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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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früh mit dem Zaubern anfing, so daß der Zauber Macht über ihn bekam, statt umgekehrt?«
    »Über mich aber nicht«, versicherte Sol. »Hanna hat gesagt, ich habe die Fähigkeit, ebenso mächtig zu werden wie sie.
    Was für ein Ideal, dachte Silje, aber sie wußte, daß Hanna für Sol eine Heilige war, deshalb sagte sie nichts dazu.
    In den Augen des jungen bezaubernden Mädchens zeigte sich eine fanatische Glut, die überaus seltsam anmutete, weil der Sommertag um sie herum so rein und zart war.
    »Wenn ich jemals den Mann finde, der schuld daran ist, daß das Eisvolk und mit ihm Hanna hingemordet wurde, dann werde ich…«
    »Hanna war sehr, sehr alt«, sagte Silje rasch. »Weißt du, ich habe oft darüber nachgedacht, ob sie vielleicht nur so lange gelebt hat, bis jemand wie du gekommen ist, den sie anlernen konnte.«
    »Ja, das hat sie selbst gesagt. Sie hatte es mit Tengel versucht, aber er wollte nicht. Deshalb war sie überglücklich, als ich kam. Aber dieser Mann - Heming hieß er, nicht wahr?«
    »Heming Vogtmörder, ja. Er war Abschaum, Sol. Er hat uns viel Leid zugefügt. Aber er ist sicher schon längst tot.«
    Sie legte ihre Hand auf die des Mädchens. »Ich bitte dich, liebes Kind, sei vorsichtig bei allem, was du tust! Die Zeiten sind schlecht, weißt du. Jemand von deiner Herkunft ist sehr, sehr gefährdet. Sie haben eigene Gerichte für… sowas. So, nun habe ich genug geredet.
    Wollen wir hineingehen und uns Are nehmen und sehen, ob wir etwas Leckeres in der Küche finden? Ich glaube, es ist noch ein wenig Honigkuchen da.«
    »Wo ist Liv?«
    »Auf dem Schloß bei Dag, wie immer.«
    »Ich kann sie holen gehen«, sagte Sol auffallend eifrig.
    »Später, Sol«, sagte Silje in dem Gefühl, daß alles, was sie gesagt hatte, an dem Mädchen abgeperlt war wie Wasser am Federkleid einer Gans.
    In der Kirche von Grästensholm saß der Kirchendiener auf seinem Platz neben dem Chorgestühl und betrachtete die Gemeinde. Von hier aus konnte er alle beobachteten, ohne selbst gesehen zu werden.
    Was für ein elendes Pack, dachte er verächtlich. Und diese erbärmlichen Weiber und einfältigen Bauern glaubten wirklich, daß sie erlöst würden? Nur die erlauchten Diener des Herrn, solche wie er selbst, hatten ein Anrecht darauf.
    Sein mageres gelbes, fanatisches Gesicht straffte sich noch mehr über den Wangenknochen, so daß seine Pferdezähne zum Vorschein kamen und die metallglänzenden Augen kugelrund wurden. Saß da doch tatsächlich der verkommene Bauer von Nerhaug und glotzte in den Ausschnitt seiner Nachbarin! Sünde, Sünde überall! So etwas mußte bestraft werden. Da ergötzte sich dieser Lüstling doch ganz unverfroren an den üppigen Rundungen des Weibes, das konnte er genau sehen.
    Der Kirchendiener fuhr sich unbewußt mit der Zunge über die Lippen. Der Nerhaug-Bauer schien nicht übel Lust zu haben, seine Hand in den wogenden Spalt zu senken und die gewaltigen Brüste zu betasten, und dann seine Hand weiter hinab gleiten zu lassen, immer tiefer…
    Und sie? Diese lasterhafte Frau, saß sie nicht dort und wand sich wollüstig, damit ihre schwellenden Formen die tumben Bauern aufreizen und verführen sollten?
    Strafe sie, o Herr, strafe sie! Laß sie in der Höllenglut schmoren, laß sie die Peitsche deines Zornes schmecken, laß die Kleider abfallen von dem Weibe, auf daß ihre Scham und Schande entblößt werde vor aller Augen, diese Hure, diese Hure… Der Kirchdiener ließ sich das Wort genüßlich auf der Zunge zergehen.
    O Herr, der Nerhaug-Bauer sabbert sicher schon vor Begierde, ihre schwellenden Brüste zu umklammern und in ihrer Weichheit zu versinken. Die Unwürdige hinabzuzerren auf den Boden der heiligen Kirche, sich mit ihr vor dem Altar zu wälzen, ihr die Kleider vom Leibe zu reißen und sich mit ihr der Sünde anheimzugeben!
    Der Kirchendiener fuhr zusammen, schlug rasch die Beine übereinander, preßte sie zusammen und verkreuzte die Arme über dem Schritt. Ängstlich lauschte er auf die Worte des Pastors. Na, es würde noch eine Weile dauern, bis sein Auftritt im Gottesdienst kam, dem Himmel sei Dank. Gerade jetzt hätte er nicht aufstehen können.
    Satan hatte ihn wieder heimsuchen wollen, aber er war standhaft geblieben!
    Sein Blick huschte weiter, hin zu den Bänken der Vornehmen.
    Dort saß die Baronin von Meiden mit ihrer häßlichen Tochter - und diesem Jungen, der in Sünde gezeugt worden war! Daß jemand mit dieser unschönen, mageren Frau hatte schlafen wollen, das ging

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