Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel
offensichtlich eine Erklärung wollte, stellte Drizzt bellend Fragen. Darauf zuckte Drizzt hilflos mit den Schultern, und das halbe Dutzend Tiefengnome um ihn wich bei dieser unschuldigen Bewegung einen vorsichtigen Schritt zurück.
Der Svirfneblin sprach wieder, diesmal lauter, und stieß die sehr scharfe Spitze seines eisernen Speeres in Drizzts Richtung. Drizzt konnte die fremde Sprache weder verstehen noch darauf antworten. Sehr langsam und für alle sichtbar ließ er eine Hand über seinen Bauch hinab zu seiner Gürtelschnalle gleiten. Die Hand des Führers der Tiefengnome spannte sich fester um den Schaft seiner Waffe, während er jede Bewegung des Dunkelelfen verfolgte.
Auf eine Bewegung aus Drizzts Handgelenk hin öffnete sich der Gürtel, und seine Krummsäbel fielen laut hallend zu Boden.
Alle Svirfneblin sprangen gleichzeitig zurück, fassten sich aber schnell und näherten sich ihm wieder. Der Führer der Gruppe sagte ein Wort, und zwei der Wachen ließen ihre Waffen fallen und begannen den Eindringling nicht übermäßig sanft zu durchsuchen. Drizzt zuckte zusammen, als sie den Dolch fanden, den er in seinem Stiefel aufbewahrte. Es war dumm von ihm, dass er diese Waffe vergessen und sie nicht gleich von Anfang an gezeigt hatte.
Einen Augenblick später, als einer der Svirfneblin in die tiefste Tasche von Drizzts Piwafwi griff und die Onyxfigurine herauszog, zuckte Drizzt noch heftiger zusammen.
Instinktiv griff Drizzt mit flehender Miene nach dem Panther.
Daraufhin traf ihn der Schaft eines Speeres im Rücken. Tiefengnome waren keine bösartige Rasse, aber Dunkelelfen liebten sie nicht. Die Svirfneblin hatten seit ungezählten Jahrhunderten im Unterreich überlebt. Verbündete hatten sie wenige, aber viele Feinde, und die Dunkelelfen rechneten sie letzteren zu. Seit der Gründung der uralten Stadt Blingdenstone war die Mehrzahl der Svirfneblin, die in der Wildnis getötet worden waren, durch Waffen von Dunkelelfen gefallen.
Und jetzt war unerklärlicherweise ausgerechnet einer dieser Dunkelelfen direkt vor die Tore ihrer Stadt getreten und hatte bereitwillig seine Waffen übergeben.
Die Tiefengnome banden Drizzts Hände fest auf seinem Rücken zusammen. Vier der Wachen richteten die Spitzen ihrer Waffen auf ihn, bereit, sie bei der geringsten Bewegung von Drizzt in ihn zu stoßen. Die restlichen Wachen kehrten von ihrer Suche zurück und meldeten, dass kein anderer Dunkelelf in Sichtweite sei. Dennoch blieb ihr Anführer misstrauisch und postierte Wachen an verschiedenen strategisch wichtigen Punkten. Dann gab er den beiden Tiefengnomen, die an den Stadttoren warteten, ein Zeichen.
Die massiven Portale teilten sich, und Drizzt wurde hineingeführt. In diesem Augenblick der Furcht und der Erregung konnte er nur hoffen, dass er den Jäger in der Wildnis des Unterreiches zurückgelassen hatte.
Unheiliger Bundesgenosse
Dinin hatte keine Eile, vor sein erzürnte Mutter zu treten, und wanderte langsam zum Vorraum der Kapelle des Hauses Do'Urden. Oberin Malice hatte nach ihm verlangt, und er konnte sich dem Befehl nicht widersetzen. Er fand Vierna und Maya in dem Korridor jenseits der verzierten Türen. Sie waren ebenso vorsichtig.
»Was ist?« fragte Dinin seine Schwestern in der lautlosen Zeichensprache.
»Oberin Malice war mit Briza und Shi'nayne den ganzen Tag zusammen«, erwiderten Viernas Hände.
»Sie planen eine weitere Suchexpedition nach Drizzt«, bemerkte Dinin halbherzig. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass er in derartige Pläne einbezogen werden sollte.
Den beiden Frauen entging der finstere Blick ihres Bruders nicht. »War es wirklich so schrecklich?« fragte Maya. »Briza wollte nicht viel darüber sagen.«
»Ihre abgetrennten Finger und die zerfetzte Peitsche haben viel verraten«, fiel Vierna ein, wobei ein scheues Lächeln über ihr Gesicht huschte, als sie die Zeichen machte. Vierna empfand wie alle anderen Geschwister des Hauses Do'Urden wenig Liebe für ihre älteste Schwester.
Über Dinins Gesicht breitete sich kein zustimmendes Lächeln aus, als er sich an seine Begegnung mit Drizzt erinnerte. »Ihr wart Zeuge des Könnens unseres Bruders, als er noch bei uns lebte«, erwiderten Dinins Hände. »Seine Fähigkeiten haben sich in diesen Jahren ausserhalb der Stadt zehnfach verbessert.«
»Aber wie war er?« fragte Vierna, offensichtlich beeindruckt von Drizzts Fähigkeit zu überleben. Seit die Patrouille zurückgekehrt war und berichtete hatte, dass Drizzt noch lebte,
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