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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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beherrschen konnte. Was für eine lächerliche Idee! Ich liebe Yrja, und ich würde Euch nie anfassen, nicht nur, weil ihr die Frau meines besten Freundes seid, sondern auch, weil Ihr nicht nach meinem Geschmack seid.«
    Jetzt wurde er grob in seinem Zorn, und Dag machte eine warnende Geste.
    Julie lachte - es klang nicht sehr natürlich. »Nein, aber meine Lieben! Da habt ihr mich vollkommen mißverstanden! Ich habe doch niemals gesagt, daß Herr Tarald mich persönlich bedrängt hätte! Es war ein Mädchen hier im Kirchspiel, an dem Ihr Euch vergangen habt, Herr Tarald, das wißt Ihr ganz genau. Sie kam zu mir und klagte mir ihr Leid, und ich war voller Abscheu über das, was Ihr Eurer Ehefrau angetan habt.«
    Yrja wurde erneut unsicher, aber nicht so Tarald. »Was ist das für ein Lügengewäsch!« brüllte er außer sich vor Wut. »Was soll das für ein Mädchen gewesen sein?«
    »Nein, Ihr werdet mich nicht dazu bringen, das zu verraten. Ihr wißt selbst sehr genau, um wen es sich handelt.« »O nein, denkt Euch, das weiß ich wirklich nicht! Und ich bin weder ein Schlafwandler noch habe ich mich sinnlos betrunken, seit ich mit Yrja verheiratet bin. Was ist eigentlich in Euch gefahren?«
    Liv, die bisher geschwiegen hatte, ging zu Julie und legte einen Arm um sie. »Armes Kind, Ihr seid ja krank«, sagte sie weich und geleitete die verstummte Julie hinüber zum Sofa. »Setzt Euch hin, Ihr seid ja nur ein einsamer und unglücklicher Mensch mit Problemen, die wir nicht kennen.« Schließlich fand die Pfarrersfrau ihre Sprache wieder. Sie war wütend und zutiefst gedemütigt. »Krank? Ich? Eure Seelen sind es, die verwirrt sind. Es war, wie ich gesagt habe, ein Mädchen aus der Gemeinde ist gekommen und… ist gekommen und hat sich mir anvertraut, und sie ist natürlich diejenige, die krank ist. Ja, genauso war es!«
    Sie hatte sich jetzt wieder gefangen, war gelassen und sanft wie immer. »Dann können wir ja jetzt diese ganze unangenehme Sache vergessen, die nur auf einem Mißverständnis beruht. Das Mädchen hat es wohl über den Kopf gekriegt und sich Sachen eingebildet…«
    Yrja blieb hartnäckig. »Ich hatte absolut den Eindruck, daß Ihr behaupten wolltet, Tarald sei Euch zu nahe getreten. Und ich weiß, daß er das nicht getan hat.«
    »Ich war es nicht, das kann ich beschwören«, sagte Julie und heuchelte Mitgefühl. »Es war dieses andere Mädchen.« In Livs klugen Augen blitzte es auf. »Wann soll diese Sache denn passiert sein?«
    »Das war… laßt mich nachdenken … ja, das war im August!« »Seid Ihr sicher?«
    »Laßt mich überlegen. Doch, das Mädchen kam Ende August zu mir. Also muß es kurz vorher passiert sein.« »Danke, das genügt«, sagte Liv ruhig. »Da hatte Tarald ganz schlimm Mumps. Er war einen ganzen Monat ans Bett gefesselt. Ich glaube nicht, daß er in der Lage gewesen wäre, auf irgend eine Frau loszugehen.«
    Julie erhob sich, um die Unterhaltung zu beenden. »Wie ich schon sagte, das Mädchen muß sich das alles ausgedacht haben.«
    Die skeptischen Mienen der anderen ließen bei Julie alle Dämme brechen. »Ihr wollt der Ehefrau eines Pastors nicht glauben? Ihr wollt eher Eurem liederlichen Sohn glauben, der seine häßliche Distelbaronin nach Strich und Faden betrogen hat und ihr ins Gesicht lügt?«
    Sie starrten sie lange an. Zu spät erkannte Julie, daß sie zu weit gegangen war. Aber da war ihr Besuch schon auf dem Weg nach draußen.
    »Eurem Mann zuliebe werden wir dieses Verhör nicht fortsetzen«, sagte Dag kalt.
    Liv nickte. »Wir haben seit langem vermutet, daß er keine glückliche Ehe führt, und uns gefragt, wieso. Jetzt wissen wir es. Armer Martin! Arme Frau Julie! Ihr seid von allen am meisten zu bedauern, denn Ihr seid eine Gefangene Eurer eigenen Eitelkeit und Selbstsucht. Und ungeahnter Hemmungen.«
    Sie gingen hinaus. Julie riß die Tür auf und kreischte, daß man es im ganzen Pfarrhof hören konnte: »Ihr habt überhaupt keinen Grund, so hochmütig zu sein, glaubt nur das nicht! Ich weiß Sachen über eure Tochter, die würden euch ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen!«
    Damit knallte sie die Tür dermaßen heftig zu, daß das Hufeisen über dem Rahmen von seinem Nagel fiel.
    Die gute Pfarrersfrau war zwar anschmiegsam wie ein Katze, so lange man sie bewunderte und ordentlich streichelte. Aber wenn sie auf Widerstand traf, kam all das Unreife, Kindische, Unterdrückte und Verdrehte zum Vorschein. Diese Seite ihrer selbst zeigte sie

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