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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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haben ihre eigenen Familien, ich bin die einzige, die nicht verheiratet ist.«
    »Dann heirate mich!« brach es aus ihm heraus.
    Es wurde totenstill in der Halle. Sie schienen alle beide gleichermaßen erschrocken zu sein.
    Yrja nahm ihr Bündel. »Es ist besser, ich gehe jetzt.« »Ich habe das ernst gemeint, Yrja.«
    »Das könnt Ihr nicht. So wie ich aussehe. Und dann Grästensholms! Ein schlimmer Gedanke durchzuckte sie. Sollten vielleicht die Leute denken, die Mißgestaltetheit des Jungen käme von ihr?
    Nein, so eine komplizierte Überlegung war nicht Taralds Sache. Und er war auch nicht derartig berechnend.
    Er nahm ihr das Bündel ab und zog sie mit sich in Dags Arbeitszimmer, das jetzt leer war.
    »Am besten besprechen wir das jetzt mal ganz ruhig und sachlich«, sagte Tarald.
    Sie folgte ihm widerstandslos und verstand nicht, warum sie so traurig fühlte.
    Er schob sie in den Sessel seines Vaters und setzte sich ihr gegenüber, so dicht, daß ihre Knie sich berührten. Unauffällig rutschte Yrja ein Stück weiter nach hinten. Sie sah unablässig zu Boden, aber sie wußte genau, wie sein Gesicht aussah, seine Züge waren auf ihrer Netzhaut eingebrannt. Die schön geschwungenen Augenbrauen. Auch die Wimpern waren geschwungen, und die dunklen Augen lagen ziemlich tief. Die Nase war ganz gerade, und der Mund hatte schon viel von seiner jugendlichen Weichheit verloren. Jetzt war er so fest und wohlgeformt, daß sie sich oft gewünscht hatte, mit dem Zeigefinger die Konturen entlangzustreichen. Er hatte die hohen Wangenknochen des Eisvolkes, aber ansonsten war er ein echter von Meiden, auch wenn ihm die langgezogene Gesichtsform erspart geblieben war. Hals und Nacken waren schlank wie bei einem griechischen Gott, sein Körper war der eines Athleten. Er war so schön, daß es schmerzte!
    »Yrja, das hier ist kein plötzlicher Einfall«, sagte er fest. »Ich habe in letzter Zeit oft daran gedacht, aber ich glaubte, ich hätte nicht das Recht, dich zu fragen.«
    »Nicht das Recht?«, sagte sie und blickte rasch auf. »Genau. Warte nur, bis du hörst, was ich mir überlegt habe!«
    Gespannt saß sie da, konnte das alles irgendwie nicht begreifen.
    »Ich brauche dich, Yrja. Ich brauche dich so verzweifelt für meinen unglückseligen Sohn. Ich mache dich zur Baronin, ich biete dir eine gesicherte Zukunft - und ich gelobe dir meine unverbrüchliche Freundschaft. Du weißt, daß ich dich über alle Maßen schätze, und ich habe dich gern, weil du so treu und zuverlässig bist.« Der Kummer wurde immer unerträglicher.
    »Du begreifst sicher, daß ich wegen des Kindes nie wieder heiraten könnte. Du hast ja gesehen, was passiert ist, als ich es versucht habe. Aber du kennst ihn, und er… duldet dich. Das ist wohl das Äußerste, was man von diesem Kind an Zuneigung erwarten kann. Auf mich wirkt er, als ob er alle anderen Menschen grenzenlos verachtet.« »Das stimmt nicht«, sagte Yrja schnell.
    Tarald lächelte bitter. »Hat sein Gesicht jemals gestrahlt, wenn ich ins Zimmer gekommen bin? Und er dreht sich weg, wenn ich ihm zu zeigen versuche, daß ich ihn lieb habe.« »Das liegt ihm eben nicht«, murmelte sie.
    »Nein, und deshalb würde ich es nie wagen, eine andere als dich zu heiraten. Wer würde schon das Risiko eingehen, noch ein solches Kind zu bekommen? Und vielleicht daran zu sterben?«
    Yrja hatte immer noch das Gefühl, eine Demütigung zu erleben.
    Tarald blickte auf seine Hände hinunter. »Allerdings kann ich dir keine Liebe bieten. Alles, was ich an derartigen Gefühlen besaß, habe ich Sunniva in der ersten Zeit gegeben. Du sollst natürlich dein eigenes Zimmer bekommen, und ich werde mich dir niemals aufdrängen.« O heilige Einfalt! »Und wenn Ihr eines Tages doch einer Frau begegnet und auch wieder verliebt… und sie Euch und das Kind nehmen würde, wie Ihr seid?«
    »Das wird niemals geschehen«, sagte er rasch. »Und bitte, sag endlich du zu mir, Yrja! Wir sind schließlich seit Kindertagen befreundet, und jetzt mache ich dir einen Antrag! Begreifst du denn nicht?«
    »Doch«, seufzte sie. »Gut, ich werde du sagen. Aber du weißt nicht, ob nicht irgendwann wieder eine Frau in dein Leben ritt, Tarald. Angenommen, es geschieht. Was wird dann aus mir?«
    Wenn Tarald jetzt etwas einfühlsamer zugehört hätte, dann hätte er über ihre Wortwahl und die Nuancen in ihrer Stimme stutzig werden müssen.
    »Na, dann bekommst du natürlich deine Freiheit«, sagte er. Vielen Dank auch, dachte Yrja mit

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