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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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nicht.«
    Er wurde ernst. »Doch, Silje, die könnte ich vielleicht einmal brauchen. Ich glaube, du hast begriffen, dass ich ein sehr einsamer Mann bin, mit wenigen, auf die ich mich verlassen kann.«
    Sie nickte eifrig, erfüllt von Ernst und Verständnis.
    Seine Wangen bekamen tiefe Furchen, wenn er lächelte. »Geht es dir hier gut?«
    »Oh ja! Mir könnte es nicht besser gehen. Danke, dass Ihr mich hierher geschickt habt! Und danke für... alles!«
    Er antwortete mit einer Handbewegung.
    Er schien innerlich zu lächeln. »Silje, Silje«, sagte er langsam. »Du bist ein Kind! Aber du hast dich rausgemacht, rein körperlich betrachtet. Du bist nicht mehr so abgemagert. Nun gleichst du eher der aufgegangenen Knospe, die du bist. Und... zögere nicht, mir wieder eine Nachricht zukommen zu lassen, wenn du mich brauchst.«
    Dann setzte er sich aufs Pferd, und im nächsten Augenblick war er fort. Silje blieb mit gerunzelten Augenbrauen stehen. Wieder? Was hatte er damit gemeint?
    Sie ging hinein zu Sol. Zu ihrer Überraschung fand sie Marie dort vor. Jetzt erinnerte sie sich, dass sie einen Schatten hatte über den Hof huschen sehen, aber sie war zu sehr mit dem Fremden beschäftigt gewesen, als dass sie sich weitere Gedanken hätte machen können. Die Frau erhob sich schuldbewusst vom Boden neben Sols Bett. Sie murmelte eine Entschuldigung und verschwand durch die Tür.
    Sol schlief fest, auch wenn sie noch immer sehr rot im Gesicht war. Aber es gab Anzeichen, die darauf hindeuteten, dass das schlimmste Fieber überstanden war.
    Silje war neugierig, was Marie hier drinnen getrieben hatte. Sie beugte sich hinunter und stellte sogleich fest, dass Sols Bett etwas wackelte, als sie sich daran stützte. Unter dem einen Bettpfosten...
    Da lag eine Münze. Ein silbernes Geldstück mit einem Kreuz auf der einen Seite.
    Silje wusste, was das zu bedeuten hatte: Ein Schutz gegen alle Teufel.
    Nach kurzem Zögern ließ sie die Münze unter dem Bettpfosten liegen.
    Obwohl sie es nicht wollte, kehrten ihre Gedanken zu dem Traum zurück, den sie kürzlich nachts gehabt hatte. Ihre Fantasie begann, ihn weiterzuspinnen. Wenn sie nicht aufgewacht wäre – was wäre da geschehen?
    Warum hatte sie nicht geträumt, dass Heming auf sie zukam? Warum war es das Menschentier gewesen, das ihre schlummernde Weiblichkeit entzündet hatte? Sie wünschte, es wäre der junge, anziehende Heming gewesen. Sie wünschte, es wäre so! Wenn sie doch nur einmal noch das Gleiche träumen könnte – mit einem anderen, dem Richtigen... Sie wagte kaum, die Worte nur zu denken. Mit einem anderen... Liebhaber?
    In dem Moment, als sie es offen dachte, jagte ein warmes Gefühl durch ihren Körper. Hemings Bild jedoch war verblasst. Nicht ihn hatte sie gesehen.
    Silje drückte ihr Gesicht ins Kissen und stöhnte erschöpft und verzweifelt.
     
    Das Erste, was sie beim Erwachen spürte, war, dass es im schlimmen Fuß nicht mehr so heftig pochte und brannte. Und drüben im Bett lag eine wache Sol, die bat, aufstehen zu dürfen.
    »Nein, meine Kleine«, sagte Silje. »Heute musst du noch im Bett bleiben. So schnell geht das nicht. Aber ich werde den ganzen Tag bei dir bleiben.«
    Sie bemerkte, dass sich ihr Verhältnis zu den Bergen langsam veränderte. Sie hatte sich schon mehrmals dabei ertappt, wie sie fast erwartungsvoll zu ihnen hinaufblickte – als hoffte sie, die grotesken Gestalten würden über dem verwitterten Gebirgsmassiv auftauchen, angeführt von ihrem Herrn; und dann schämte sie sich, weil sie so albern sein konnte.
    Nach ein paar Tagen war Sol außer Gefahr, und Silje konnte ihre Arbeit in der Kirche wieder aufnehmen.
    Sie arbeitete jetzt mit Benedikt zusammen, aber lebende Figuren durfte sie nicht mehr malen. »Man kann ja nicht wissen, was dir noch so einfällt«, sagte Benedikt.
    Nachdem sie geraume Zeit konzentriert gemalt hatten, rief Silje aus: »Er hat eine Menge medizinische Kenntnisse, nicht wahr?«
    Benedikt wusste sofort, wen sie meinte. »Und ob er die hat!«, antwortete er von der Decke.
    »Warum sind solche Kenntnisse wie seine nicht weiter verbreitet?«
    »Deren bedient man sich nur im äußersten Notfall.«
    »Weil er sie geheim halten muss?«
    »Das kann man vielleicht so ausdrücken. Er zeigt sich äußerst selten. Ich habe ihn in meinem Leben nur wenige Male zu Gesicht bekommen, aber er hegt dir gegenüber anscheinend eine Art Vertrauen. Es ist mir aufgefallen, dass er sich jetzt häufiger hier zeigt. Aber das hat wohl seine

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