Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde
Knöchel weiß wurden.
Es war ein junges Paar, der Mann hatte gerufen und kam nun freudestrahlend auf sie zu.
»Alexander, wie schön, dich habe ich lange Jahre nicht gesehen! Ist das deine Frau? Hier ist meine - offenbar verstehen wir es, die Schönsten auszuwählen!« Sie sah, wie Alexander ausnahmsweise aus der Fassung geriet. Dann sammelte er sich wieder. »Cecilie, dies ist Germund, von dem ich dir so viel erzählt habe. Mein bester Jugendfreund. Germund, dies ist Cecilie, meine Frau, wie du ganz richtig vermutet hast.«
»Und dies hier ist Thyra, meine Frau. Frau Cecilie, Ihr könnt mir glauben, ich habe Alexander vermißt! Wir waren ein echtes Gespann. Bis er plötzlich verschwand - sich zu einem anderen Regiment versetzen ließ. Das hat mir sehr weh getan, Alexander. Ich habe dich entsetzlich vermißt!«
Alexander lächelte angestrengt. »Ich habe es schnell bereut, Germund, aber da war es zu spät.«
Sie setzten sich in eine ruhige Ecke, alle vier, und unterhielten sich lange. Cecilie fand Germund unglaublich sympathisch, und seine Frau Thyra war nett, aber etwas zu konventionell für den Geschmack des Eisvolkes. Germund war recht klein, zart gebaut, schlagfertig, sehr fröhlich und lebhaft. Nicht sonderlich schön, aber faszinierend charmant. Alexander schien bei dem Wiedersehen aufzuleben, und die unglaubliche Anspannung des ersten Wiedersehens hatte sich schnell gelegt. Aber nach diesem Abend hatte er etwas Unruhiges im Blick. Er wirkte überreizt und zerstreut, antwortete ihr bisweilen fast gereizt.
Am Ende nahm Cecilie allen Mut zusammen. »Was ist mir dir, Alexander?« sagte sie bei einem späten Abendessen. »Denkst du an den letzten Ball?«
Er schloß die Augen, leidend, wie um sie zu bitten, den Mund zu halten und sich um ihre Angelegenheiten zu kümmern, brachte es aber nicht übers Herz.
»Möglich«, sagte er halberstickt, während er das Fleisch zerschnitt. »Er war es, nicht wahr?« »Ja«, murmelte er.
»Würdest du dich gern wieder mit ihm treffen?«
»Cecilie, ich habe es früher schon einmal gesagt: Ich begehre niemanden nur um des Begehrens willen. Aber das Zusammentreffen mit ihm hat eine alte Wunde wieder aufgerissen! Du hast doch gesehen, daß er jetzt glücklich verheiratet ist, und er hat nie die geringste Ahnung von meiner Schwäche gehabt.« »Können wir ihn nicht zu uns einladen?«
»Wozu? Ich kann die ganzen Qualen nicht noch einmal durchstehen. Und dich einem solchen Schimpf auszusetzen - das könnte ich niemals fertigbringen.«
»Er war deine einzige wirkliche Liebe, war es nicht so?« »Ich wünschte, du wärest nicht so scharfsinnig«, antwortete er fast ärgerlich. »Aber du hast recht.«
»Wirst du immer noch …schwach bei ihm?«
Er zog die Oberlippe schnell zu seinem so typisch verzerrten Gesicht hoch. »Das weiß ich nicht. Das ist der Grund, warum ich ihm aus dem Weg gehen will. Ich will nicht erkennen müssen, daß ich noch immer …mit ihm Zusammensein will. Den Schock von damals will ich nicht noch einmal erleben.«
»Dann hast du das nicht empfunden, als du ihn jetzt wiedergesehen hast?«
»Nein. Nur einen Schmerz über das, was einmal war.« »Aber jetzt bist du tagsüber in der Tat rastlos.« »Ist das ein Wunder? Ich habe Angst - ich bin außer mir vor Angst!«
Cecilie sagte kein Wort mehr. Sie wußte wirklich nicht, wie man eine solche Situation lösen sollte.
Aber als sie an dem Abend zu Bett ging, hatte sie einem schmerzenden, schwer definierbarem Klumpen im Hals.
Lange lag sie wach und starrte an die Decke, ohne Ordnung in die Gedanken bringen zu können.
Manchmal wünschte sie, sie hätte einen weniger komplizierten Mann.
Ursula bewachte sie. Sie wußte sehr wohl, daß sie jeder ein eigenes Schlafzimmer hatten. Aber Alexander achtete darauf, daß einige seiner persönlichen Gegenstände in Cecilies Zimmer lagen, und sie benutzte nachts nacheinander beide Hälften des Bettes, um den Eindruck zu erwecken, daß er bei ihr gewesen sei. Und der Ton zwischen ihnen war immer zärtlich, fast hingebungsvoll gewesen. Ursula fand nichts, woran sie hätte etwas aussetzen können.
Die meisten der Kinder des Königs waren wieder ins Kloster Dalum, zu ihrer Großmutter Ellen Marsvin, gezogen. Doch die kleine Elisabeth Augusta war kränklich und hielt sich weiterhin auf Fredriksborg auf. Da Cecilie in der Nähe wohnte, wurde ihr aufgetragen, auf das Kind aufzupassen und es zu unterrichten. Da kam eines Morgens Ende März Ursula herunter und fand
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