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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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sich: »Prauchs du Toi?«
    »Ja, ich brauche Sol. Du und ich, weißt du, wir gehören zusammen. Und wir müssen uns um deinen kleinen Bruder kümmern. Und nichts macht mehr Spaß, wenn du krank bist. Ich habe dich so lieb, liebe Sol.«
    Ein sanftes Lächeln überzog das Gesicht der Kleinen. Sie steckte ihre glühend heiße Hand in Siljes. Erst in diesem Augenblick wurde dieser bewusst, dass Sol an ihrer Seite wirklich zur Ruhe gekommen war, darauf baute, dass sie zu ihr gehörte, sie gern hatte. Bisher hatte Silje eher das Gefühl gehabt, dass das Kind sich an sie hielt, weil es Geborgenheit suchte.
    Den kleinen Bruder hatte sie Dag genannt. Das war vielleicht etwas gefährlich, für den Fall, dass sie sich wieder trennen mussten. Aber sie hatte es ganz spontan ausgesprochen, das war ihr so passend vorgekommen. Und sie wollte sich von den Kleinen nicht trennen. Sie wollte nicht mit ansehen, wie dieses hübsche kleine Mädchen in einen kalten Sarg gelegt würde!
    Als es Abend wurde, hörte sie, dass sie Besuch bekamen. Als Benedikt von der Kirche heimkam, war er in Begleitung eines Reiters.
    Silje hörte Stimmen. Plötzlich stand der Gast im Türrahmen der kleinen Kammer, in der sie mit den Kindern wohnte.
    »Geh hinaus, Silje«, sagte er mit leiser, grober Stimme, und diesmal hatte er seinen Wolfspelz nicht an. Er trug einen dunkelbraunen Umhang über dem Rock, aber trotzdem erkannte sie ihn. Ihr zitterten die Hände, als sie sich von der Bettkante erhob.
    Sol begann zu wimmern und streckte die Arme nach ihr aus.
    »Vielleicht sollte ich bleiben?«, fragte Silje unsicher und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen, wobei ihr bewusst wurde, dass er durch sie hindurchsehen konnte.
    Er blickte sie aus eigentümlichen Augen an, die zwischen den pechschwarzen Wimpern so hell wie Bernstein leuchteten, wie Silje jetzt sah.
    »Du hast das Kind sehr lieb, nicht wahr?«
    »Ja, sehr. Sehr.«
    »Dann geh hinaus! Warte bei den Frauen in der Küche.«
    Silje gehorchte zögernd und versuchte, das Weinen des Kindes zu überhören.
    In der Küche sagte niemand ein Wort. Die Stimmung war so seltsam, irgendwie bedrückend. Wodurch? Durch Angst? Schrecken? Den Anführer der Rebellen auf dem Hof zu haben, war bestimmt nicht besonders wünschenswert, sondern gefährlich, lebensgefährlich!
    Benedikt stand steif und rastlos am Fenster, der Knecht drehte seine Mütze in der Hand, und die Frauen saßen unbeweglich da. Silje setzte sich und faltete die Hände im Schoß.
    Eine der Frauen begann laut zu beten.
    »Hör auf damit!«, zischte Benedikt unkontrolliert.
    »Ja. Verzeihung!«, sagte die Frau, die Marie hieß. Sie hatte sich am meisten um Sol gekümmert.
    Plötzlich erhob sich Silje. »Was macht er da drinnen denn so lange? Ich gehe mal hinein.«
    Seltsamerweise hinderte sie niemand daran.
    Zögernd öffnete sie die Tür zu der kleinen Kammer.
    Der Mann stand über das Bett gebeugt. Er richtete sich auf und wandte sich zu ihr um. Er war weder verärgert noch überrascht darüber, dass sie hereingekommen war.
    »Das ist ein kräftiges Kind«, sagte er mit seiner seltsam harten Stimme. »Sie wird überleben. Aber...«, brach er ab.
    »Ist es wahr?«, fragte Silje skeptisch. Sie wagte nicht, ihm zu glauben. »Woher wisst Ihr das?«
    Er lächelte etwas. »Viele, die die Krankheit haben, überleben, das weißt du. Bleib nur bei ihr, damit sie sich nicht so allein fühlt.«
    »Das werde ich.«
    Sol war jetzt ruhiger, sie sandte ihnen nur ein müdes, fieberheißes Lächeln zu.
    Er betrachtete sie prüfend. »Du hinkst?«
    »Das ist nichts. Nur mein erfrorener Fuß, der nicht besser werden will.«
    »Darf ich ihn mir ansehen?«
    »Nein!« Ihr war der Ton, in dem sie ihm antwortete, fast unangenehm.
    Der Mann wartete mit einem Lächeln auf den Lippen. Er amüsierte sich bestimmt.
    Sie gab nach und setzte sich aufs Bett. Ohne ein Wort setzte er sich ans Fußende und zog ihr die Strümpfe aus. Als seine warmen Hände ihre Haut berührten, zuckte sie zusammen, bevor sie sich beherrschen konnte. Er warf ihr einen ausdruckslosen Blick zu, dann legte er beide Hände um ihren Fuß.
    »Du bist zu viel damit herumgelaufen«, sagte er. Sie verspürte eine sonderbare, rastlos vibrierende Wärme, die sich vom Fuß aus weiter nach oben ausbreitete. Nach einer Weile schien der Fuß zu brennen.
    »Habt Ihr das mit Sol genauso gemacht?«, fragte sie mit einem Blick auf das Kind, das jetzt eingeschlafen war.
    Darauf gab er keine Antwort. Stattdessen nahm er die

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