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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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aussah, setzte Silje durch, dass sie wieder mit Benedikt fahren durfte. Diesmal nahmen sie auch Sol mit, um die beiden Frauen ein wenig zu entlasten.
    Das Mädchen lief in der Kirche umher und brachte sie mit seiner unerschöpflichen Energie fast zur Verzweiflung. Ein ums andere Mal musste Silje es von der Kanzel oder der Empore herunterholen, ein ums andere Mal versuchte das Kind, zu Benedikt hinaufzuklettern. Am Ende banden sie es mit einem Seil vorne im
    Chor fest, aus dem zurzeit alles Gestühl entfernt worden war.
    Wie beim vorigen Mal malte jeder für sich. Silje erhielt eine etwas anspruchsvollere Aufgabe: Sie sollte die Glorienscheine um die Köpfe der Engel malen. Sie bewältigte die Aufgabe mit Bravour.
    »Es steckt in dir«, sagte Benedikt. »Komm, dann zeige ich dir, was ich gestern gemacht habe, als du nicht da warst!«
    Sie folgte ihm in eins der Seitenschiffe. In einem kleinen Gewölbe hatte er einige Szenen vom Tag des Jüngsten Gerichts gemalt.
    Silje entdeckte sofort, was er ihr zeigen wollte. Es war eine halb fertige Illustration der verführten Jungfrau.
    Sie wandte sich errötend ab.
    Benedikt lachte. »Ja, sie sieht aus wie du, nicht wahr? Im Gesicht. Den Rest musste ich mir vorstellen. Das war nicht so schwer.«
    Silje brachte kein Wort heraus, so aufgeregt war sie. Außerdem wurde ihr das Bild nicht gerecht. Ihr eigener Bauch war viel flacher, und sie hatte oben doch mehr als diese... Missgeburt da.
    »So sehe ich nicht aus!«, brach es aus ihr heraus.
    »Da hast du selbst Schuld«, lachte er. »Du wolltest mir ja nicht Modell stehen. Aber ich kann gern noch etwas daran verändern. Sofern du mir erzählst, was falsch ist!«
    Es wäre wohl das Beste gewesen, sie hätte auf dem Absatz kehrtgemacht und sich demonstrativ entrüstet entfernt. Doch Silje konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ihr Gesicht auf diesem birnenförmigen Körper sitzen sollte. So vollführte sie mit den Händen über der Malerei einige rasche, verlegene Gebärden. Benedikt betrachtete sie dabei.
    »Ja, du hast Recht, du gehörst zu der Sorte mit schönem Busen, und unten herum bist du schlank. Das ist schnell erledigt. Aber wir müssten auch noch einen Teufel haben. Na ja, das kann warten. Erst muss ich mit Gevatter Tod fertig werden.«
    Jeden Tag war Silje in der Kirche. Sie versuchte, die Schmerzen in ihrem Bein so gut wie möglich zu verbergen. Sol durfte nicht mehr mitkommen; es war zu schwierig, sie im Zaum zu halten.
    Und jeden Tag legte Silje den schönen Samtumhang um. Benedikt brachte eines Tages auf der Fahrt die Sprache darauf.
    »Du streichelst über den Umhang, als sei er ein Geliebter.«
    Sie zuckte zusammen. »Der Samt ist so schön weich, weiter nichts.«
    »Aber die Art, wie du dich darin einhüllst- und dann atmest du seinen Duft auf sinnliche Weise ein -, hat das auch etwas mit der Beschaffenheit des Stoffes zu tun?«
    Sie setzte sich gerade auf. »Ich habe noch nie ein so schönes Kleidungsstück besessen, das ist alles«, murmelte sie verlegen.
    Am vierten Tag sagte Benedikt, dass Silje schon so tüchtig geworden sei, dass sie eine größere Aufgabe übernehmen könne. Er hatte nur noch wenig Zeit, um die Arbeiten an der Kirche abzuschließen. Bald sollte sie wieder in Gebrauch genommen werden, und es würde schwierig für ihn sein, das alles allein zu bewältigen. Könnte Silje versuchen, den Teufel zu malen, der die Jungfrau in Versuchung führt?
    Vor Überraschung verschlug es Silje die Sprache.
Sie
sollte eine ganze Figur malen?
    Doch sie hatte das Gefühl, dass es ihr gelingen würde. Sie wusste schon seit frühster Kindheit, dass sie zeichnen konnte. Sie hatte es nur nie beweisen dürfen.
    »Doch, doch, ich glaube, ich will es versuchen«, stammelte sie fast vor Begeisterung. »Aber wenn es nun nicht gut wird?«
    »Dann wird es eben übermalt. Aber ich bin mir sicher, dass du es schaffst.«
    Silje ging mit ganzer Seele an die Aufgabe heran. Sie durfte allein arbeiten, im Seitenschiff, und sie konnten sich nur einfache Worte zurufen. Sie war aber so in die Arbeit vertieft, dass sie Benedikt und alles andere oft vergaß.
    Als es auf den Abend zuging, kam er herunter. Tagsüber war er nur wenige Male hereingekommen, um nach ihr zu schauen, um sicher zu sein, dass sie auf dem rechten Weg war. Sie war schon sehr weit gekommen und musste vom Teufel nur noch den Bocksfuß, der hinter dem Bein der Frau hervorlugte, zu Ende bringen.
    »Du hast ja heute noch nicht einen Bissen gegessen«, rief Benedikt

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