Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht
brannten.
»Mach doch nicht so ein ängstliches Gesicht«, lächelte er.«Es passiert dir doch nichts.«
Er hat leicht reden, er kennt das schon, dachte sie. Ach, ich darf nicht daran denken, daß er Sunniva in seinen Armen gehalten hat, in einem hemmungslosen Liebesrausch, dachte sie verzweifelt. Ich darf nicht. Er hat sie am Ende verabscheut, ja, das hat er, aber das darf ich auch nicht denken, das ist der armen Sunniva gegenüber ungerecht. Ach was, zur Hölle mit Sunniva.
Es tat gut, so häßlich zu denken. »Wie schön du bist, Yrja. Richtig süß bist du.« Er trug nur ein dünnes Hemd und schwarze Hosen. Vorsichtig ging er auf sie zu und legte die Hände auf ihre Schultern. Yrja war so nervös, daß sie unter seiner Berührung beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. »Laß es uns sachlich und nüchtern angehen«, sagte er freundlich. »Dann geht es leichter, du wirst sehen.« Und das glaubst du?, schrie es in ihr. Sachlich und nüchtern? Du, der du der schönste und liebste Mensch für mich bist auf der Welt - nein, das halte ich nicht aus, ich muß weg! Aber er hatte schon damit begonnen, ihr Hemd hochzuziehen, und gehorsam reckte sie die Arme in die Höhe. Wie ein Kind.
»Vielleicht sollten wir das Licht ausmachen?« flüsterte sie verschämt.
»Gleich. Leg dich nur hin, kleine Freundin. Du mußt keine Angst haben.«
Gütiger Himmel, was sie für O-Beine hat, dachte Tarald schockiert. Kein Wunder, daß sie so plump geht. Und dann dieser unförmige Körper. Natürlich versteht sie Kolgrim, wo er doch auch so mißgestaltet ist.
Wobei mißgestaltet… das war nicht das richtige Wort dafür. Bei ihr war es ja die Krankheit, die sie so geformt hatte. Die Distel… Ja, das war eine treffende Bezeichnung!
Einen Moment lang schlug die Angst in ihm hoch. Und wenn sie wirklich kein Kind austragen konnte? Wenn all das hier umsonst war?
Aber sie lag schon auf dem Bett, zusammengerollt, als wollte sie ihren erbärmlichen Körper verstecken. Tarald zog sein Hemd aus und löste den Gürtel. Dann legte er sich an ihre Seite.
Ich werde das hier nie im Leben durchstehen, dachte er. Meine Lust kann gar nicht erwachen, so wenig anziehend, wie sie ist.
Aber weich und warm war sie, das konnte er nicht leugnen. Sie zitterte wie Espenlaub, obwohl es so warm im Zimmer war. Liebkosen wollte er sie nicht, schon gar nicht küssen. Das wäre doch nur albern, denn sie waren schließlich Freunde.
Yrja versuchte, das Zittern ihres Körpers zu bezwingen, aber sie schaffte es nicht. Sie spürte Taraids Haut an ihrer Brust, das war er, der Geliebte ihres Lebens, der neben ihr lag! Wie sollte sie bloß ihr Verlangen verbergen? Wie sollte sie bloß Hände und Körper dazu bringen, sich gehorsam und diszipliniert zu verhalten? Jetzt stützte er sich auf seine Ellbogen. Ob ich es wagen kann, die Hände auf seine Schultern zu legen? Gehört das nicht dazu? Ach, ich weiß so wenig, ich habe solche Angst, solche Angst, daß er begreift, was ich fühle.
Nein, nein, ich kann das nicht! Jetzt spüre ich, wie es in meinen Körper zu pochen beginnt, wie mir heiß wird, er macht sich bereit, er darf es nicht merken, o Gott, ich sterbe vor Scham! Ich will mich nicht verraten, ich will kühl und beherrscht sein, nein, jetzt liegen meine Arme auf seinem Rücken, das wollte ich gar nicht.
Sie ächzte ohnmächtig auf. Sie konnte es nicht verhindern, daß ihr Körper sich dem seinen entgegenpreßte.
Tarald war verwirrt, erstaunt darüber, wie hart sein Herz zu pochen begonnen hatte. Arme Yrja, für sie war es sicher auch nicht einfach, sie tat wirklich ihr Bestes, damit er sich nicht unwillkommen fühlen sollte.
Das hier mußte schließlich getan werden, je eher, desto besser - und auf einmal merkte er, daß er es vollbringen konnte. Aber so schnell - damit hatte er nicht gerechnet. Er zog Yrja unter seinen Körper und entledigte sich seiner Kleider.
Yrjas Lippen liebkosten seinen Hals, auf und ab, ihre Augen waren geschlossen, und sie stöhnte leise, als sie merkte, daß Tarald sich auszog. Ich liebe dich, ich liebe dich, aber ich darf es dir nicht sagen oder irgendwie zeigen, denn dann wirst du dich voller Abscheu von mir abwenden. Einer Frau fällt es immer schwer, sich ganz der Lust hinzugeben, wenn sie weiß, daß sie in irgendeiner Hinsicht unattraktiv ist. Aber Yrja hatte dieses Stadium hinter sich gebracht, ihr Körper gehorchte ihrem Verstand nicht mehr. Sie hatte die Knie hochgezogen, ohne es zu wollen, es war ganz von allein
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