Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn
nicht verstehen. Das Licht hatte ihn geblendet, aber noch mehr hatte ihn Zaks Fortführung des Kampfes überrascht. Drizzt hielt inne, denn er konnte der Falle nicht entkommen, und er versuchte einen Ausweg aus seiner Blindheit zu finden. Er mußte den Fluß des Kampfes fühlen, die Geräusche seines Angreifers hören und auf jeden kommenden Stoß eingehen können.
Er hob seine Krummsäbel gerade rechtzeitig hoch, um einen Schwertstreich abzuwehren, der seinen Schädel gespalten hätte. Zak hatte die Abwehrbewegung nicht erwartet. Er wich zurück und griff aus einem anderen Winkel an. Wieder wurde er abgeschlagen. Weniger mit Neugierde als mit dem Wunsch, Drizzt zu töten, führte der Waffenmeister eine Reihe von Angriffen durch und vollführte mit seinem Schwert Bewegungen, die die Abwehr vieler durchbrochen hätten, die ihn sehen konnten.
Blind schlug Drizzt ihn ab und antwortete mit seinem Krummsäbel auf jeden neuen Stoß.
»Verrat!« schrie Drizzt, der noch immer von übriggebliebenen schmerzhaften Explosionen hellen Lichts in seinem Kopf gequält wurde. Er wehrte einen weiteren Angriff ab und versuchte wieder Boden zu gewinnen, denn er erkannte, daß er wenig Aussicht hatte, den Waffenmeister aus einer gebeugten Haltung heraus abzuwehren. Die Qualen durch das stechende Licht waren jedoch zu groß, und Drizzt, der nahe am Rand der Bewußtlosigkeit stand, taumelte zurück auf den Felsenboden und verlor dabei einen Krummsäbel. Er schlug wild um sich, denn er wußte, daß Zak näher kam.
Der zweite Krummsäbel wurde ihm aus der Hand geschlagen.
»Verrat«, grollte Drizzt erneut. »Haßt Ihr es so zu verlieren?«
»Versteht Ihr denn nicht?« schrie Zak ihn an. »Verlieren heißt sterben! Ihr mögt tausend Kämpfe gewinnen, aber Ihr könnte nur einen verlieren!« Er brachte sein Schwert auf eine Linie mit Drizzts Kehle. Zustoßen, das sollte er tun, bevor die Meister der Akademie seinen Schützling in die Hände bekamen.
Zak wirbelte sein Schwert durch den Raum, streckte die leeren Hände aus, ergriff Drizzt vorne an seinem Hemd und zog ihn auf die Füße.
Sie standen Angesicht zu Angesicht, wobei keiner den anderen in dem blendenden Licht richtig sehen konnte und keiner fähig war, die angespannte Stille zu durchbrechen. Einen langen, atemlosen Moment später verblaßte der Dweomer des beschworenen Bergkristalls, und der Raum wurde wieder erträglicher. Tatsächlich betrachteten sich die beiden Dunklen Elfen in anderem Licht.
»Ein Trick der Priesterinnen der Lloth«, erklärte Zak. »Sie halten einen solchen Lichtzauber stets bereit.« Ein angespanntes Lächeln stahl sich über sein Gesicht, als er versuchte, Drizzts Zorn zu besänftigen. »Wobei ich gestehen muß, daß ich selbst schon häufiger solches Licht gegen Geistliche gerichtet habe, sogar gegen Hohepriesterinnen.«
»Verrat«, spie Drizzt ein drittes Mal aus.
»Das ist unsere Denkungsart«, erwiderte Zak. »Ihr werdet es lernen.«
»Es ist Eure Denkungsart«, murrte Drizzt. »Ihr lächelt, wenn Ihr davon sprecht, Priesterinnen der Spinnenkönigin zu töten. Gefällt es Euch so sehr zu töten? Drow zu töten?«
Zak konnte die anklagende Frage nicht beantworten. Drizzts Worte verletzten ihn tief, weil sie die Wahrheit enthielten und weil Zak erkannt hatte, daß seine Vorliebe für das Töten von Priesterinnen der Lloth eine feige Antwort auf seine eigenen unergründlichen Enttäuschungen war.
»Ihr hättet mich getötet«, sagte Drizzt hart.
»Aber ich habe es nicht getan«, gab Zak zurück. »Und nun lebt Ihr, um zur Akademie zu gehen - um einen Dolch in den Rücken zu bekommen, weil Ihr die Realitäten unserer Welt nicht seht, weil Ihr Euch weigert zu erkennen, was Euer Volk ist.«
»Oder Ihr werdet einer von ihnen«, grollte Zak. »Wie dem auch sei, der Drizzt Do'Urden, den ich kannte, wird sicherlich sterben.«
Drizzt verzog das Gesicht und konnte noch nicht einmal Worte finden, um die Möglichkeiten zu erörtern, die Zak ihm entgegenschrie. Zak behandelte ihn schändlich. Er fühlte das Blut sein Gesicht hinablaufen, aber sein Herz war zornig. Er ging fort und ließ seinen Haß noch viele Schritte lang bei Zak verweilen.
»Nun geht denn, Drizzt Do'Urden!« schrie Zak hinter ihm her. »Geht zur Akademie, und sonnt Euch im Glanz unseres Heldenmutes. Aber erinnert Euch an die Folgen solcher Fähigkeiten. Es gibt immer Konsequenzen!«
Zak zog sich in die Sicherheit seines Privatraumes zurück. Die Tür schloß sich mit solch
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