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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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»Großvater! Hilfe! Nein!« schrie Tarald.
    »Du hast es gewußt!« fauchte Tengel. Er glich einem Dämon, der aus der Hölle aufgestiegen war, um einen Sterblichen zu holen. Er schien zu einem gewaltigen Riesen angewachsen zu sein, er füllte den ganzen Raum aus, so wirkte es, und seine Augen glühten gelb und vernichtend. »Du hast gewußt, wie gefährlich es war. Und trotzdem hast du es getan!«
    »Ich halte nichts von dem ganzen Aberglauben« rief Tarald, der kurz davor war, das Bewußtsein zu verlieren. »Geht und spielt draußen«, sagte Are rasch zu seinen Söhnen. Die beiden Jüngsten gehorchten erschrocken, aber Tarjei blieb bleich und verschreckt an der Tür stehen. Dag war endlich aus seiner Starre erwacht und versuchte, seinen Sohn zu retten. »Vater! Bedenkt, was Ihr tut!« Tengel hatte Dag immer respektiert. Seine Wut verrauchte. »Aberglaube«, sagte er müde. »Bei allen Heiligen - wenn es nur Aberglaube wäre!«
    Alle atmeten auf, bestürzt und entsetzt über das Geschehene.
    »Wenn du meine Mutter gesehen hättest, wie sie mich geboren hat, dieses Monstrum, das ich war, dann würdest du nicht so reden, Tarald. Wenn du unsere geliebte Sol gesehen hättest, in ihrer schwersten Stunde, dann hättest du deine Worte sorgfältiger gewählt. Dag, du wirst dich doch bestimmt noch an Hanna und Grimar erinnern? Warum hast du deinen Sohn nicht gewarnt?«
    »Ich habe es getan, Vater. Wir beide, Liv und ich, wir haben ihn und Sunniva gewarnt.«
    »Und dennoch hast du nicht auf sie gehört, Tarald?« »Ich dachte, sie übertreiben«, sagte der Junge nun, den Tränen nahe.
    »Und du, Sunniva«, sagte Silje. »Hast du nicht hoch und heilig versprochen, daß du nicht mehr zulassen würdest als Küsse?«
    »Gib mir nicht die Schuld«, sagte Sunniva rasch. Tengel zog sie hinter Dags Rücken hervor. »Nein, diesmal sollst du nicht damit durchkommen, die Schuld von dir abzuwälzen, Sunniva«, sagte er zornig. Sie schluchzte vor Angst. »Du kommst jetzt mit, und dann werden wir dir dein Kind austreiben, und zwar sofort!«
    »Nein!« kreischte Sunniva. »Nein, nein, nein! Es ist Taralds und mein Kind, und wenn Ihr es uns wegnehmt, bringe ich mich um!«
    Tengel hielt inne. »Wenn du es nicht tötest, wird es dich töten. Begreifst du das?«
    »Das glaube ich nicht. Ich glaube nicht an die alten Geschichten.«
    Liv mischte sich in die Diskussion ein. »Vater… Es ist so lange nichts passiert. All Eure Enkelkinder sind wohlgeraten. Und Tarald und Sunniva lieben sich so sehr.«
    »Liv… mein liebes Kind, ich kann die Verantwortung nicht übernehmen.«
    Silje half ihm. »Du mußt das Kind aufgeben, Sunniva. Ich verstehe dich nicht - du hast mir doch versprochen, es nicht so weit kommen zu lassen.«
    »Ach, Großmutter«, sagte Sunniva resigniert. »Ihr seid so altmodisch, Ihr wißt nichts von der Liebe. Von dem Rausch, der einen packt, wenn…«
    »Danke, das reicht, Sunniva«, sagte Tengel wutschnaubend. »Wenn irgend jemand weiß, was Liebe heißt, dann ist es Silje, meine Frau. Wir lieben uns seit vierzig Jahren. Und ob du es glaubst oder nicht - wir können noch immer zusammenkommen! Wir verurteilen euch gewiß nicht. Aber das hier geht nicht. Das hier ist zu schwerwiegend, Tarald und Sunniva. Eure Wege werden sich trennen.«
    »Dann bringe ich mich um«, sagte Sunniva und stürzte auf die Tafel zu, wo die Messer lagen. Mit einer dramatische Geste setzte sie ein scharfes Messer auf ihre Brust. »Sunniva!« schrie Tarald.
    »Ach, kümmere dich nicht darum, sie will uns nur erpressen«, sagte Tengel. »Dieses Mädchen wird niemals ernsthaft die Klinge gegen sich selbst richten.«
    Sunniva ließ das Messer los, das mit einem klirrenden Laut auf den Boden fiel. »Keiner macht sich etwas aus mir«, schluchzte sie.
    »Du dummes Kind«, sagte Tengel. »Wenn du uns nichts bedeuten würdest, wären wir jetzt nicht so erschrocken.« »Aber Tarald und ich, wir haben uns ewige Liebe geschworen. Ihr könnt uns nicht zwingen, diesen Eid zu brechen.« Tarald hatte inzwischen seinen ganzen Mut zusammengenommen. »Großvater, wir werden dieses Kind lieben, auch wenn es so aussehen sollte wie Ihr.«
    Da mußte Tengel bei aller Verzweiflung doch lächeln. »Aber Tarald!« sagte Dag.
    »Was ist denn? Habe ich etwas Falsches gesagt?« Und dann begriff er. »Verzeiht, Großvater, so habe ich es nicht gemeint.«
    »Schon gut«, sagte Tengel müde. »Sunnivas Leben ist wichtiger.«
    Das Mädchen wollte nicht verstehen. »Aber Tarald und ich

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