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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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damit, daß ich die Kontrolle verloren habe. Mir ist es vollkommen gleichgültig. Und ich habe mich erniedrigt, Vater, mehr als du dir vorstellen kannst.«
    Er lächelte sie an. »Und trotzdem bringst du Arme und Unglückliche mit nach Hause, denen du helfen willst? Nein, ich verstehe nicht, was mit dir los ist… Komm aber zurück nach Hause, wenn alles ruhig und sicher ist, und wenn du deinen Seelenfrieden gefunden hast. Versprich mir das!« »Das verspreche ich. Übrigens… Ich brauche Geld, Vater.« Beide waren erleichtert, das Gespräch auf ein alltägliches Thema lenken zu können. »Das sollst du bekommen.« Das Wetter war umgeschlagen. Es war mild, fast warm, als sie sich wieder von zu Hause aufmachte. Sie ritt ostwärts, in Richtung Solör, und berechnete die Reise dorthin auf drei Tage. Wie sie dann später in den tiefen Wäldern die Schwenderfinnen finden sollte, stand auf einem anderen Blatt. Sie würde sich wohl zu ihnen durchfragen müssen. Wenn sich jemand zum Fragen fand…
    Als sie den Stadtrand von Oslo hinter sich gelassen hatte und entlang des Flusses Glomma ritt, fühlte sie sich langsam sicherer. Bis hierher war ihr Ruf wohl noch nicht gedrungen.
    Am Abend des zweiten Tages wagte sie sich in ein Wirtshaus. Dort übernachtete sie und aß früh am folgenden Morgen ihr Frühstück.
    Sol war wieder elegant gekleidet, nachdem sie in den vergangenen Monaten fast in Lumpen gegangen war. Sie konnte wirklich wie eine Dame aussehen, wenn sie wollte. Obwohl sie allein ritt - was für Frauen nicht üblich war - wurde sie vom Wirt wohlwollend aufgenommen, und nun nahm sie ein ausgezeichnetes Frühstück zu sich. Nach einer Viertelkanne Wein kam ihre Lebenslust wieder, und Sol gewann allmählich ihre Selbstsicherheit zurück.
    Trotz allem war die Welt voller Herausforderungen. Eine Menge spannender Erlebnisse konnten vor ihr liegen. Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sie jäh von ihrem Stuhl auffuhr und zur Tür hinausstarrte. Ein Reiter hielt draußen an und stieg vom Pferd. Er band es fest und sorgte dafür, daß es dem Tier gut ging. Dann ging er auf das Wirtshaus zu.
    Da war er! Der Mann, nach dem sie so lange gesucht hatte. Der Fürst der Finsternis hatte sich also wieder materialisiert - um sie zu treffen? Immer in Wirtshäusern! Warum hatte sie nicht schon früher ein Wirtshaus aufgesucht? Dann wäre ihr das unerträgliche Warten erspart geblieben.
    Diesmal war er nicht ganz so elegant gekleidet, dennoch fein genug, in hohen Schaftstiefeln und einem breiten, offenen Spitzenkragen über einer geschnürten Elchlederweste. Er war barhäuptig, so daß das schöne blonde Haar zur Geltung kam.
    Verkleidet! Denn der Satan war schwarz wie die Nacht. Doch sie erkannte ihn! Oh ja, sie kannte ihn aus ihren Träumen. Die Gesichtszüge, das teuflische Schimmern in den Augen, da bestand kein Zweifel.
    Er befand sich jetzt im Wirtshaus, Sol jedoch blickte nicht mehr in seine Richtung. Sie tat so, als sei sie sehr mit ihrem Weinglas beschäftigt, schaute durch die goldene Flüssigkeit, als würde sie die Lichtbrechung darin studieren.
    Sie ahnte mehr als sie es sah, daß der Schatten über ihren Tisch fiel.
    »Ich wußte, daß wir uns Wiedersehen würden.« Die Stimme war leise und verheißungsvoll.
    Sol schaute verwirrt auf. Zuerst tat sie, als verstehe sie nicht, doch dann lächelte sie langsam. »Ja, sind wir uns nicht früher schon einmal begegnet?«
    Er vollführte eine fragende Handbewegung in Richtung des Stuhles ihr direkt gegenüber, und sie nickte gnädig. Der Wirt kam, und der Fremde bestellte Essen und Wein, ohne den Blick von Sol abzuwenden.
    Als sie wieder allein waren, fragte er: »Wie heißt Ihr, meine Schöne? Nein, ach, sagt es nicht. Denn seit ich Euch das letzte Mal sah, seid Ihr in Gedanken meine Mondgöttin. Laßt mich Euch so nennen!«
    Sol brach in klingendes Lachen aus. Wie vollkommen verrückt! Mondgöttin! Für sie, da sie doch auf den Namen Sol, Sonne, getauft worden war!
    »Und Ihr?« fragte sie neckend. »Ihr scheint mir ein verkleideter, umherziehender Ritter hier auf der Erde zu sein. Obwohl ihr eigentlich an einer ganz anderen Stätte heimisch seid.«
    »Ja, ein Erzengel bin ich nicht gerade!«
    »Nein, das meinte ich auch gar nicht.«
    Wie lustig hier zu sitzen und sich in Verschlüsselungen auszudrücken, wie unter sehr guten Bekannten!
    Sol war in gehobener Stimmung und glücklich wie nie zuvor. Endlich, endlich hatte sie ihresgleichen gefunden. Und einen, vom dem sie

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