Die Saga vom Dunkelelf 4 - Im Zeichen des Panthers
kleinen Spiegel.
Welch schreckliches Ding sie doch geworden war.
Drizzt hatte ihr das angetan, erinnerte sie sich. Die Taten ihres jüngsten Sohnes hatten die Spinnenkönigin verärgert. Sein Sakrileg hatte Malice an den Rand des Untergangs gebracht.
»Faßt ihn, mein Lebender Geist«, flüsterte Malice höhnisch. In diesem Augenblick der Wut kümmerte sie sich kaum darum, welche Zukunft die Spinnenkönigin ihr zudenken würde.
Mehr als alles andere in der Welt wollte Oberin Malice Drizzts Tod.
Sie rannten blindlings durch die gewundenen Tunnel und hofften, daß keine Monster plötzlich vor ihnen auftauchen würden. Da die Gefahr hinter ihnen so realistisch war, konnten sich die drei Gefährten die übliche Vorsicht nicht leisten. Stunden vergingen, und sie rannten noch immer. Belwar, älter als seine Freunde und mit kurzen Beinen, die zwei Schritte machen mußten, wenn Drizzt einer genügte, und gar drei für jeden von Clackers Schritten, ermüdete zuerst. Aber dennoch wurde die Gruppe nicht langsamer. Clacker nahm den Höhlenvater auf eine Schulter und lief weiter.
Sie wußten nicht, wie viele Meilen sie zurückgelegt hatten, als sie ihre erste Pause einlegten. Drizzt, der während des ganzen Laufes stumm und melancholisch gewesen war, bezog Wachposition am Eingang der kleinen Nische, in der sie lagerten. Belwar bemerkte den tiefen Schmerz seines Dunkelelfenfreundes und trat zu ihm, um ihn zu trösten.
»Das war nicht das, was Ihr erwartet hattet, Dunkelelf, stimmt's?« fragte der Höhlenvater leise. Als keine Antwort erfolgte, fuhr Belwar fort: »Hattet Ihr behauptet, der Dunkelelf sei Euer Vater?«
Drizzt warf dem Svirfneblin einen wütenden Blick zu, doch sein Gesicht wurde weich, als er sah, daß Belwar wirklich besorgt war.
»Zaknafein«, erklärte Drizzt, »Zaknafein Do'Urden, mein Vater und Mentor. Er unterwies mich in der Kunst des Schwertkampfs und unterrichtete mich mein ganzes Leben lang. Zaknafein war mein einziger Freund in Menzoberranzan, der einzige Dunkelelf, den ich je kannte, der meine Überzeugungen teilte.«
»Er wollte Euch töten«, stellte Belwar sachlich fest. Drizzt zuckte zusammen, und der Höhlenvater bemühte sich schnell, ihm Hoffnung zu geben. »Vielleicht hat er Euch nicht erkannt?«
»Er war mein Vater«, sagte Drizzt wieder, »über zwei Dekaden mein engster Gefährte.«
»Warum dann, Dunkelelf?«
»Das war nicht Zaknafein«, erwiderte Drizzt. »Zaknafein ist tot – meine Mutter hat ihn der Spinnenkönigin geopfert.«
»Magga cammara«, flüsterte Belwar, entsetzt über diese Enthüllung. Die Freimütigkeit, mit der Drizzt über die ruchlose Tat sprach, führte den Höhlenvater zu der Annahme, daß Malices Opfer in der Dunkelelfen-Stadt nicht so ungewöhnlich war. Ein Schauer lief über Belwars Rückgrat, aber er unterdrückte um seines gepeinigten Freundes willen seinen Abscheu.
»Ich weiß noch nicht, was diese Hexe, Oberin Malice, in Zaknafeins Gestalt gepackt hat«, führ Drizzt fort, der Belwars Unbehagen nicht einmal bemerkte.
»Es ist ein schrecklicher Feind, was immer es auch sonst sein mag«, bemerkte der Tiefengnom.
Das genau war es, was Drizzt Sorgen machte. Der Krieger, gegen den er in der Illithiden-Höhle gekämpft hatte, bewegte sich mit der Präzision und dem unverwechselbaren Stil von Zaknafein Do'Urden. Drizzts Verstand konnte leugnen, daß Zaknafein sich gegen ihn wenden würde, doch sein Herz sagte ihm, daß das Ungeheuer, mit dem er die Schwerter gekreuzt hatte, tatsächlich sein Vater war.
»Wie endete es?« fragte Drizzt nach langer Pause.
Belwar sah ihn fragend an.
»Der Kampf«, erklärte Drizzt. »Ich erinnere mich an den IIlithiden, aber an mehr nicht.«
Belwar zuckte mit den Schultern und blickte auf Clacker. »Fragt ihn«, erwiderte der Höhlenvater. »Eine Steinwand tauchte zwischen Euch und Eurem Gegner auf, aber wie sie dahin gelangt ist, kann ich nur vermuten.«
Clacker hörte die Unterhaltung und trat zu seinen Freunden. »Ich habe sie dorthin gestellt«, erklärte er mit klarer Stimme.
»Die Kräfte eines Pech?« fragte Belwar. Der Tiefengnom hatte von der Macht gehört, die die Pech über Gestein hatten, kannte aber nicht genug Einzelheiten, um ganz zu verstehen, was Clacker getan hatte.
»Wir sind eine friedliche Rasse«, setzte Clacker an, der erkannte, daß dies vielleicht seine einzige Chance war, seinen Freunden von seinem Volk zu erzählen. Er blieb länger pechähnlich, als er seit der Polymorphie je gewesen war,
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