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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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loswirst!« »Sieh zu, daß du die Hexen loswirst!« hatte man ihm dort gesagt. »Und laß dich vorher nicht mehr hier blicken!« Also war er in den Palast zurückgekehrt, um sich von Jihan gesundpflegen zu lassen, während er über das Schicksal haderte, das ihm so zusetzte.
    »Ihr habt es versucht«, tröstete ihn Jihan und stellte das Schüsselchen zur Seite. »Ihr habt Euer Bestes getan.«
    »Ich habe versagt! Ich wußte, was geschah, und ließ mich von ihr übertölpeln. Niko hätte es verstanden; ich wußte, daß Niko verstanden hätte, weshalb wir ihn hier unten hatten. Aber nein, ich mußte auf sie hören.« Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf; eine Strähne fiel ihm über die Augen. Jihan beugte sich über ihn, um sie zurückzustreichen, ganz behutsam, um nur ja nicht die glänzenden, nicht ganz so schlimmen Verbrennungen in seinem Gesicht und den versengten, fast kahlen Teil seiner Kopfhaut zu berühren, die immer noch nach dem Feuer rochen.
    »Wir alle haben in dieser Sache Fehler gemacht«, beruhigte ihn Tempus, der soeben eintrat. Er öffnete seinen Umhang und ließ ihn auf den Boden fallen, während er durch das Gemach kam. Die Feuerstelle des Hypokaustums war seit zwei Tagen nicht angeheizt worden, trotzdem war es bei weitem immer noch der wärmste Raum im Palast. »Wie geht es ihm?« fragte er, als er neben Niko stand.
    Der Körper des jungen Mannes wies nur noch wenige Spuren seiner schrecklichen Heimsuchung auf. Die Schwellungen und Blutergüsse waren fast ganz verschwunden, und sein Gesicht war im Schlaf friedlich, ja fast lächelnd.
    »Besser als es sein dürfte«, antwortete Jihan bedrückt. Sie legte die Hand sanft auf Nikos Stirn. Der Anflug eines Lächelns schwand, und der besessene Söldner stemmte sich gegen die Ledergurte, die ihn ans Bett fesselten. »Der Dämon hat seinen Körper nun völlig übernommen und heilt ihn, wie es ihm gefällt.« Sie zog die Hand zurück. Sofort beruhigte sich Niko oder vielmehr sein Körper.
    »Bist du sicher?«
    Sie zuckte die Schultern, streckte die Hand nochmals nach Niko aus, doch dann legte sie sie statt dessen um Tempus' Arm. »So sicher, wie ich bei allem bin, was ihn betrifft.«
    »Geheimnisvoller?« Die haselnußbraunen Augen öffneten sich mit flatternden Lidern, aber sie blickten ins Leere, und die Stimme, obwohl sie wie die Nikos klang, gehörte nicht ihm. »Geheimnisvoller, seid Ihr es?«
    »Ihr Götter – nein!« Tempus machte einen Schritt vorwärts, dann zögerte er. »Janni?« flüsterte er.
    Der Körper, in dem sich der Dämon, Janni und Niko befanden, wand sich und fletschte die Lippen zum Grinsen eines Totenschädels.
    »Die Kugel, Geheimnisvoller. Abarsis. Die Kugel. Zerbrecht die Kugel!«
    Die gespreizten Finger bogen sich nach hinten, als wären sie knochenlos; der Hals peitschte mit ungeheurer Kraft hin und her, daß die Holzlatten unter der Matratze fast knickten. Tempus legte rasch die Hände unter Nikos Kopf, um die Foltern der Anderswelt mit seinem eigenen Fleisch zu dämpfen.
    »Tu was für ihn!« brüllte er, als Nikos Körper wild zuckte und Blut aus Nase und Lippen zu sickern begann.
    »Tu was für ihn!«
    Das höhnische Echo des Dämons kam von irgendwo aus Nikos Gedärmen. Funken sprühten entlang Tempus' Armen und lähmten ihn. Nikos Arme, die nun nicht mehr zuckten, stemmten sich entschlossen gegen die Gurte.
    »Er will überwechseln!« schrillte Randal. Er sprang vom Stuhl auf und deutete mit verbundenen Fingern. Sein Wille rief Feuer herbei, aber sein geschundenes Fleisch konnte es nicht halten. Ächzend sackte er in die Knie.
    »Armer kleiner Magier.« Die bekannte Stimme kam aus einer schimmernden blauen Kugel und lachte mit Strychninsüße. »Ich mach' das für dich.« Eine blaue Feuerzunge flackerte aus der Kugel. Nun war Randal ebenso starr wie Tempus.
    Jihan holte einen tiefen Atemzug, der das Salzwasser in den Eimern gefrieren ließ. Sie war bisher geduldig gewesen mit diesen Sterblichen, hatte sich an ihre Regeln gehalten, sich mit ihrer Weisheit abgefunden, selbst wenn diese allem widersprach, was ihre Instinkte forderten. Doch nun, da sie endlich hilflos waren, würde sie auf ihre Weise vorgehen.
    Niko drehte sich, die leeren Augen der blauen Kugel zugewandt, und stellte eine stumme Frage.
    »Sturmbringers Gischt«, antwortete Roxane mit der Bosheit und Verachtung, wie nur Frauen sie für ihnen unterlegene Geschlechtsgenossinnen empfinden konnten.
    Ein eisiger Wind wirbelte durch das zuvor so warme Gemach.

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