Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel
den Preisgesang für Lloth ein.
Drizzt Do'Urden lebt, erinnerte die Yochlol Malice. Und er ist nicht in Eurem Gewahrsam.
Das wird bald geändert werden, versprach Malice.
Was wünscht Ihr von mir?
» Zin-carla !« schrie Malice laut.
Die Yochlol schwankte, vorübergehend bestürzt über die Kühnheit dieses Ansinnens. Doch Malice blieb standhaft, überzeugt davon, dass ihr Plan nicht scheitern konnte. Die anderen Priesterinnen hielten den Atem an, da sie begriffen, dass der Augenblick des Triumphes oder der Katastrophe drohend über ihnen schwebte.
Es ist unser kostbarstes Geschenk, kamen die Gedanken der Yochlol, das selbst den Oberinnen selten gegeben wird, die in der Gunst der Spinnenkönigin stehen. Und Ihr, die Ihr Lloth nicht erfreut habt, wagt es, um Zin-carla zu bitten?
Es ist rechtens und angemessen, erwiderte Malice. Und dann rief sie laut, da sie die Unterstützung ihrer Familie benötigte: »Lass meinen jüngsten Sohn die Torheit seines Tun und die Macht der Feinde, die er sich gemacht hat, spüren. Lass meinen Sohn Zeuge sein, wie die schreckliche Herrlichkeit von Lloth sich enthüllt, so dass er auf seine Knie fällt und um Vergebungbettelt.« Malice setzte das Gespräch telepathisch fort. Erst dann soll der Lebende Geist ihm ein Schwert in sein Herz treiben!
Die Augen der Yochlol wurden leer, als die Kreatur in sich versank und Rat auf seiner Existenzebene suchte. Viele Minuten - quälende Minuten für Oberin Malice und die verstummte Versammlung - verstrichen, bevor die Gedanken der Yochlol wiederkamen. Hast du den Leichnam?
Malice gab Maya und Vierna ein Zeichen, und sie eilten zu dem Sarg und entfernten den Steindeckel. Jetzt begriff Dinin, dass der Behälter nicht für Rizzen gebracht worden war, sondern bereits etwas enthielt. Ein belebter Leichnam kroch heraus und wankte an Mayas Seite. Er war stark verwest und sein Gesicht fast gänzlich verfault, doch Dinin und die meisten anderen in der großen Kapelle erkannten ihn sofort: Zaknafein Do'Urden, der legendäre Waffenmeister.
Zin-carla , fragte die Yochlol, damit der Waffenmeister, den Ihr der Spinnenkönigin schenktet, den Frevel Eures jüngsten Sohnes wiedergutmachen kann?
Es ist angemessen, erwiderte Malice. Sie spürte, dass die Yochlol erfreut war - genauso, wie sie es erwartet hatte. Zaknafein, Drizzts Lehrer, hatte das blasphemische Verhalten gefördert, das Drizzt ruiniert hatte. Lloth, die Königin des Chaos, liebte Ironie, und es würde sie ungemein erfreuen, dass eben dieser Zaknafein nun der Scharfrichter war.
Zin-carla verlangt ein großes Opfer , lautete die Forderung der Yochlol. Die Kreatur blickte zu dem spinnenförmigen Tisch, auf dem Rizzen lag, der von seiner Umgebung nichts bemerkte. Die Yochlol schien beim Anblick eines so jämmerlichen Opfers die Stirn zu runzeln - falls solche Kreaturen überhaupt die Stirn runzeln konnten. Dann wandte sich das Wesen wieder an Oberin Malice und las ihre Gedanken.
Fahrt fort , forderte die Yochlol sie plötzlich sehr interessiert auf.
Malice hob ihre Arme und begann einen anderen Preisgesang für Lloth. Sie gab Shi'nayne ein Zeichen, die daraufhin neben Briza an den Kasten trat und den Zeremoniendolch herausnahm, den kostbarsten Besitz des Hauses Do'Urden. Briza zuckte zusammen, als sie sah, wie ihre neueste »Schwester« den Gegenstand nahm, dessen Heft ein Spinnenleib war, aus dem acht klingenförmige Beine ragten. Seit Jahrhunderten war es Brizas Aufgabe gewesen, den Zeremoniendolch in die Herzen der Opfer für die Spinnenkönigin zu treiben.
Shi'nayne lächelte die älteste Tochter höhnisch an, als sie sich entfernte und Brizas Ärger spürte. Sie trat zu Malice an den Tisch, auf dem Rizzen lag, und hob den Dolch über das Herz des zum Tode verurteilten Lehnsherren.
Doch Malice umfasste ihre Hände und hielt sie fest. »Dieses Mal muss ich es tun«, erklärte Malice zu Shi'naynes Enttäuschung. Shi'nayne warf einen Blick über ihre Schulter und sah, dass Brizas Lächeln breiter geworden war.
Malice wartete, bis der Lobgesang beendet war und die Versammelten schwiegen, und stimmte dann allein den passenden Gesang an.
Einen Augenblick später hatte Malice die Hymne fast vollendet, und sie hob den Dolch. Spannung erfüllte das Haus, das auf den Augenblick der Ekstase und auf das grausame Geschenk an die ekelhafte Spinnenkönigin wartete.
Der Dolch zuckte hinab, doch Malice führte ihn jäh zur Seite und trieb ihn in das Herz von Shi'nayne, Oberin SiNafay Hun'ett, ihre
Weitere Kostenlose Bücher