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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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verschwamm wie in einem Fieberanfall. Er berührte seinen Gürtel, in den er den zierlichen Ring gesteckt hatte, den Ring, der gerade noch an seinen kleinen Finger paßte.
    Sie hatte ihn durch Haught geschickt.
    Haught hatte den Trupp angegriffen, um an das heranzukommen, was immer Tempus auf der anderen Seite war. Tempus und der Priester. Und die Götter.
    Verdammt, es fügte sich zu einem Muster zusammen, nur zu gut nahm es Form an: Ischade hatte keine Götter. Haught und der tote Mann, die einen Versuch gemacht hatten, der die ganze Stadt hätte erschüttern können.
    Ischade hatte ihn in jener Nacht, als Crit zum Haus am Fluß gekommen war, zu Crit zurückgeschickt. Seither war nichts mehr wie zuvor.
    Er hielt den Ring ins Licht und steckte ihn an den Finger. Es raubte ihm den Atem, und die Berührung war schier unerträglich. Wie eine Droge war es. Er hatte nicht gewagt, ihn in Crits Anwesenheit zu tragen, nicht ein so offensichtliches Zeichen. Aber er trug ihn, wenn er dachte, daß er nicht auffallen würde, wenn lediglich Passanten ihn sehen könnten, doch für die war er nur ein gesichtloser Reiter, denn sie ignorierten Stiefsöhne. Er war ein Symbol, das war alles, er war eine Macht, er war ein Mann mit Schwert, und alle in der Stadt wollten tun, als hätten sie keinen besonderen Grund, besorgt auf einen rankanischen Reiter zu blicken, der zu groß und zu grimmig war, etwas anderes zu sein, als er war. Wenn also seine Augen so gut wie blicklos waren, bemerkte es niemand. Es dauerte nur einen Moment. In den letzten Tagen hatte es immer nur ganz kurz gedauert, denn wenn er das Metall in der Hand hatte, fühlte er die Verbindung zu ihr, und seine Seele war wieder heil.
    Er schauderte und blickte auf. Wo die Straße gerade verlief, was in Freistatt selten war, konnte er einen Hauch von Sonnenschein auf der Mauer der Oberstadt schimmern sehen.
    Am Fenster ratterte es, Steinchen klapperten an den Laden im oberen Schlafgemach. Moria fuhr zusammen und drückte die Hand aufs Herz. Einen Augenblick lang hatte sie befürchtet, ein großer Vogel rüttle am Laden. Mit einer solchen Heimsuchung hatte sie gerechnet, auch am hellichten Tag. Aber sie erhob sich vom Bett, auf das sie sich geworfen hatte, trotz des einschneidenden, enggeschnürten Satinmieders, das eine Dame in Freistatt tragen mußte – dadurch wurde ihr schwindelig, und jedesmal, wenn sie die Treppe hinaufstieg, fiel sie fast in Ohnmacht.
    Jetzt wußte sie, was dieses Rattern der Steine bedeutete: Jemand war unten in dem engen Seitendurchgang, der zur Hinterseite des Hauses und dem Pferdestall führte. Jemand, der wußte, wo ihr Schlafzimmer lag, vielleicht dieser hartnäckige Lord, der den Hauseingang belagerte; oder – Shalpa! Vielleicht kam Mor-am zurück. Vielleicht befand er sich in großen Schwierigkeiten, vielleicht brauchte er sie, vielleicht würde er es an diesem Fenster versuchen, dem einzigen, das nicht zur Straße hinauswies.
    Sie ging und öffnete den inneren Laden, spähte hinaus und hinunter und sah das Gesicht, das ihr in letzter Zeit so vertraut geworden war, zu ihr heraufblicken. Es ärgerte sie, daß er schon wieder hier war, doch gleichzeitig empfand sie Furcht und Mitleid. Er war ein Narr, sah so gut aus und war so hilflos in IHREM Zauber, der irgendwie völlig schiefgegangen war.
    »O verdammt!« Sie riß das Fenster auf und beugte sich hinaus. Ihre geschnürte Taille lehnte auf dem Sims, und der Druck zerquetschte fast ihre Rippen. Kalter Wind peitschte ihr ins Gesicht und zerzauste ihr Haar. Lose Bänder flatterten um den Hals. »Geht weg!« rief sie. »Hat mein Türhüter Euch das nicht gesagt? Geht weg!«
    Lord Tasfalen verbeugte sich tief, dann blickte er wieder auf. Sein Blick hätte auch ein härteres Herz zum Schmelzen gebracht. »Meine Lady, verzeiht mir – nein! Hört mir zu, ich flehe Euch an. Ich kenne ein Geheimnis …«
    Sie hatte das Fenster wieder schließen wollen, doch nun lehnte sie sich schwindelig wieder über den Sims. Ihr Herz pochte auf eine Weise, daß ihr alles unwirklich vorkam, als vibriere etwas Unnatürliches in ihren Adern, als wäre dieses Gefühl zurückgekehrt, das sich ihrer bemächtigt hatte, als Haught sie berührte und so veränderte, wie sie jetzt war. Und dieses Gefühl hielt an und wuchs in ihr, so daß sie selbst zur Bedrohung und einer Macht wurde – sie die arme Moria aus der Gosse sollte eine Kerze sein, die die Flügel dieses bedauernswerten Lords versengte, während eine Feuersbrunst

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