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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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werden.
    »Ihr Götter, nein …« hauchte eine vertraute Stimme. »Nicht du!«
    Kama weigerte sich, in diese Richtung zu blicken, und richtete die Augen statt dessen auf den jungen Standortkommandanten, der sie zuerst verfolgt und dann befreit hatte.
    »Nun?« fragte sie heftig. »Seid Ihr zufrieden, oder wollt Ihr mich in den Palast schleppen?«
    Walegrins Kehle zog sich zusammen. Nicht, daß er nicht gewöhnt war, eine Frau in Männerkleidung zu sehen. Immerhin waren sie hier in Freistatt, und der Garnisonssoldat, der ihre Flanke schützte, war eine Frau, die er selbst angeworben hatte, und ein Kämpfer, wie Freistatt keinen verbisseneren hervorbringen könnte. Aber die junge Frau, deren Kleidung an ihr klebte, und deren langes Haar peitschte, wenn sie den Kopf herumwarf, war Rückgrat und Gehirn des 3. Kommandos – und wahrscheinlich der VFBF ebenfalls. Schlimmer noch, sie war Tempus Thales' Tochter.
    »Wer hat Euch geschickt?« stammelte er und hatte das Glück, damit die Frage zu stellen, die in ihr wenigstens ebenso viel Unbehagen weckte, wie er bereits fühlte.
    »Hat dein … Hat Tempus dich geschickt?« fragte Strat und trat in das Licht der frisch angezündeten Fackel.
    Kama warf den Kopf zurück und blieb stumm stehen, bis Thrusher ihre Waffenhand faßte.
    »Lady, wollt Ihr sie je wieder benutzen?«
    »Ja – laßt mich los!«
    »Thrush!« Walegrin wollte seinen Untergebenen zurückhalten, der bereits den Stöpsel seines Weinbeutels herausgezogen hatte. »Ich bin sicher, die Dame hat ihre eigenen …«
    Da drehte sich Thrusher um und ließ den Fackelschein auf die Wunde fallen. Jeder auf dem Innenhof, der selbst eine Waffe trug, zuckte zusammen. Die Haut von Kamas Handteller stand wie verdrehte Stacheln hoch und war mit schwarzen Splittern von der Zisternenwand gespickt. Keine tödliche Wunde, wohl aber eine, die Reflexe und Genauigkeit rauben konnte, was für einen Kämpfer genauso schlimm war. Kama verlor eine Spur ihrer Fassung.
    »Lady«, Thrush blickte Kama fest in die Augen, »habt Ihr da drinnen einen guten Heiler?« Er deutete mit einem Schulterzucken Richtung Labyrinth und mit einem Blick auf seinen Weinbeutel.
    »Seid Ihr ein guter?«
    Thrusher entblößte die Zähne.
    »Er ist nicht schlecht«, versicherte ihr Walegrin, »aber was er da in seinem Beutel hat, ist schlimmer als Teufelspisse.«
    »Ich habe es von meiner einäugigen Großmutter«, erklärte Thrusher, während er auf den Beutel drückte und farblose Flüssigkeit zu Kamas Hand spritzte.
    »Es wird höllisch weh tun!« warnte eine Stimme hinter dem Fackelschein.
    Aber das spürte Kama bereits. Ihr Gesicht wurde weiß und starr und blieb so, bis Thrusher den Stöpsel zurück in den Weinbeutel drückte. Strat bot ihr einen Streifen seines Unterkittels als Verband an, da ihre eigene Kleidung zu schmutzig war. Sie wirkte erleichtert, als Strat die Hand unter ihren Arm schob.
    »Warum?« fragte Strat mit einer Stimme, die Walegrin mehr spürte als sah.
    »Kehrt in die Kaserne zurück«, befahl Walegrin rasch, machte jedoch selbst keine Anstalten, den Hof zu verlassen. »Wir bringen die Dame zu ihrer Unterkunft.« Er begegnete Strats finsterem Blick und starrte zurück, bis Strat ihn senkte. »Ihr und ich müssen uns noch eine Kanne Wein vornehmen«, sagte er, als seine Männer gegangen waren.
    »Warum, Kama?« wiederholte Strat. »Hat er gedacht, Crit würde seinen Befehl nicht ausführen?«
    Sie gingen langsam zu dem Lagerhaus zurück, wo Strat seinen Braunen gelassen hatte.
    »Ich folgte Crit«, gestand Kama. »Als ich ihn mit dem Bogen sah – ich weiß nicht, ob er den Befehl hat oder nicht.« Sie klemmte eine Strähne hinter das Ohr. Was ihr Gesicht an Schmerz verriet, hatte nichts mehr mit ihren Verletzungen zu tun. »Niemand im Palast sieht noch klar. Sie sind schon lange nicht mehr auf die Straße gegangen. Sie verstehen nicht, was vorgeht …«
    Wie alle anderen, die den Winter in Freistatt zugebracht hatten, war Kama durch die Hölle gegangen. Walegrin nahm an, daß sie mehr Vertrauen und Kameradschaftsgefühl zu jemandem hatte, der wie sie diese langen, kalten Nächte an den Barrikaden gewacht hatte, gleichgültig von welcher Farbe sein Armband gewesen war, als zu irgendeinem Außenseiter, selbst ihrem Vater.
    »Ja, um zu verstehen, muß man schon selbst auf den Straßen gewesen sein«, bestätigte er und schob den Arm unter Kamas anderen, damit sie den geschwollenen Knöchel nicht belasten mußte. »Es gibt einen, dem ich

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