Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund
verlangst zu viel von mir, Tengel. Wie könnte ich das in Worte fassen, was ich geträumt habe?«
»Wenn du es tust, dann erzähle ich dir von meinen Träumen. «
Sie setzte sich auf einen niedrigen Schemel, spürte aber das Muster des Holzes unter sich und rutschte langsam, nur ganz wenig, in einer gequälten, sinnlichen Bewegung, die ihm nicht entging, hin und her.
Er wandte sich wieder dem Feuer zu. »Versuch, meine Bitte zu verstehen. Ich brauche etwas, wovon ich
leben
kann. Ich habe jetzt etwas,
wofür
ich lebe – für euer Wohl -, aber nichts, wovon ich in einsamen Stunden zehren kann. Gib es mir, Silje! In meinem Leben hat es Tausende von einsamen Stunden gegeben. Etwas anderes als Einsamkeit habe ich nicht kennengelernt. «
Sie begriff, was er meinte, und fasste Mut. »Ich habe immer von deinen Bergen geträumt«, flüsterte sie nahezu. »Das Schattenland habe ich sie genannt. Dort wohnten viele unheimliche Dämonen, die in die Lüfte aufstiegen, auf mein Haus zuflogen und mich erschreckten. Aber jetzt – in diesem einen besonderen Traum – ist etwas Neues hinzugekommen... «
Tengel schaute sie von der Seite an. Eine unnatürliche Anspannung lag über ihm. »Erzähl weiter! Du meinst die Erotik? «
»Oh Tengel, ich kann nicht. Das ist nicht richtig von dir.«
»Doch«, flüsterte er. Seine Hände um den Stock zitterten.
Etwas Bebendes, aufreizend Unruhiges war ins Zimmer getreten und blieb in der Luft hängen. Silje jammerte unglücklich. »Die Dämonen... Die waren ganz nahe. Erwachsene Männer. Sie wollten mich haben, und ich... lag ausgezogen auf einer Wiese und... wartete auf einen. Auf einen ganz bestimmten. «
Tengels Gesicht war angespannt.
»Dann kam der Dämon, auf den ich gewartet habe. Er blieb aber bei den spitzen Berggipfeln stehen. Aber trotzdem sah ich, dass du es warst. Und... in meinem Körper entzündete sich... ein durchdringendes Feuer Und dann bin ich aufgewacht. Das war der erste Traum.«
Sie schlug die Hände vors Gesicht. Tengel nahm sie behutsam wieder fort.
»Und dann den zweiten!«
»Nein, den zu erzählen, dazu bringst du mich nicht.«
»Ging der... bis zum Ende?«
»Nein, der hörte genau da auf, wo auch der erste aufgehört hatte, im entscheidenden Moment. Aber in dem Traum war ich so schamlos, Tengel. Ich wollte deinen Körper sehen, wollte ihn auf meiner Haut spüren... Und beide Male wachte ich auf, als... Nein, das kann ich nicht aussprechen. «
»Erwachtest du mit Lustgefühlen?«, fragte er, ohne sie anzusehen.
Siljes Schweigen war Antwort genug.
»Das ist nichts, worüber man sich schämen muss«, sagte er. »Solche Empfindungen haben sicher die allermeisten. Ich glaube, dass du, deiner strengen Erziehung zum Trotz, sehr starke« – er suchte nach Worten »Triebe hast«, fügte er mit heiserer Stimme hinzu. »Das habe ich immer gewusst, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Manchmal kann man so etwas in den Augen eines anderen lesen
»Aber das gilt nur... dir«, schoss es aus ihr heraus, ohne dass sie noch darüber nachdenken konnte.
Silje zweifelte nicht daran, dass sie ihn glücklich gemacht hatte. Das konnte sie an seinem Lächeln erkennen, das er zu verbergen suchte.
»Und nun bist du dran«, sagte sie verlegen. »Du hast versprochen, dass auch du deine Träume erzählst. «
Im Zimmer war es schrecklich warm. Sie wusste aber, dass die Wärme nicht vom Feuer kam.
»Das wird nicht einfach sein«, sagte er.
»Das habe ich auch gesagt, aber ich habe mich nicht gedrückt. «
»Das wird nicht leicht werden, Silje. Denn meine Träume waren Wachträume. Wenn ich schlafe, träume ich nicht. «
Ein seltsames Gefühl durchfuhr ihren Körper. Wieder rutschte sie auf dem Schemel hin und her. »Wachträume?«
»Ja. Ich war bei dir, Silje. Jeden Abend, schon in Benedikts Haus; ich wusste ja, wie dein Zimmer aussah. Ich erinnerte mich an den Tag, an dem ich meine Hände auf deinen Fuß gelegt habe, und in Gedanken ließ ich meine Hände unter deinen Rock gleiten. Und das passiert mir, der sich nie zuvor erlaubt hat, an eine Frau zu denken. Ich habe dich ausgezogen und dich dort liegen gesehen und
Innerlich schämte sie sich.
»Und meine Hände halten noch immer deine Taille fest, nach all den Malen, die ich dich vom und aufs Pferd gehoben habe. Als könnte ich es noch immer fühlen. In Gedanken habe ich die Hände in dein Kleid gleiten lassen und sie auf deine Brüste gelegt, ich habe die weiche, warme Haut gespürt
Silje jammerte halb erstickt,
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