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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Sie machte eine demütige Verbeugung, warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Kind in Jihans Armen und tupfte wieder den Schweiß von Nikos Stirn. Jihan fing zu zittern an.
    »Was habt Ihr gesagt?« wagte Molin das wütende Geschöpf zu unterbrechen, das Göttin und gleichzeitig eine verzogene Halbwüchsige war.
    »Gesagt?« Jihan drehte sich mit glitzernden Augen um.
    Wenn die Gischttochter nicht die Macht gehabt hätte, seine Seele am Boden festzufrieren, hätte Molin laut gelacht. Sie ertrug es nicht, etwas, das sie wollte, im Besitz anderer zu sehen, und sie wollte immer mehr, als selbst eine Göttin besitzen konnte, ohne sich zu übernehmen.
    »Ich brauche Euren Rat«, log er, um ihr zu schmeicheln. »Ich finde, daß wir mit Roxane oder ihrem Geist, oder was immer sie geworden ist, die Initiative ergreifen sollten, ehe unsere Besucher aus Ranke ankommen. Glaubt Ihr, wir könnten einen Köder für sie auslegen und sie – mit Eurer Hilfe natürlich – fangen, sobald sie sich ihn schnappen will?«
    »Nicht die Kinder!« Sie drückte das nasse Kind an ihre Brust.
    »Nein, ich glaube, wir könnten eine größere Verlockung für sie finden, eine Machtkugel, wenn sie auf glaubhafte Weise unbewacht scheint.«
    Jihans Arme um Gyskouras entspannten sich, und ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. Ganz offensichtlich reizte sie der Gedanke. »Was soll ich tun?« fragte sie. Sie dachte nicht mehr an die Kinder oder gar Menschen, nur an die Möglichkeit, wieder gegen Roxane kämpfen zu können.
    »Überzeugt als erstes Tempus, daß es eine gute Idee ist, etwas scheinbar sehr Törichtes mit der Machtkugel zu tun. Laßt durchblicken, daß er das Problem unter den Stiefsöhnen lösen könnte, wenn er ihnen die Chance gibt, sich selbst und allen anderen zu beweisen, daß Roxane tot und machtlos ist.«
    »Tempus? Er verbringt mehr Zeit mit seinen Pferden als hier bei mir oder mit den Stiefsöhnen. Ich würde gern mehr mit ihm tun als nur reden.« Sie lächelte stärker, als sie den Mann erwähnte, der durch Sturmbringers Befehl ihr Geliebter und Gefährte während ihrer Zeitspanne als Sterbliche war. »Wir zwei allein könnten uns der Kugel und der Hexe annehmen …«
    Molin spürte Schweiß über den Rücken rinnen. Jihan hatte den Köder geschluckt und den Einfall mit ihrer eigenen, für Sterbliche unvorstellbaren Phantasie ausgeschmückt. Wenn es ihm nicht gelang, sie zu Plänen zurückzulocken, die er selbst formen und kontrollieren konnte, würde das Ganze zu einer Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß werden.
    »Denkt an die Sturmkinder, teure Lady«, sagte er in einem Ton, der salbungsvoll und überzeugend zugleich war. »Denkt an Euren Vater. Ihr dürft sie nicht ohne Euren Schutz lassen – nicht einmal, um mit Tempus zu reiten oder um die Nisibisi­hexe zu vernichten.«
    Jihan seufzte. »Ich könnte sie gar nicht alleinlassen.« Sie strich über Gyskouras' goldene Locken. »Ich muß diese Gedanken aufgeben.« Mit geschlossenen Augen setzte die Gischttochter göttliche Entschlossenheit gegen sterblichen freien Willen ein, bis sie die Schultern geschlagen hängen ließ. »Ich muß noch so viel lernen«, gestand sie. »Sogar die Kinder wissen mehr als ich.«
    »Wenn die Sturmkinder wieder genesen sind, werdet Ihr mit ihnen nach Bandara reisen und dort alles lernen, was sie lernen. Doch momentan seid Ihr die einzige, die in der Lage ist, Roxane durch ihre Täuschungen und Tarnungen zu erkennen. Tempus kann eine Falle für sie errichten – doch nur Ihr werdet wissen, ob sie hineingetappt ist.«
    Ihr Gesicht leuchtete auf, und fast verspürte Molin Mitleid mit Tempus. Der Söldner würde nun keine Wahl mehr haben, als für Einigkeit unter den Stiefsöhnen zu sorgen und sich die nötige Taktik auszudenken, die Roxane aus ihrem Versteck locken konnte. Niemand, nicht einmal ein sich selbst erneuernder Unsterblicher konnte sich Jihans Begeisterung lange widersetzen. Der Priester entspannte sich, da sah er aus den Augenwinkel Bewegung. Niko hatte sich Seylalhas Fürsorge entzogen und starrte mit dem unverbundenen Auge ins Nichts. Vielleicht hatte er das Wort Bandara gehört. Vielleicht … Molin schüttelte den Kopf und weigerte sich, an andere Möglichkeiten zu denken.
    Die Hand, die sich aus der Dunkelheit um Molins Schulter legte, hatte die Kraft einer eisernen Falle. Nur indem er ihr nachgab, sich fallenließ und durch den Schlamm rollte, konnte er dem Angreifers entgleiten. Er bemühte sich um sein

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