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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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erfahren?«
    »Ich glaube, es wäre nicht falsch zu sagen, daß jegliches, von der Hexe herbeigeführte Chaos um ein Vielfaches schlimmer wäre, wenn jemand, wie Ihr sagt, ›von der Hauptstadt‹ es miterlebte.«
    »Und weil wir nicht wissen, wo sie ist oder was sie tun wird und wann sie es tun wird, versuchen wir, uns gegen alles zu schützen und fangen an, uns gegenseitig zu mißtrauen. Mehr als üblich – selbstverständlich nicht Ihr und ich.«
    Molin lächelte unwillkürlich. Unter dieser gutmütigen scheinbaren Schwerfälligkeit verbarg der Prinz ein gewisses Maß an Intelligenz, Führungsqualität und gesunden Menschenverstand. »Selbstverständlich nicht«, bestätigte er.
    »Dann glaube ich, daß wir einen Fehler begehen. Ich meine, wir könnten es gar nicht leichter machen für sie – vorausgesetzt, daß sie wirklich etwas im Schilde führt.«
    »Ihr schlagt etwas anderes vor?«
    »Nein.« Der junge Mann lachte. »Ich mache keine Vorschläge solcher Art – aber ich an Eurer Stelle würde vorschlagen, daß wir ihr mit irgend etwas, dem sie nicht widerstehen kann, eine Falle stellen, statt uns lediglich vor ihr zu schützen.«
    »Und welcher Art von unwiderstehlicher Verlockung würde ich mich bedienen?«
    »Der Kinder.«
    »Nein«, rügte ihn der Priester, jetzt nur halb im Spaß. Die Anregung des Prinzen brachte ihn auf interessante Möglichkeiten, die Probleme Tempus und Magie anzugehen. »Jihan würde es nicht zulassen.«
    »Oh.« Der Prinz seufzte und stand auf. »An sie hatte ich nicht gedacht. Aber ansonsten war es eine gute Idee, nicht wahr?«
    Molin nickte großmütig. »Eine sehr gute sogar.«
    »Dann denkt Ihr darüber nach? So als hätte ich Euch inspiriert. Mein Vater sagte einmal, seine Aufgabe sei nicht, die Lösungen für alle Probleme des Reiches zu finden, sondern andere Männer zu inspirieren, sie zu finden.«
    Molin sah dem Prinzen nach, der zur Treppe ging und nicht versäumte, jede Gruppe Arbeiter zu grüßen. Kadakithis war unter Dienstboten aufgewachsen, er hatte unter ihnen nicht nur mehr Selbstvertrauen, sondern war auch beliebter bei ihnen, als seine hochgeborenen Verwandten ahnten. Es konnte leicht sein, daß er sie alle überraschte und der Führer wurde, den Freistatt und das Reich brauchten.
    Der Priester wartete, bis der junge Mann unten war, ehe er sich zu einer anderen Treppe und dem Ilsiger Schlafgemach begab, wo er den Vorschlag des Prinzen fördern und seine eigenen Inspirationen an jene weitergeben würde, die am geeignetesten waren, etwas daraus zu machen.
    Jihan badete gerade Gyskouras, als die beysibische Wache Molin meldete. Mit sichtlichem Zögern überließ sie das reglose Kleinkind einer Pflegerin und ging mit den langen geschmeidigen Schritten einer Frau, die nie Kleidung trug, die sie einengte. Wasser war ihr Element; sie glühte, wo sie sich damit bespritzt hatte.
    Einen Augenblick vergaß Molin, daß sie eine Gischttochter war, und dachte nur daran, daß mehr als ein Monat vergangen war, seit seine Gemahlin ihn verlassen hatte, und daß ihn schon immer eine kriegerischere Art von Weib angezogen hatte, als gesellschaftlich für ihn vertretbar war. Doch dann rann ihm Schauder den Rücken hinunter, als Jihan ihn abschätzend musterte, und das flüchtige Begehren schwand spurlos.
    »Ich habe Euch erwartet.« Sie trat zur Seite, um ihn in die Kinderstube zu lassen.
    »Ich wußte bis vor wenigen Augenblick selbst nicht, daß ich hierherkommen würde.« Er hob ihre Hand an seine Lippen, als wäre sie eine rankanische Edle.
    Jihan zuckte die Schultern. »Ich weiß es eben. Der Pöbel«, sie deutete zur Tür und der Stadt, »lebt nicht wirklich. Aber Ihr und die anderen seid lebendig genug, um interessant zu sein.« Sie nahm der Frau Gyskouras wieder ab und badete ihn weiter, was ihr offensichtlich Freude machte. »Ich mag interessante …«
    Die Gischttochter hielt inne. Fackelhalter folgte ihrem Blick. Seylalha, die geschmeidige Tempeltänzerin und Mutter des reglosen Kindes in Jihans Armen, tupfte behutsam den Schweiß von Nikos immer noch fiebriger Stirn.
    »Berührt den Verband nicht!«
    Seylalha drehte sich um und stellte sich Jihans funkelndem Blick. Ehe sie die Mutter von Vashankas Erben geworden war, hatte die junge Frau nur die bedrückende Welt einer Tanzsklavin gekannt. Sie war von verbitterten Frauen ausgebildet und herumkommandiert worden, denen man die Zunge abgeschnitten hatte, als Vashanka sie ablehnte. Für ihre Gefühle brauchte sie selten Worte.

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