Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel
einmal mehr, denn der Jäger, der sich gegen Briza stellte, war nicht länger Drizzt Do'Urden. Der wilde, urwüchsige Krieger, der durch die Erinnerungen an den toten Zaknafein beschworen worden war, war unzugänglich für Worte und Lügen.
Brizas Arm zuckte, und die sechs Vipernköpfe der Peitsche wirbelten heran, drehten und wanden sich aus eigenem Willen, um den besten Angriffswinkel zu finden.
Die Krummsäbel des Jägers reagierten in einer kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit. Briza vermochte den blitzschnellen Hieben nicht zu folgen, und als sie ihren Angriff beendete, wusste sie nicht nur, dass keiner der Schlangenköpfe sein Ziel gefunden hatte, sondern auch, dass nur noch fünf Köpfe an der Peitsche geblieben waren.
Voller Wut darüber, einen ebenbürtigen Gegner gefunden zu haben, griff Briza an und schwang ihre beschädigte Peitsche. Schlangen und Krummsäbel und schlanke Gliedmassen von Dunkelelfen verflochten sich zu einem tödlichen Ballett.
Ein Kopf biss in das Bein des Jägers und schickte einen sengenden Strahl kalten Schmerzes durch seine Venen. Ein Krummsäbel wehrte einen anderen trügerischen Angriff ab, teilte einen Kopf in der Mitte, direkt zwischen den Fängen.
Ein anderer Kopf biss den Jäger. Ein weiterer Kopf fiel zu Boden.
Die Gegner ließen voneinander ab und maßen sich. Brizas Atem kam nach diesen wenigen, wilden Minuten schwer, doch die Brust des Jägers bewegte sich ruhig und rhythmisch. Briza war unversehrt, aber Drizzt war zweimal gebissen worden.
Indes hatte der Jäger schon lange zuvor gelernt, Schmerz zu ignorieren. Er war zum Weiterkämpfen bereit, und Briza, deren Peitsche jetzt nur noch drei Köpfe trug, griff hartnäckig an. Sie zögerte für einen Sekundenbruchteil, als sie bemerkte, dass Dinin noch immer auf dem Boden lag, seine Sinne aber zurückzukehren schienen. Würde ihr Bruder aufstehen, um ihr zu helfen?
Dinin krümmte sich und versuchte sich aufzurichten, doch seine Beine waren zu schwach, um ihn tragen.
»Seid verdammt!« knurrte Briza, ihre Gehässigkeit war auf Dinin gerichtet oder auf Drizzt - das spielte keine Rolle. Die Macht ihrer Göttin, der Spinnenkönigin, anrufend, schlug die Hohepriesterin der Lloth mit all ihrer Kraft zu.
Nach einem einzigen Kreuzhieb des Jägers fielen drei Schlangenköpfe zu Boden.
»Seid verdammt!« schrie Briza wieder, dieses Mal direkt an Drizzt gerichtet. Sie zog den Streitkolben aus ihrem Gürtel und holte zu einem wuchtigen Hieb auf den Kopf ihres trotzigen Bruders aus. Gekreuzte Krummsäbel fingen den unbeholfenen Schlag ab, lange bevor er sein Ziel traf, und dann schoss der Fuß des Jägers hoch und trat einmal, zweimal und dann zum dritten Mal in Brizas Gesicht.
Briza taumelte zurück, Blut schoss in ihre Augen und troff aus ihrer Nase. Nur verschwommen nahm sie durch die wabernde Hitze ihres Blutes die Gestalt ihres Bruders wahr und setzte zu einem verzweifelten Angriff an.
Der Jäger parierte den Streitkolben mit einem Krummsäbel, drehte seine Klinge dabei so, dass Brizas Hand über die scharfe Schneide glitt, während die Keule ihr Ziel weit verfehlte. Briza schrie voller Schmerz auf und ließ ihre Waffe fallen.
Der Streitkolben fiel neben zwei ihrer Finger zu Boden.
Jetzt war Dinin auf den Beinen und stand hinter Drizzt, sein Schwert in der Hand. Unter Aufbietung all ihrer Beherrschung starrte Briza Drizzt unentwegt an, um seine Aufmerksamkeit ganz auf sich zu lenken. Wenn sie ihn nur lange genug beschäftigen könnte...
Der Jäger spürte die Gefahr und wirbelte zu Dinin herum.
Alles, was Dinin in den Lavendelaugen seines Bruders sah, war sein eigener Tod. Er warf sein Schwert zu Boden und verschränkte seine Arme vor der Brust, um sich zu ergeben.
Der Jäger gab einen knurrenden, kaum verständlichen Befehl von sich, doch Dinin ergründete seine Bedeutung nur zu gut, und er rannte davon, so schnell seine Beine ihn zu tragen vermochten.
Briza wollte forthuschen, um Dinin zu folgen, doch eine Krummsäbelklinge ließ sie erstarren, presste ihr Kinn hoch und zwang ihren Kopf so weit zurück, dass sie nur den dunklen Felsen der Decke sehen konnte.
Schmerz brannte in den Gliedern des Jägers, Schmerz, den ihre teuflische Peitsche verursacht hatte. Jetzt wollte der Jäger dem Schmerz und der Gefahr ein Ende bereiten. Dies war sein Reich!
Briza stieß ein letztes Gebet an Lloth aus, als sie spürte, wie die rasiermesserscharfe Klinge zu schneiden begann. Doch dann, sie sah nur einen huschenden schwarzen
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