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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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und er fuhr rasch fort:
    »Aber ich habe nie gewagt, ganz zu dir zu kommen, nicht einmal in Gedanken. Das ist zu heilig, zu unerreichbar. Ich weiß doch, dass das in Wirklichkeit nie geschehen kann. Niemals werde ich ein Kind in das Elend stürzen, das ich selbst habe durchleben müssen. Aber du hast meinen aufrichtigen Dank dafür, dass du es gewagt hast, mir von deinen Träumen zu erzählen. Du hast mir neue Kraft gegeben, es auszuhalten. «
    »Aber geht es dir so denn besser?«
    »Nein«, sagte er leise.
    »Mir auch nicht.«
    Er legte die Hand auf ihre. »Silje«, sagte er nur. Doch in dem einen Wort hörte sie all das andere, was er für sie empfand, all das, was nichts mit ihrem Körper zu tun hatte.
    Sie wurde von einer tiefen innerlichen Wärme erfüllt.
    »Wir reden nie wieder darüber, Tengel. Sind wir uns da einig?«
    »Ja.«
    Gedankenversunken blieben sie beim Feuer sitzen. Beide empfanden sie die starke Zusammengehörigkeit, und sie teilten dieselbe Verzweiflung.
    Als sie draußen Sols Geplapper hörten, kamen sie beide wieder zu sich. Tengel erhob sich schnell und zog Silje hoch. Ein zärtliches, wehmütiges Lächeln erhellte für einen Augenblick sein ganzes Gesicht.
    Dann gingen sie zur Tür, um die anderen zu empfangen.

12. Kapitel
    Eldrid holte am nächsten Vormittag beide Kinder ab, um Silje für ein paar Tage zu entlasten. Dag hatte tatsächlich nachts etwas geschlafen, und Silje fand ihn nicht mehr so geschwollen und rot wie vorher. Aber das bildete sie sich wohl nur ein. Tengel hatte sie am Tag zuvor gebeten, »die schreckliche Zwangsjacke« etwas zu öffnen, wogegen Eldrid heftig protestiert hatte. Ein Kind ohne stramme Wickel wird missgebildet, das wusste doch jeder. Man musste doch dafür sorgen, dass die Kinder gerade Beine bekamen – war er denn vollkommen verrückt geworden?
    Silje entschied, den Wickel zu lockern, wenn sie Dag wieder bei sich hatte. Das hatte sie ja schon in Benedikts Haus getan, und ihr Vertrauen in Tengel war grenzenlos.
    Sobald Eldrid mit den Kindern verschwunden war, hatte Silje es eilig. Mit nervös zitternden Händen füllte sie ein Holzkästchen mit Essen, legte den schönen Samtumhang um, den sie von Tengel bekommen hatte, und ging aus dem Haus. Damit niemand sie entdeckte, schlich sie sich auf verwilderten Pfaden vom Hof und begab sich durch den Birkenwald auf die andere Seite des Tales.
    Schnee lag in der Luft. Der Himmel hing niedrig und war grauweiß, und die Berggipfel waren verschwunden. Das bisschen, was von ihnen zu sehen war, war schneebedeckt. Der Tag war grau, kalte Windböen fegten durch den Wald und rauschten in dem wenigen Laub, das noch an den Bäumen hing.
    An einer Stelle musste sie den Weg kreuzen – und da begegneten ihr natürlich Leute! Eine Frau kam des Weges. Doch zu Siljes großer Verwunderung sprang die Frau in den Wald und versteckte sich dort. Da erinnerte sich Silje, dass sie dergleichen in diesem Tal schon vorher beobachtet hatte. So abgeschieden und isoliert lebten die Menschen hier, dass sie einer Fremden mit der größten Furcht begegneten. Die Frau hatte einfach Angst vor Silje – glaubte sie vielleicht, sie sei gefährlich?
    Silje zuckte etwas ratlos die Schultern und ging weiter.
    Als sie in der Talsenke ein altes, niedriges Haus entdeckte, fing ihr Herz an, schneller zu klopfen, und ihre Hände begannen zu zittern.
    Sollte sie es wirklich wagen?
    An dem Haus war kein Lebenszeichen zu sehen. Weit hinten im Tal waren Axthiebe zu hören. Vielleicht war das Tengel, tröstete sie sich in Gedanken. Doch auf dem kleinen Hof, vor dem sie stand, waren keine Fußabdrücke im Schnee, obwohl der Schnee bereits wochenlang lag.
    Wann waren eigentlich die Nachbarn zuletzt hier, dachte sie besorgt.
Niemand geht dorthin. Die kommen allein zurecht.
    Sie konnten doch schon längst tot sein.
    Silje erinnerte sich jedoch an das albtraumartige Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie am ersten Tag hier vorbeifuhren. Es hatte den Anschein gehabt, als beobachtete sie jemand von hier aus.
    Vollkommen unsicher ging sie auf das Haus zu. Sogar ihre Beine bewegten sich nur widerwillig, so viel Angst hatte sie.
    Die Tür war niedrig, in zwei Hälften übereinander unterteilt. Sie war schief und lag tief im Schnee.
    Siljes Finger zitterten so sehr, dass ihr sogar das Anklopfen misslang. Sie versuchte es noch einmal. Ihr schlug das Herz bis zum Hals wie bei einem aufgescheuchten Vogel.
    Dann wartete sie.
    Kein Laut.
    Sie hörte absolut nichts und fuhr dann

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