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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Niemand, vor allem nicht eine Nisibisihexe oder ein namenloser Dämon, durfte so über Jihan sprechen und es überleben. Auch wenn Sturmbringer seine ungezeugte Tochter aus einem arktischen Seesturm erschaffen hatte, erkannte sie eine Beleidigung, wenn sie sie fühlte. Sie besprühte die Kugel mit einer dicken Schicht Eis, dann legte sie die Hände auf Nikos Brust.
    »Ich bin hier!« rief sie, und eisiger Wind brauste heulend in Nikos Ruheort. »Ich bin hier, verdammt!«
    Mit ihrem Zorn tobte sie über die einst so schöne Landschaft eines maat begnadeten Geistes. Der dunkle Kristallbach wand sich und gefror zu qualvollen Formen. Versengte Bäume knackten und krachten zu Boden unter der Eislast, die ihr folgte. Sie erreichte die Wiese, wo das reine Licht Jannis das Tor bewachte.
    »Ich gehe hinein«, sagte sie ihm, obwohl sie keine Verbindung zu solchen Geistern hatte und seine Antwort weder zu hören noch zu verstehen vermochte. Das schwere Tor mit den mannsdicken Eisenriegeln erschien vor ihr. Sie ließ ein dickes Reifmuster auf dem Metall zurück, als sie hindurchdrang, um sich einer Ewigkeit zu stellen, so unendlich und leer, wie des Dämons Nikoaugen gewesen waren,
    »Feigling!« kreischte die Gischttochter, als Nichts, das Wesen aller Dämonen, ihre Substanz wegsaugte. Blind schlug sie um sich, verausgabte sich töricht gegen einen Feind, dessen Haupteigenschaft seine Abwesenheit war. »Feigling!«
    Sie zog sich, eine zerfetzte Schwade, zum reifüberzogenen Tor zurück und brach auf der Wiese zusammen. Ihre Wut und ihr Selbstvertrauen waren gleichermaßen geschrumpft. Dämonengelächter, das sich ihrer eigenen, gestohlenen Stimme bediente, verstärkte noch ihre Schmach. In ihrer Hilflosigkeit sammelte Jihan Eisscherben und schmetterte sie an das Tor.
    »Ich komme zurück!« rief sie, während das Eis in dem tauenden Kristallbach schmolz. »Du wirst schon sehen!«
    Sie schniefte und wischte mit dem feuchten Arm über die Augen. Der Boden war glatt von schmelzendem Eis, mehr als einmal rutschte sie aus. Schmerz und Kälte wurden Teil ihres Wortschatzes als Sterbliche, während sie sich auf den Heimweg machte, ohne auch nur einen Blick zurück, der ihr gezeigt hätte, daß die Wiese heller wurde und der Kristallbach wieder klar dahinrauschte.
    »Ich dachte, wir hätten sie verloren«, gestand Tempus, als er sah, wie sich die Gischttochter über den Hügel schleppte.
    Wir? Machen wir uns denn etwas aus ihr? fragte Sturmbringer mit bedrohlich freundlichem Ton.
    Tempus drehte sich nicht einmal um. Er wäre nicht, wo immer er momentan war, wenn nicht irgendein Gott ihn versetzt hätte; und göttliche Einmischung weckte längst keine Ehrfurcht mehr in ihm. »Das ist doch selbstverständlich, oder nicht? Meinetwegen hätte sie sich fast umgebracht.«
    Daß du dir etwas aus ihr machst, genügt nicht. Sie ist jetzt eine Sterbliche und braucht etwas weniger Abstraktes. Wenn Liebe für dich unmöglich ist, erinnerst du dich doch gewiß an Vergewaltigung? Der Wettervater erschien vor Tempus mit blutroten Augen und Körperteilen, die kein einheitliches Ganzes bildeten.
    Der Mann, der Vashankas Günstling gewesen war, blickte den Gott unfreundlich an. »Das ist allein mir überlassen!« antwortete er herausfordernd.
    Du bist ein unerfreuliches Menschlein – aber ich brauche dich …
    »Nein.«
    Sie ist eine Göttin.
    »Nein.«
    Ich kümmere mich um dieses Scheusal.
    »Das wirst du auch so tun – schon weil es ihr das angetan hat. Die Antwort bleibt nein.«
    Ich sorge dafür, daß sich meine Tochter in einen anderen verliebt!
    »Einverstanden.«
    Die Sturmkinder lagen aufgebahrt auf einem samtüberzogenen Podest in dem Raum mit der Gewölbedecke, der als Ilsigisches Schlafgemach bekannt war. In einem Alkoven spielten Musikanten die schrillen dissonanten Weisen, die die Beysiber so liebten und die Fackelhalter die Haare aufstellten. Er preßte den Zeigefinger auf den Nasenrücken und bemühte sich an Angenehmes zu denken, irgend etwas Angenehmes, das das Warten leichter machen würde.
    Shupansea, die in einem Alkoven mit vorgezogenen Vorhängen saß, dem der Musiker gegenüber, war ebenso unruhig, nur durfte sie es nicht zeigen, weil sie nicht allein war. Ihre Kammerfrauen schwärmten um sie herum, fingerten an ihrem Haar, mit ihrem Geschmeide und der Pracht ihrer Cosa. Sie war an diesem Abend die Beysa – wie nicht mehr seit der Hinrichtung ihres Vetters im Sommer. (3) Ihr Busen war mit leuchtendem Puder bestäubt und mit

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