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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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aber der Priester rührte sich immer noch nicht. »Haltet den Atem an«, fügte sie nach kurzer Pause hinzu.
    Er hielt den Atem an und bemühte sich, nicht auf die grünlichen Dämpfe zu achten, auch nicht auf das Zischen der Flüssigkeit, als sie sich durch den Läufer in den Granit darunter fraß. Das Obsidianmesser zitterte, als er es der kleinsten Schlange entgegenstreckte – deren Kopf mit der blattförmigen Nase auf der rechten Brustwarze der Viper ruhte. Molin war darauf vorbereitet, auf jede nur erdenkliche, entsetzliche Weise zu sterben.
    Die Beynit-Viper züngelte ein halbes Dutzendmal oder öfter, ehe sie sich herabließ, der übelriechenden schleimigen Flüssigkeit, die bereits anfing, auf der Schneide zu erstarren, einen glitzernden Tropfen ihres Giftes hinzuzufügen – und sie war die entschlossenste der drei. Molins Lunge drohte zu bersten, und seine Sicht vermischte sich mit schwarzen Punkten von Bewußtlosigkeit, als er sich wieder dem Avatar zuwandte.
    Shupansea streckte ihm die Hände mit den Handflächen nach oben entgegen. Er blickte darauf hinunter und sah dort ein Gitter aus unzähligen Messernarben. Während seiner Jugend in der Armee hatte er mehr Menschen getötet, als er sich erinnern wollte, auch manche Frau, doch er zögerte – er war zum erstenmal außerstande zu tun, was getan werden mußte.
    »Schnell!« befahl Shupansea.
    Aber er rührte sich nicht, so griff sie selbst nach dem Messer und drückte die schreckliche Schneide tief in ihr Fleisch. O Mutter! betete sie, als ihr Blut die brennende Last zu ihrem Herzen trug. Die Priester hatten geraten, auf die fünfte Destillierung zu warten. Sie hatten ihre Ämter aufgegeben, um nicht bei ihrem Tod dabei sein zu müssen. Die Schlangen stießen ihre Zähne viele Male in ihren Busen, aber es würde nicht genügen. Nicht einmal, daß Mutter Bey in ihr war, würde genügen, die Bösartigkeit zu ändern, für die Roxane gesorgt hatte. Sie ballte die Finger und hörte, wie die gezahnte Schneide des Messers in den Knochen sägte, aber sie spürte nichts.
    Ohnmacht umfing sie, doch die lebenslange Zucht von Mutter Beys Avatar verhinderte, daß sie zu Boden sank. Sie war sich der grauenvollen Qual nicht bewußt, als der unvollkommene Absud das Herz erreichte und es anhielt. Sie hörte nicht das einstimmige Ächzen von Beysibern und Rankanern gleichermaßen, als sich das Weiße ihrer Augen hochrollte und die drei Beynits über ihren erschauernden Brüsten erstarrten.
    Sie spürte nicht, wie Molin das Messer losließ, und sah nicht, wie er die zischelnden Schlangen ignorierte und sie aufrechthielt, als selbst die Zucht versagte.
    Sie hörte weder Kadakithis' Entsetzensschrei noch das Klatschen seiner Sandalen auf dem Steinboden, als er herbeiraste, um dem Priester die Last abzunehmen.
    Sie fühlte überhaupt nichts, bis die Tränen des Prinzen in ihre offenen Augen tropften, dann blinzelte sie und starrte zu ihm auf.
    »Wir haben es geschafft«, versicherte sie ihm mit einem schwachen Lächeln und ließ das nun harmlose Messer aus ihren narbigen, aber unverletzten Händen fallen.
    Shupansea fehlte die Kraft, die Blutstropfen, die nun aus ihrer Brust quollen, in einer anderen, leeren Phiole aufzufangen; noch konnte sie diese Phiole nehmen und ihren Inhalt zuerst Gyskouras, dann Arton einflößen. Ihre Augen waren geschlossen, während alle anderen beteten, daß das veränderte Blut die Sturmkinder wecken würde, und sie blieben es, als die beiden Knaben sich zu bewegen begannen und Dankesrufe aller Anwesenden erklangen.
    »Sie muß sich jetzt ausruhen!« sagte der Prinz zu den starrenden Frauen ringsum. »Ruft ihre Wachen, und laßt sie zu ihren Gemächern tragen.«
    »Sie ist allein mit Allmutter«, erklärte die älteste Hofdame. »Wir mischen uns nicht ein.«
    Kadakithis blinzelte ungläubig. »Die Göttin wird sie nicht in ihr Bett tragen, oder?« sagte er heftig in ihr Schweigen. »Verdammt, dann trage ich sie.«
    Verglichen mit den Soldaten in seinen Diensten war er ein schmächtiger junger Mann, aber er war in allen männlichen Disziplinen ausgebildet, und es kostete ihn keine Mühe, sie hochzuheben. Die nachschleifende Cosa verhedderte sich zwischen seinen Füßen und hätte ihn fast zu Fall gebracht, bis er beide Füße auf den Goldbrokat stellte und den Stoff von dem Rahmen riß. Die Beynitvipern, die ihr Gift entleert hatten, glitten rasch aus seinem Weg.
    »Sie ist allein mit mir«, erklärte er laut, dann schritt er mit der Beysa auf

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