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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Sol die ganze Zeit an der Hand halten, so viel Angst hatte sie, daß ihre Heldin wieder verschwinden könnte. Jacob war unbeschreiblich wütend, und es fiel ihm schwer, das nicht zu zeigen. Zudem raschelte das Heu auch noch bei der geringsten Bewegung. Im Halbdunkel hatte Jacob versucht, sich Sol zu nähern, und zärtlich ihre Haut zu streicheln. Meta atmete gleichmäßig und tief.
    »Ich habe dich so sehr vermißt«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Pst«, flüsterte Sol.
    »Sie schläft. Wir gehen hinaus.«
    Sol erhob sich halb. In dem Moment hob Meta den Kopf.
    »Was ist los? Wohin wollt Ihr, Euer Gnaden?«
    »Nirgendwohin«, antwortete Sol gereizt. »Ich wollte mich nur bequemer hinlegen.«
    Sie drückte die Hand des Mädchens. »Ich bin die ganz Zeit hier.«
    Meta schlief wieder ein.
    »Ich hatte mich auf ein Wiedersehen mit dir gefreut«, flüsterte Jacob unendlich enttäuscht.
    »Ich hatte mich auch darauf gefreut«, flüsterte Sol zurück. »Das ist doch unsere einzige Gelegenheit. Morgen haben wir Jörgen wieder dabei, und dann können wir nicht mehr allein sein. »Jacob, ich konnte nicht anders… «
    »Wenn du jedes dahergelaufene Bettelmädchen mitnehmen mußt…«
    »Mit Meta war es anders. Ich kann jetzt nicht darüber sprechen. Versuch zu schlafen! Morgen haben wir einen langen Ritt vor uns.«
    »Aber ich will mit dir allein sein, Sol!«
    »Ich weiß. Mir geht es ja genauso. Gute Nacht.« Er legte seinen Arme um ihre Taille. Sol schob ihn zurück, freundlich zwar, aber bestimmt. Sie hörte ihn vor sich hin fluchen, eine lange Litanei. Dann kehrte er ihr demonstrativ den Rücken zu.
    Sol erwachte in der Morgendämmerung und setzte sich auf. »Jacob! Meta ist weg!«
    Er drehte sich um. »Na, Gott sei Dank, dann sind wir endlich für uns allein.«
    »Nein, sei jetzt nicht so egoistisch! Wir müssen sie finden!« »Warum denn? Wenn sie weg will, dann laß sie gehen! Solche wie sie haben neun Leben.«
    »Nicht Meta. Sie ist hilflos wie ein neugeborener Säugling. Als ich sie fand, trug sie dünne Fetzen am Leib, hatte eine Woche lang nichts mehr gegessen - und ein Dutzend große, tapfere Landsknechte hatten sie festgebunden und waren dabei, sie zu vergewaltigen. Von hinten.«
    »Aber mein Gott! Warum hast du das nicht gleich gesagt?« »Wann hätte ich das denn tun sollen, so wie sie an mir klebt? Das war der Grund, warum ich heute nacht deinen Annäherungsversuch abgewiesen habe. Ich wollte nicht, daß sie an die Landsknechte erinnert wird.«
    Sol war aufgestanden. »Schau mal, Jacob! Das Kind hat einen Blumenstrauß dort hingelegt, wo es gelegen hat. Die arme Kleine, auf diese Weise will sie sich wohl bedanken.« »Ja, aber warum ist sie plötzlich weggelaufen?« »Weiß ich nicht. Wir müssen sie finden.« »Ja«, sagte Jacob. »Das finde ich auch. Wir müssen auch nette Menschen finden, die sich um sie kümmern.« »Danke, Jacob.« Als sie zum Scheunentor gingen, blieb Sol stehen und schlang ihm die Arme um den Hals.
    »Du bist wunderbar«, flüsterte sie und küßte ihn flüchtig. Doch Jacob drückte sie fest an sich und küßte sie auf eine Weise, die ihr alles über sein Verlangen verriet. Dann eilten sie hinaus.
    Sie verließen die Scheune und nahmen all ihre Habe mit. Sol steckte den kleinen Blumenstrauß ins Pferdehalfter, und dann jagten sie über Wiesen und Felder dahin, denselben Weg wieder zurück, den sie gekommen waren. Sie rechneten damit, daß Meta nicht denselben Weg wie sie nehmen würde.
    Sie war schon weit gekommen. Aber endlich fanden sie sie. Eine tragische, kleine Gestalt, die sich unter verzweifeltem Weinen mühsam vorankämpfte, halb blind vor Tränen. Jacob sprang vom Pferd.
    »Nein, aber Meta«, sagte Sol. »Warum hast du das getan? Das Mädchen wandte sich ab. Sie weinte so heftig, daß sie nicht in der Lage war, zu antworten.
    »Du hast uns einen schönen Schrecken eingejagt, weißt du«, sagte Sol ruhig, während Jacob sie wieder hinter Sol aufs Pferd hob.
    »Erzähl uns jetzt, warum…«, bat Sol sie.
    »Dachte… das ist das Beste… damit … ihr allein sein könnt«, schluchzte sie.
    »Verdammt noch mal«, flüsterte Sol und sandte Jacob einen Blick zu. Ganz offensichtlich hatte das Mädchen sie in der Nacht gehört.
    Jacob erwies sich als menschlicher, als sie geglaubt hatte. »Du hast uns mißverstanden, Meta. Wir wollten dich nicht los werden. Sol und ich hatten nur eine Sache allein zu besprechen, geheime Angelegenheiten, die Dänemark betreffen. Aber das kann

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