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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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über seinen Verstand. Dieses Fräulein saß hier in seiner und Gottes - und zwar in dieser Reihenfolge - reiner Kirche zusammen mit ihrem unehelichen Sohn! Und der Pastor tolerierte das! Der war aber auch wirklich unentschlossen und schwach. Sanft und nachgiebig, so nannte ihn die Gemeinde. Ha! Feige, das war er! Er sprach viel zu wenig über Gottes heilige Strafe. Das Jüngste Gericht! Die Hölle! Den Abgrund! Hatte er das etwa nicht gelernt?
    Kein Wunder, daß sich die Unmoral in diesem Tal ausbreitete.
    Aha! Die Augen des Kirchendieners wurden schmal und begannen triumphierend zu leuchten.
    Da kam die Familie aus der Lindenallee. Die Dame des Hauses mit den beiden jüngsten Kindern. Wie üblich!
    Und wo war ihr Mann? Dieses leibhaftige Abbild des Teufels? Nein, er war ganz gewiß kein Kirchgänger. Er war noch kein einziges Mal hiergewesen. Das war etwas, das berichtet werden mußte.
    Auch die älteste Tochter war nicht erschienen. Noch nie übrigens, auch sie nicht. Der Kirchendiener hatte sie wohl einige Male im Dorf gesehen, hatte den aufreizenden Körper gesehen, die grünen Augen und das katzenhafte Gesicht. Eine schwarze Katze war ihr außerdem ständig auf den Fersen. Was sollte man davon bloß halten?
    Niemals in der Kirche - eine schwarze Katze - grüne Augen - und ein schamloses Benehmen, das die jungen, unbedarften Burschen ins Verderben führte.
    Wenn das nicht Beweis genug war. Mehr als genug! Erst kürzlich hatte man ein altes Weib als Hexe gerichtet, weil sie einen Buckel hatte und mit sich selbst redete. Und hatte er nicht, frommer Mann, der er war, in den Wald springen müssen, um so rasch wie möglich den Satan aus seinem Leib zu treiben, nachdem er sie gesehen hatte?
    Natürlich war sie es gewesen, die ihm den Teufel in die Glieder gejagt hatte. Die armen jungen Burschen, die nicht eine solche Selbstbeherrschung hatten wie er, oder denen die Gnade des Himmels versagt war.
    Und Herr Tengel selbst? Wurde nicht von wunderbaren Heilungen berichtet? Wer verlieh ihm diese Fähigkeit?
    Die Kirche jedenfalls nicht!
    Der Kirchendiener begann zu träumen. Endlich hatte er etwas, das er dem Inquisitionsgericht melden konnte! Ja, so hieß es wohl nicht hier in Norwegen, aber das Prinzip war dasselbe. Es gab ein eigenes Gericht für Zauberei und Hexenkunst hier am Bezirksgericht. Gleich morgen würde er nach Akershus reiten und die Beweise vorbringen. Ihm würden Ehre und Ansehen hier auf Erden zuteil werden. Die Leute sollten schon noch merken, wen sie vor sich hatten. Und dann würde er noch einen Stern am Himmel bekommen, außer denen, die er zweifellos schon hatte. Ein Platz ganz nah am Thron Gottes war ihm gewiß. Er würde dafür sorgen, daß diesen verstockten Heiden und Gotteslästerern endlich das Handwerk gelegt wurde!
    Denn siehe, es war der Wille des Herrn, daß alle Spuren der Jünger Satans und ihres Treibens hier auf Erden getilgt wurden.
    Ach, wie war das Leben doch schön!
    Die drei würdigen Herren musterten den Kirchendiener von oben bis unten, als wäre er ein Ungeziefer. Aber aus ihren Augen leuchtete das Interesse. Sie standen mitten in einer Halle mit nackten Steinwänden in Oslo, gleich neben dem Schloß Akershus. Ihre Stimmen hallten durch den großen Saal.
    »Was Ihr hier zu Gehör bringt, wiegt schwer«, sagte der Ranghöchste, ein älterer, fast abstoßend strenger Mann.
    »Aber Herr Tengel ist uns kein Unbekannter. Wir sind schon lange hinter ihm her. Er genießt allerdings hohes Ansehen bei den Leuten. Wir müssen vorsichtig sein, er hat gute Beziehungen und Beschützer in den höchsten Kreisen! Wenn wir jedoch Beweise hätten …«
    Ein jüngerer Mann mit dünnem, dunklen Haar und Augen, die vor Eifer brannten, sagte schnell:
    »Laßt mich dorthin reisen, Euer Ehren! Laßt mich der Sache auf den Grund gehen und die Beweise beschaffen, die wir brauchen!«
    »Ja, laßt unseren jungen Novizen zeigen, was in ihm steckt«, sagte der dritte Mann.
    Der Hohe Richter, der nicht nur ein gewöhnlicher Richter war, sondern auf seinem speziellen Gebiet über große kirchliche und staatliche Macht verfügte, sah seinen jungen, eifrigen Kollegen abschätzend an.
    »Wie alt seid Ihr, Herr Johan?«
    »Ich bin vierunddreißig Jahre alt, Euer Ehren.«
    »Nun, dann habt ihr gewiß das Alter erreicht, das Euch in die Lage versetzt, eine korrekte Beurteilung abzugeben.
    Ihr wißt, nach welchen Anzeichen Ihr suchen müßt.
    Findet heraus, ob das Mädchen eine Hexe und Herr Tengel ein Zauberer ist,

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