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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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seiner harrte, die eine Macht von einem Ausmaß war, die sie beide verschlingen konnte.
    »O Narr!« stöhnte sie. Sie sah dieses Gesicht, hörte das Wort Geheimnis und die Dringlichkeit in seiner Stimme. »Kommt hinten herum«, zischte sie und schloß das Fenster und den Innenladen, und erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie einen Lord von Freistatt aufgefordert hatte, durch den Dienstboteneingang hereinzukommen, und daß er ihren Worten folgte.
    Sie steckte die Zehen in die Schuhe, konnte sich jedoch in dem engen Mieder nicht bücken. Dann hastete sie hinaus zur Treppe und hielt sich rutschend an dem Geländer fest, als sie hinunterflog, weil sie durch die gebauschten, viel zu vielen beysibischen Unterröcke weder ihre Füße noch die Stufen sehen konnte. Unten angekommen klammerte sie sich völlig außer Atem an den Geländerknauf und blickte gequält auf das Hausmädchen, das sie angaffte.
    »An der Hintertür steht ein Mann«, sagte Moria und deutete. »Laß ihn ein.«
    »Ja, Ma'am«, sagte das Mädchen, schob die Locken unter das Kopftuch und klapperte in ungewohnten, zu großen Schuhen davon, um zu tun wie geheißen. Sie war eine von denen, die zur Aushilfe beim Bankett geschickt worden waren; und sie war geblieben, weil Moria nicht wußte, was sie sonst mit ihr hätte tun sollen. Wie mit dem neuen Küchenchef. Als hätte SIE alles vergessen, hatte SIE Moria einfach das viele Personal dagelassen, um das sie sich jetzt kümmern mußte; und sie hatte Mor-am einen Teil des Wirtschaftsgelds gegeben, viel zuviel davon. Ischade würde es herausfinden. Sie würde das herausfinden …
    Moria hörte das Mädchen klappernd durch den hinteren Korridor trampeln, hörte, wie die Tür geöffnet wurde, und ging in den Salon, wo es einen Spiegel gab. Sie stand davor und kramte verzweifelt nach Haarnadeln, um ihre Locken wieder hochzustecken.
    Ihr Götter, bin das ich? Sehe ich so aus? Das bin nicht ich, das hat Haught gemacht, und SIE hat ihn inzwischen erwischt. Vielleicht hat SIE ihn gleich getötet, ihn in IHR Bett mitgenommen und dann in den Fluß geworfen – wie SIE mich hineinwerfen wird; diese ganzen verdammten Bettler überfallen mich in der Nacht und schneiden mir die Gurgel durch … O ihr Götter, seht euch doch mein Gesicht an, ich bin hübscher als SIE. Das muß SIE gesehen haben …
    Schritte erklangen auf dem Korridor. Ein Gesicht erschien in dem Spiegel neben ihrem. Sie drehte sich um, ließ die Hände fallen, als sich eine Locke wieder löste, ihr Busen wogte – sie wußte plötzlich, welche Wirkung sie erzielte, natürlich wie das Atmen und gefährlich wie eine Spinne.
    Sie sah Tasfalens anbetenden Blick, und das verstörte Hämmern ihres Herzens sowie das einengende Mieder brachten sie wieder einer Ohnmacht nahe.
    »Welches Geheimnis?« fragte sie. Da kam Tasfalen heran, nahm ihre Hand in seine und war mit einem Schritt näher, als sie ihn kommen lassen wollte. Er roch nach Gewürzen und Rosen.
    Wie ein Blumenverkäufer. Oder eine Beerdigung.
    »Daß ich Euch begehre«, antwortete Tasfalen, »und daß Ihr Euch in tödlicher Gefahr befindet.«
    »Was – für eine Gefahr?«
    Er ließ ihre Hand los, nahm sie bei beiden Schultern und blickte ihr fest in die Augen. »Gerüchte. Klatsch. Ihr seid in der Stadt bekannt geworden, und jemand betreibt Rufmord an Euch, erzählt schändliche Sachen. Ich möchte sie nicht alle wiederholen. Nur einige. Daß Ihr mit Terroristen verkehrt. Daß Ihr Handlangerin dieser – stimmt das? – dieser Frau seid? Dieser dunklen Frau – ich kenne ihren Namen, liebe Dame. Ich habe meine Quellen, und die erwähnten Euren Namen …«Er rollte die Augen Richtung Palast, während seine Hände zu ihren glitten und sie zu ihm zogen. »Ich möchte Euch mit in mein Haus nehmen. Ihr werdet dort in Sicherheit sein. Trotz der allgemeinen Unsicherheit. Ich habe Verbindungen und Mittel. Ich stelle sie Euch alle zur Verfügung.«
    »Ich kann nicht. Ich wage es nicht. Ich wage es nicht, wegzugehen …«
    »Moria.« Er drückte sie an sich, umarmte sie so fest, daß die Sinne sie fast verließen, hob ihr Gesicht mit einem Finger an ihrem Kinn hoch und senkte die Lippen zu ihren hinab. Das war vermutlich alles, was er tun konnte, da er ein Narr war. Und vielleicht stimmte auch mit ihr etwas nicht, denn diese Berührung regte etwas in ihr, wie es bisher nur Haught fertiggebracht hatte, trotz der vielen, vielen Männer, mit denen sie es für Geld gemacht hatte. Und die meisten lebten nicht mehr,

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