der Kräfte, wenn nicht aller, der Hexe Roxane. Sie war böse, das stimmt, und die Dämonen werden ihre Spielchen mit ihr treiben, dessen bin ich sicher. Aber die Kugeln selbst sind lediglich Gegenstände aus Ton. Die S'danzo brauchen sich

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