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Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel

Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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ungeschützt. Die Begegnung mit seinen Geschwistern verfolgte ihn, blieb so lebhaft in seinen Gedanken, als wiederhole sie sich jede Nacht. Unausweichlich erwachte Drizzt entsetzt und allein, verschlungen von den Monstern seiner Träume. Er begriff -und dieses Wissen verstärkte seine Hilflosigkeit-, dass sie mit keiner Schwertkunst, wie verblüffend sie auch sein mochte, zu bezwingen waren.
    Drizzt fürchtete sich nicht davor, dass seine Mutter weiter danach trachten würde, ihn zu fangen und zu bestrafen. Er wusste ohne den geringsten Zweifel, dass sie das gewiss tun würde. Dies war seine Welt, völlig anders als die sich windenden Strassen Menzoberranzans, mit Wegen, die die Dunkelelfen, die in der Stadt lebten, nicht einmal ansatzweise zu begreifen vermochten. Draußen, in dieser Wildnis, war Drizzt voller Zuversicht, dass er jeden Jäger besiegen konnte, wen immer Oberin Malice auch entsenden mochte.
    Es war Drizzt auch gelungen, sich von dem überwältigenden Schuldgefühl wegen seiner Vorgehensweise gegenüber Briza zu befreien. Er machte sich klar, dass seine Geschwister diese gefährliche Begegnung erzwungen hatten, und Briza hatte diesen Kampf entfacht, indem sie versuchte, einen Zauber zu sprechen. Dennoch begriff Drizzt, dass er viele Tage damit verbringen würde, Antworten auf die Fragen zu finden, die seine Taten aufgeworfen hatten - Fragen, die die Natur seines Charakters betrafen. War er dieser wilde und gnadenlose Jäger wegen der rauhen Umstände geworden, denen er ausgesetzt war? Oder war dieser Jäger ein Ausdruck des Wesens, das Drizzt die ganze Zeit gewesen war? Dies waren keine Fragen, die Drizzt leicht beantworten konnte. Aber in diesem Augenblick beherrschten diese Fragen seine Gedanken nicht.
    Eines hingegen konnte Drizzt nicht verdrängen: die Stimmen seiner Geschwister, die Melodie gesprochener Worte, die er verstehen und auf die er antworten konnte. In all seinen Erinnerungen an diese wenigen Augenblicke mit Briza und Dinin waren die Worte, nicht die Schläge am deutlichsten. Drizzt klammerte sich verzweifelt an sie, lauschte ihnen in Gedanken wieder und wieder und fürchtete den Tag, an dem sie verklingen würden. Dann würde er sie nicht mehr hören.
    Er würde wieder allein sein.
    Zum ersten Mal, seit Guenhwyvar von ihm gegangen war, zog Drizzt die Onyxfigurine aus der Tasche. Er stellte sie vor sich auf den Stein und schaute auf die Kerben an seiner Wand, um herauszufinden, wie lange es her war, dass er den Panther zuletzt gerufen hatte. Augenblicklich erkannte Drizzt die Vergeblichkeit dieses Versuches. Wann hatte er zum letzten Mal an dieser Wand gekratzt? Und welchen Sinn hatten die Markierungen überhaupt? Wie konnte Drizzt sicher sein, selbst wenn er jeden Tag nach seiner Schlafperiode gewissenhaft eine Kerbe machte?
    »Zeit ist etwas aus der anderen Welt«, klagte Drizzt. Er richtete seinen Dolch gegen den Stein, ein Akt des Trotzes gegen seine eigene Erklärung.
    »Was macht es schon?« fragte Drizzt rhetorisch und ließ den Dolch zu Boden fallen. Das Hallen, als er auf den Stein schlug, jagte Drizzt einen Schauer über das Rückgrat, als ob es eine Glocke sei, die seine Aufgabe signalisierte.
    Sein Atem kam schwer. Alles um ihn, die Wände seiner Höhle, das nahe Gestein, das ihm jahrelang vor den nie nachlassenden Gefahren des Unterreiches Schutz geboten hatte, drängte jetzt auf ihn ein. Er stellte sich höhnende Gesichter in den Falten und Formationen der Felsen vor. Die Gesichter verspotteten ihn und lachten ihn aus und verschmähten seinen hartnäckigen Stolz.
    Er wandte sich zur Flucht, stolperte aber über einen Stein und fiel zu Boden. Dabei schlug er sich ein Knie auf und riss noch ein weiteres Loch in seinen zerfetzten Piwafwi. Drizzt kümmerte sich weder um sein Knie noch um seinen Mantel, als er zu dem Stolperstein zurückschaute, denn eine andere Tatsache stürmte auf ihn ein und verwirrte ihn vollends.
    Der Jäger war gestrauchelt!
    »Guenhwyvar!« schrie Drizzt verzweifelt. »Komm zu mir! O bitte, mein Guenhwyvar!«
    Er wusste nicht, ob der Panther darauf reagieren würde. Nach ihrer letzten Trennung, die alles andere als freundlich gewesen war, konnte Drizzt nicht sicher sein, ob Guenhwyvar überhaupt je wieder an seiner Seite laufen würde. Drizzt kroch auf die Figurine zu, doch jeder Zentimeter schien in seiner Verzweiflung ein ermüdender Kampf zu sein.
    Alsbald erschien der wirbelnde Nebel. Der Panther würde seinen Herren nicht verlassen, würde den

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