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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Tarjei war das nicht so wichtig gewesen. Aber ein junger zukünftiger Pastor mußte immer daran denken, was sich schickte.
    Er war allerdings ein sehr netter und schlichter Mann, der auf natürliche Art alles so nahm, wie es kam.
    Der folgende Tag war hart. Ein Toter auf Schwarzmoor, einer auf dem Nachbarhof- und die Krankheit brach auf zwei weiteren Höfen aus. Am Abend fielen sie in ihre Betten, nachdem sie die Kleider gewechselt und sich gewaschen hatten. Yrja konnte nicht begreifen, daß ihre Haut das ganze Wasser aushielt. Das konnte nicht sehr gesund sein. Die Tage vergingen - hart und aufreibend. Aber sie wußten alle vier, daß die Pest ohne ihre Arbeit noch viel schneller und grausamer um sich greifen würde. Noch entgingen mehr Höfe der Pest, als von ihr befallen wurden - und es gelang ihnen, auf den betroffenen Höfen die Seuche einigermaßen in Schach zu halten. Aber die Totenglocke läutete jeden Tag. Sie konnten die Tragödie nicht ganz verhindern. Und dann schlug das Schicksal zu.
    Ein junger Knecht kam von Grästensholm gelaufen. Die Pest hatte das Gut erreicht.
    Tengel erstarrte innerlich. Er wagte nicht zu fragen, wen es erwischt hatte.
    Gleichzeitig wurde Yrja krank, so erschöpft und ohne Abwehrkräfte, wie sie war. Und nur eine Stunde später erlitt der Vikar dasselbe Schicksal.
    Tengel war zu Tode erschöpft. Tarjei ebenso. Diese letzten Tage hatten sie schwer mitgenommen.
    Aber das Eisvolk ist eine zähe Sippe, dachte Tengel verwundert, als sie beide auf dem Weg nach Grästensholm waren, voller Angst, was sie erwarten würde.
    Es war Charlotte. Und gleich darauf wurde Jacob Skille krank. Und auch Dag zeigte schon die ersten Symptome. Tengel war wie gelähmt vor Schreck. Aber in seinem Kopf gingen dieselben Gedanken immer und immer wieder herum: Niemand vom Eisvolk ist erkrankt! Nicht Liv, nicht Tarald, nicht Sunniva.
    Liv tat alles, um ihren Lieben zu helfen. Unermüdlich rackerte sie sich an Tengels Seite ab. Er seinerseits dachte an Yrja und den Vikar, die einsam und verlassen in der kleinen Hütte auf dem Pfarrhoflagen. Nachdem sie so vielen geholfen hatten, gab es niemanden, der ihnen beistand. Und er konnte gerade jetzt nicht von Grästensholm fort. Er schickte den kleinen, starken Tarjei los, um nach ihnen zu sehen und anschließend die tägliche Inspektionsrunde auf den betroffenen Höfen zu machen. Charlotte ging es so schlecht, daß Tengel nicht wagte, sie allein zu lassen. Er hoffte, die Gemeinde würde ihm vergeben, daß er einen Tag für Grästensholm opferte.
    In dem kleinen Häuschen unten auf dem Pfarrhof lag Yrja und fühlte sich abgrundtief elend. Hat es mich also doch erwischt, dachte sie. Aber was für ein schrecklich entwürdigendes Ende das ist! Nicht die Spur von Schönheit liegt darin! Nur gut, daß Tarald mich jedenfalls nicht sieht. Wer wird wohl um mich trauern? Werden sie nicht sagen: »Es war besser so für das arme Mädchen. Was hatte sie vom Leben denn zu erwarten?« Eigentlich ist es doch so, wie ich immer sterben wollte, oder nicht?, versuchte sie sich selbst zu überzeugen. Habe ich mir nicht gewünscht, krank zu werden und solche Schmerzen zu haben, daß der Tod eine Erlösung ist, ohne den geringsten Schrecken? Aber ich glaube doch nicht, daß das eine so gute Idee war. Sie hatte Angst, das konnte sie nicht leugnen. Sie wünschte, sie hätte jemanden bei sich, am allerliebsten Herrn Tengel, und gleichzeitig hätte sie sich in all dem Elend nur zu gern versteckt. Dem Vikar ging es ebenso schlecht wie ihr, das konnte sie mit erschreckender Deutlichkeit hören. Sie wollte ihn bitten, ein Gebet für sie zu sprechen, aber sie schaffte es nicht, ihre ausgetrockneten Lippen zu bewegen. Der Wasserkrug neben ihrem! Bett war längst leer, das Fieber brannte in ihrem Körper und pochte im Kopf, und jetzt fühlte sie wieder die Krämpfe in ihrem Bauch, die ankündigten, daß sie auf den Bottich im Gang! mußte. Aber sie schaffte es nicht, aufzustehen!
    Gott! flüsterte sie innerlich. Hilf mir! Auch wenn ich nichts wert bin, so will ich doch leben! Ich will die Gänseblümchen auf der Pferdekoppel von Grästensholm sehen, ich will die Trollkirschen auf Eikeby sehen und die Katze von Frau Silje und…Nein, jetzt phantasiere ich schon!
    Tengel dachte voller Angst an sie, die allein auf dem Pfarrhof lagen. Tarjei war noch nicht zurück - wie mochte es ihm gehen? Was, wenn er auf dem langen Weg durch die Gemeinde krank geworden war?
    Es ging schnell mit Charlotte, sie hatte

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