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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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war – wie ein Tier. Ein Menschentier ... Das war der erste Name, den sie ihm gegeben hatte, und auf diese Bezeichnung war sie nicht allein gekommen.
    Wie war es möglich, sich von etwas angezogen zu fühlen, das so abschreckend war? Sie empfand für ihn alles – Zuneigung, Zärtlichkeit, Wärme, Zusammengehörigkeit, Mitgefühl, scheue Bewunderung – und eine quälend starke erotische Sehnsucht.
    Nein, sie durfte nicht wieder daran denken. Da würde sie nie Schlaf finden, das wusste sie aus Erfahrung. Sie rollte sich zusammen und sank langsam in tiefen Schlaf.
     
    Die Frau aus dem Nachbarhaus, Tengels Verwandte, war ihr in den ersten Tagen in diesem fremden Tal eine große Hilfe. Eldrid war eine gewöhnliche Frau, ganz ohne dämonische Züge. Aber sie war nicht so schön wie Tengels tote Schwester. Sie war Bäuerin, betriebsam und tüchtig, und selbstverständlich alleinstehend, da sich niemand mit den Nachkommen von Tengel dem Bösen zu verheiraten traute. Doch sie wusste viel mehr über Haushaltsführung und Kleinkinder als Silje. Und weil Tengel all sein Vieh ihr überlassen hatte, kam sie jeden Tag mit Milch zu ihnen herauf, Siljes Protesten zum Trotz. Sie konnte sie doch selbst holen, fand sie. Eldrid wollte es aber so.
    Silje bemühte sich verzweifelt, das Haus in Ordnung zu halten. Nun musste sie alles selbst erledigen. Wasser vom Brunnen holen, der halb zugefroren war, Holz hacken und es hineintragen, in den kalten Morgenstunden Feuer machen, Brot backen, ihre Kleider und die der Kinder waschen, versuchen, Nähnadeln aus Fischbein herzustellen...
    Obendrein bereitete ihr eins noch zusätzliche Mühe. Bei Benedikt hatten Marie und Grete sie unendlich von der Verantwortung für die Kinder entlastet. Nun fiel alles auf sie allein zurück. Und zu ihrer Erbitterung musste sie feststellen, dass sie dem nicht gewachsen war. Ein Neugeborenes, das nach der langen Fahrt am Hintern wund geworden war, und eine sehr eigenwillige Zweijährige konnten sie mitunter zur Verzweiflung treiben. Sie kam sich vollkommen unfähig vor.
    Eldrid sah, wie sie sich abrackerte.
    »Du bist erst siebzehn Jahre alt, Mädchen, und du hast zwei fremde Kinder zu versorgen. Ich glaube auch nicht, dass du häuslich veranlagt bist. Du hast hier wie wild geschuftet und für sieben geackert, aber der Staub liegt noch immer fingerdick in den Ecken. «
    Erschöpft trocknete Silje sich die Tränen. »Ich weiß. Ich glaubte, ich würde wenigstens mit den Kindern zurechtkommen, aber ich habe wohl keine Geduld. «
    Sol schrie wie wild in der Schlafkammer. Sie hatte einen Klaps bekommen, weil sie glühende Kohle über den Boden gestreut hatte. Nur weil Silje gesagt hatte, sie dürfe das nicht. Das Heulen übertönte Dags ständiges Wimmern. Das Brot, das Silje zu backen versucht hatte, war angebrannt.
    »Lass mich für ein paar Tage die Kinder übernehmen, bis du etwas zur Ruhe gekommen bist«, sagte Eldrid. »Ich habe in meinem Haus nicht viele Kinder gehabt – und Sol ist die Tochter meiner Cousine.«
    Silje zögerte. Das Angebot klang ganz verlockend, andererseits aber hatte sie die Kinder so lieb. Sie wollte sie auch gern bei sich haben.
    »Vielen Dank«, sagte sie. »Aber es ist das Beste, ich frage zuerst Tengel. Er hat die Verantwortung für sie in meine Hände gelegt, und da ist es doch das Beste, ich berate mich mit ihm. «
    »Das verstehe ich. Aber dann bist du doch vollkommen abgearbeitet, und da brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Selbst eine erwachsene Mutter mit eigenen Kindern verzweifelt schon mal, und viele geben schon bei geringeren Anlässen auf. Tengel hat erzählt, was du durchgemacht hast, über deine Fürsorge ihm und den Kindern gegenüber. Damit ist
er
nicht gerade verwöhnt worden. Du meinst es so gut, Silje, aber du bist selbst nur ein junges Mädchen. «
    Silje lächelte gerührt und dankbar. »Ich mache mir nur solche Sorge um Dag«, sagte sie. »Sein kleiner Hintern ist ganz zerschunden, nichts, was ich auch tue, hilft.«
    »Kann ich mir den Kleinen einmal ansehen?«
    Eldrids müde Arbeitshände handhabten ihn mit Leichtigkeit.
    »Gott bewahre!«, rief sie bestürzt aus. »Warum hast du Tengel nichts davon gesagt? Er kann so etwas innerhalb weniger Tage beheben.«
    »Wunde Kinderpopos?« Silje musste lachen, auch wenn sie verzweifelt war. »Das kann ich kaum glauben.«
    »Ich meine Krankheiten und körperliche Gebrechen ganz allgemein. «
    »Ich habe Tengel seit dem Abend unserer Ankunft hier nicht gesehen. Das

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