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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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und knallte die Tür hinter sich zu. Sie konnte gerade noch einen kurzen, kummervollen Abschied von der Mutter nehmen, bevor auch schon die ganze Schar in die Scheune stürmte. Da lief sie mit schwerfälligen Schritten zurück nach Grästensholm. Dort oben war etwas Merkwürdiges passiert.
    Liv wußte nichts von Taralds Gespräch mit Yrja. Sie war außerordentlich traurig und bekümmert darüber, daß das Mädchen sie verlassen mußte. Sie grämte sich wirklich sehr. Natürlich auch aus praktischen Gründen, aber Yrja war für Grästensholm inzwischen weit mehr als nur ein Kindermädchen. Was würde das für ein Leben sein in dem großen Haus ohne ihre treue, warmherzige Freundschaft?
    Kolgrim, der jetzt bald drei wurde, stand am Fenster. »Wo geht Ylla hin?« fragte er mit seiner rauhen Stimme. Liv sah von ihrer Handarbeit auf. Weil ihr so traurig zumute war, sagte sie mit wehmütiger Stimme: »Yrja muß uns verlassen, Kolgrim. Sie soll bei ihrem Vater daheim wohnen und dort helfen. Da wohnen ganz viele Leute, weißt du.« Der Junge ächzte. Er starrte hinunter auf die Straße nach Eikeby, wo Yrjas Gestalt sich rasch entfernte, fort von Grästensholm.
    Dann heulte er auf, mit einem Schrei, der langsam immer lauter wurde, und warf sich mit beiden Handflächen gegen die Fensterscheibe. »Ylla!« brüllte er. »Ylla!« Liv sprang auf und zog ihn vom Fenster weg.
    »Yrja mußte gehen«, sagte sie, während sie versuchte, ihn zu umarmen.
    Kolgrim trat und schlug um sich und brüllte wie am Spieß. »Dag! Tarald! Helft mir!« schrie Liv entsetzt. Dag erwachte von seinem Mittagsschläfchen und stürzte gleichzeitig mit Tarald ins Zimmer. Unter gemeinsamen Anstrengungen gelang es ihnen, den Jungen auf Yrjas Bett zu legen, denn sein eigenes war ein Kinderbett mit hoher Umrandung. »Er weint? sagte Dag verblüfft. »Er weint ja richtig!« Vor lauter Rührung kullerten Liv ebenfalls die Tränen herunter. »Liebes Kind«, flüsterte sie. »Liebes Kind!«
    »Wir müssen Yrja zurückholen«, sagte Dag, während er sich abmühte, den Jungen dazu zu bringen, still zu liegen. Tarald tat das Dümmste, was er hätte tun können - er legte seine Hand auf den Mund des Jungen und schrie augenblicklich vor Schmerzen auf.
    »Ich habe wirklich mein Bestes getan, um Yrja hierzubehalten«, stöhnte er, während er die verletzte Hand gegen den Bauch preßte. »Ich habe ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht.«
    »Hast du?« sagte Dag. »Endlich eine vernünftige Idee. Was hat sie gesagt?« »Sie ist davongelaufen.«
    »Lieber Kolgrim«, sagte Liv und bemühte sich, freundlich mit dem Jungen zu sprechen, aber er warf nur seinen unschönen Kopf hin und her und brüllte weiter. Mißtrauisch rief sie Tarald zu: »Wie konnte sie dazu nein sagen?« »Das begreife ich auch nicht«, schrie er zurück. »Ich habe ihr den Titel einer Baronin angeboten und eine gesicherte Zukunft als Herrin auf Grästensholm - halt den Mund, Junge und obwohl ich ihr keine Liebe versprechen kann, habe ich ihr meine ewige Freundschaft zugesichert, denn ich kann ja sowieso nicht mehr heiraten wegen… Ihr wißt schon, und sie sollte keine unerwünschten Annäherungen von meiner Seite zu befürchten haben. Ja, ich habe ihr sogar angeboten, ein Kind von mir zu bekommen, denn ich möchte gerne noch eins haben, wißt ihr, vielleicht hat sie der Gedanke erschreckt. Vielleicht hat sie Angst vor noch einem Wechselbalg.«
    Liv hatte sich aufgerichtet und es den beiden anderen überlassen, das Kind zu beruhigen. Die weiche, fügsame Liv fauchte plötzlich wie eine wütende Katze.
    »Du bist schon immer ein Schwachkopf gewesen, Tarald! Cecilie ist viel stärker als du!«
    Das brachte ihn auf. »Habe ich nicht immer meine Pflicht getan, und mehr als das? Seht ihr nicht, wie Grästensholm unter meinen Händen gewachsen und gediehen ist? Habe ich mich vielleicht vor der Verantwortung für den Jungen gedrückt?«
    »Darüber habe ich gar nicht gesprochen. Du bist ein tüchtiger Bauer, aber du weißt nichts, absolut nichts über menschliche Beziehungen. Auf dem Gebiet bist du ungeschickt wie ein Walroß!«
    Tarald blieb erzürnt vor seiner Mutter stehen - stattlich anzusehen, aber ziemlich verdattert.
    »Helft mir doch«, stöhnte Dag. »Der Junge reißt sich los!« Liv wandte sich von ihnen ab. »Ach, was hat denn das alles noch für einen Sinn? Yrja wird von diesem Idioten, den wir zum Sohn haben, in die Flucht geschlagen, und unsere Zukunft wird ein ewiges Abrackern mit diesem Kind

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