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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Ledermütze.
    Der Henker.
    Er hatte sich die Hand verletzt, und Tengel und Sol hatten die Wunde versorgt. Am nächsten und übernächsten Abend war er wieder gekommen. Er hatte dagesessen und Sol aus brennenden Augen angesehen, während sie den Verband wechselte. Als sie zu ihm aufgeschaut hatte, hatte er den Blick gesenkt, wohl wissend, daß niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte. Danach war er nie wieder aufgetaucht.
    Der Henker… Er, wenn sonst niemand, würde sie verraten. War sie jetzt nicht seine Beute?
    Doch Sol glaubte nicht, daß er es tun würde. Sie wahr sicher, daß sie ihn schon zu nehmen wissen würde.
    Mit einem tiefen Seufzer umgriff sie aufs neue die Beine der Bettbank und begann, wieder zu schieben.

13. KAPITEL
    Sie fand die Hütte, die gut verborgen im Wald stand. Kein anderer Hof lag in der Nähe.
    Mit frierenden Händen klopfte sie an.
    »Mach auf, Scharfrichter!« rief sie. »Hier ist Sol, Tengels Stieftochter, die dir einmal eine Wunde geheilt hat. Nun bin ich in Not, ein Freund von mir ist verletzt, und wir brauchen für die Nacht ein Dach über dem Kopf. Kannst du uns aufnehmen?«
    Es dauerte geraume Zeit, bis die Tür einen Spaltbreit geöffnet wurde. Ein Teerspan leuchtete Sol ins Gesicht. Sie selbst sah nichts.
    Dann ging die Tür ganz auf.
    »Kannst du mir bei meinem Freund helfen?« fragte sie. »Er liegt dort im Schlitten. Ich weiß nicht, ob er noch lebt oder schon tot ist.«
    Ohne ein Wort packte der hochgewachsene Mann Klaus und schleppte ihn hinein. Er legte ihn auf dem Fußboden ab und schloß die Tür.
    »Ist er dein Liebster?« fragte der Henker mit grober Stimme. »Liebster?« wiederholte Sol. »So etwas habe ich nie gehabt, das ist nichts für mich. Er ist ein guter Freund, er hat viel für mich aufgegeben, und ich möchte mich gern dafür erkenntlich zeigen.«
    Der Henker nickte. Er hatte ein hartes, verschlossenes Gesicht mit dunklen, brennenden Augen. Wie immer trug er seine Mütze, die große Teile seines Gesichts verbarg und ihm bis auf die Schultern ging. Er hatte ein weites Hemd mit Gürtel und eine eng sitzende Hosen an. Er war weder jung noch alt, den Henker schien es schon seit Bestehen der Erde zu geben, und er schien sich nie zu verändern.
    Sie legten Klaus nahe ans Feuer, um ihn aufzuwärmen, und der Henker stellte für Sol und sich selbst Brot und Bier hin. Nachdem sie eine Weile gegessen hatten, brach Sol das Schweigen. »Wieviel weißt du von mir, Scharfrichter?«
    Er gab Antwort, ohne dabei aufzusehen. »Ich weiß wohl von allen am meisten. Ich weiß, wer die Hexe mit den Katzenaugen ist, nach der die Obrigkeit sucht. Aber ich habe deinen Namen nicht verraten.« »Danke«, sagte Sol.
    »Dein Stiefvater ist ein guter Mann. Ihr habt mir einmal geholfen, ohne mich abzuweisen oder etwas Verächtliches zu sagen.«
    Danach sprachen sie kein Wort mehr.
    Als sie gegessen hatten, kümmerten sie sich um Klaus. Soweit sie feststellen konnte, steckte noch Leben in ihm. Danach wurde ihr ein Bett in einer winzigen Kammer angewiesen, der einzigen, die es im ganzen Haus gab. Sol kroch unter die Decken, halbtot vor Müdigkeit und schmerzenden Armen und Beinen.
    Der Scharfrichter kam dazu und schlief mit ihr. Ihr war das gleichgültig. Mehrmals im Laufe der Nacht spürte sie, was er mit ihr trieb, doch sie war zu müde, um zu protestieren. Sie ließ ihn gewähren. Er war ein einsamer Mann, der zwar alle möglichen männlichen Gerüche verbreitete, aber er hatte ihr geholfen. So sollte das dann ihr Dank dafür sein.
    Von dem Scharfrichter bekam sie einen Schlitten, auf dem sie Klaus ziehen konnte. Als Entgelt erhielt er eine gute Bank. Er begleitete sie so lange er konnte und zog den Schlitten für sie. Von dem Allernotwendigsten abgesehen, fiel zwischen ihnen keine Silbe.
    Am Ende nahmen sie mit drei einfachen Worten voneinander Abschied.
    »Danke«, sagte Sol.
    »Danke gleichfalls«, antwortete er.
    Doch er stand noch lange und schaute hinter ihnen her. Es war dunkel, als sie den Schlitten die Lindenallee entlang hinauf zu Tengel und Silje zog. Da war sie bereits auf eine unerwartete Schwierigkeit gestoßen. Der Schnee war im Laufe des Tages geschmolzen, und sie fühlte großes Mitleid für Klaus, als die Kufen auf blankem Boden knirschten. Der Schnee war hier im Tiefland ohnehin nicht so tief gewesen, und sie hatte den Schlitten die meiste Zeit des Tages über Gras, Sand und nackte Steine ziehen müssen.
    Aber Klaus lag noch immer weiß und unbeweglich da. Das ganze Haus

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