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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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ja vielleicht schlimmer noch, ein Hexenmeister! Wir werden uns die Beweise, die ihr vorlegen könnt, mit Wohlwollen ansehen.«
    »Aber denkt daran«, sagte der zweite, »geht mit allergrößter Vorsicht ans Werk. Wir dürfen auf keinen Fall Unwillen in den Kreisen Seiner Majestät erregen.
    Herr Tengel ist nicht irgendwer.«
    »Ja, wir brauchen stichhaltige Beweise«, nickte der Hohe Richter. »Aber falls wir sie finden… Stimmt es, was dieser Mann hier andeutet, dann ist Herr Tengel etwas Besonderes. Einen Hexenmeister verurteilen zu können…«
    Auch er begann zu träumen.
    »Wann kann ich abreisen?« fragte Herr Johan, ganz begeistert über den Auftrag.
    »Sofort. Ich gebe Euch eine Woche Zeit, mehr nicht!
    Natürlich dürft Ihr niemanden wissen lassen, wer Ihr seid oder was Euer Auftrag ist. Bei einem Gottesauftrag können wir nicht vorsichtig genug sein.«
    Der Richter wandte sich an den Kirchendiener. Sein Tonfall war jetzt deutlich kühler. »Und Ihr, guter Mann, empfangt dieses Geldstück als Dank für Eure Hilfe! Nun geht!«

10. KAPITEL
    »Mutter!« rief Liv. »Ein armer, ausgehungerter Mann bittet für ein paar Tage um Unterkunft. Er ist auf der Durchreise und kann nicht weitergehen, bevor er sich nicht ausgeruht hat. Wegelagerer haben ihm alles abgenommen, was er besaß.«
    Sile trat auf die Treppe hinaus. Der erschöpfte Mann in seinem einfachen Mantel rührte an ihr gutes Herz.
    »Ach herrjeh, guter Mann, kommt nur herein«, sagte sie und half ihm die Treppenstufen hinauf. »Ihr habt wohl einen weiten Weg hinter Euch?«
    »Ja, über das Gebirge, ich komme aus Sogn. Ich wollte nach Akershus, als ich vor ein paar Tagen überfallen wurde. Erlaubt mir, mich vorzustellen, mein Name ist Herr Johan, und ich bin Schreiber von Beruf.«
    Herr Johan, der verhärmt genug aussah, um als ausgehungertes Opfer brutaler Wegelagerer durchzugehen, wurde gegen seinen Willen ins Bett gepackt, und das Stubenmädchen brachte ihm ordentlich zu essen.
    Da lag er nun und sah sich in dem niedrigen, hübschen Dachzimmer um, wunderte sich über all die Kunstwerke an den Wänden und ärgerte sich darüber, daß er krankspielen mußte. Vom Bett aus würde er nicht viel ausrichten können.
    Ansehnliches Weib, die junge Hausfrau. Von einfacher Herkunft vielleicht, aber die lebhaften Augen strahlten Wärme aus. Sie wirkte so… glücklich!
    Johan hatte noch nicht viele glückliche Menschen kennengelernt. Mit Ausnahme vielleicht der Fanatiker, die glücklich waren, wenn es ihnen gelang, mehrere Hexen an einem Tag zu fangen. Oder das Glücksgefühl, das der Triumph über die Schlechtigkeit des Menschen bescherte.
    Auf einmal beschlichen ihn Zweifel, daß solche Art Glück das einzig wahre war.
    Herr Johan atmete tief durch und stärkte seine Überzeugung mit den Wortes des Palladius:
    Die Zauberweiber erhalten nun ihre gerechte Strafe. Sie wären in dieser evangelischen, lichten Welt nicht länger zurechtgekommen. Nun ergießt sich über sie die irdische Schande. Hinfort mit ihnen aus dieser Welt! Das ist auch ihr wohlverdienter Lohn. In Dänemark jagt man sie, als wären sie Wölfe, und in Malmö sind mehrere, die verbrannt werden sollen. AufAlsen wurden kürzlich zweiundfünfzig Zauberweiber verbrannt, eine hat die andere verraten, und so folgen sie einander hinein in eine andere Welt…
    Seine aufmunternden Gedanken wurde unterbrochen.
    Ein kleiner Junge stand in der Tür.
    »Guten Tag«, sagte Herr Johan. »Wie heißt du?« »Are Tengelssohn, sieben Jahre, fast acht. Bist du krank?« »Es ist nichts Schlimmes.«
    »Du bekommst bald Hilfe. Aber Vater ist nicht zu Hause, und Sol ist draußen im Wald und zaubert.«
    Herr Johan zuckte zusammen. »Sol… ist das deine Schwester?«
    »Ja.«
    »Sie zaubert, sagst du?«
    »Natürlich.« Der Junge kam näher. »Sie kann dich gesund machen, egal, wie krank du bist. Sie rührt einfach ein Pulver zusammen. Und sie kann Dinge verschwinden lassen. Und sie kann sagen, was an anderen Orten passiert, ohne daß sie vorher etwas davon gehört hat.«
    »Das ist ja wunderbar«, sagte Johan mit klopfendem Herzen. »Die würde ich gerne kennenlernen.«
    Jemand rief nach dem Jungen, und er verschwand.
    Herr Johan war ganz aufgeregt. Das war ja beinahe schon zu einfach. Aber er brauchte Beweise. Und er lag hier und mußte den Erschöpften und Kranken spielen!
    Die Tür ging auf, und Johan hielt unwillkürlich den Atem an. Ein Riese von einem Mann fegte mit wehendem Umhang herein. Johan erschien er grotesk,

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