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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Cecilie am Frühstückstisch sitzend vor, blaß und abgespannt, angesichts des Essens erschaudernd. »Hättest du nicht schon längst auf dem Weg nach Fredriksborg sein müssen?«
    »Ich habe ausrichten lassen, daß ich heute nicht kommen kann.«
    »Bist du krank?« fragte Ursula, die ihre Schwägerin mittlerweile soweit akzeptiert hatte, daß sie sie duzte. Cecilie hatte in Notfällen immer recht gut lügen können. Darin war sie eine echte Sol.
    »Alexander glaubt, daß ich ein Kind erwarte. Ich selbst wage es nicht zu hoffen.« Ursula war wie gelähmt.
    »Unsinn!« rief sie am Ende aus. »Du kannst kein Kind erwarten!«
    Cecilie war nicht imstande zu antworten. Sie fühlte sich ganz und gar nicht wohl. »Und wer ist in dem Fall der Vater des Kindes?« sagte Ursula messerscharf. Da erhob sich Cecilie. Sie schwankte bedenklich, aber ihre Stimme war klar. Nun log sie richtig. Sie konnte das auch, wenn es sein mußte. »Das war unendlich gemein! Vor allen Dingen Alexander gegenüber.«
    Gräfin Hörn begriff, daß sie zu weit gegangen war. Sie mußte den Blick vor Cecilies zornigen Augen senken. Dann ging sie rasch hinaus, aber Cecilie konnte ihrem stocksteifen Rücken ansehen, daß sie nicht aufgegeben hatte.
    Und dann im April, kam der Befehl. Das große Söldnerheer mitsamt den wenigen dänischen Truppen sollte in Holstein zusammengezogen werden.
    Alexander hatte kaum Zeit, sich von einer aufrichtig traurigen Cecilie zu verabschieden. Draußen wartete ungeduldig eine Eskorte, während sie hin und her liefen, um in größter Eile alles zusammenzupacken, was er mitnehmen mußte.
    Dann saß er zu Pferde. Cecilie schluckte verkrampft und wischte ein paar verräterische Tränen fort. »So ist es wohl am besten«, sagte er sanft. »Nein, Alexander, nein!« rief sie.
    »Doch. Ich schreibe sobald ich kann.« Er lächelte wehmütig. »Und schenke uns einen prächtigen kleinen Kerl, Cecilie!« Dann war er fort.
    Cecilie stand noch da und schaute der entschwindenden Truppe nach, mit einer schmerzenden Leere in der Brust.

5. KAPITEL
    Im Herzen des deutschrömischen Reiches stromerte der junge Tarjei umher, hungrig, ausgemergelt und vollkommen verloren.
    Einmal war er freilich auf dem Weg nach Tübingen gewesen - das schien ihm nun Jahre her zu sein. Er war außerhalb des Kampfgebietes gelangt - oder vielleicht war es auch nur eine kurz aufflackernde, lokale Schlacht gewesen? Tarjei wußte es nicht und konnte auch niemanden fragen. Bei den Häusern, an denen er angeklopft hatte, um darüber Aufklärung oder einen Bissen Brot zu bekommen, wurde sofort die Tür wieder zugeschlagen, wenn man seinen Akzent hörte. Die Leute glaubten, er gehöre den gefürchteten ausländischen Söldnertruppen an, die alles verheerten, stahlen und vergewaltigten, was sie zu fassen kriegen konnten.
    Erschöpft sank er an einem Baum in unbekannten Wäldern nieder. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, er hatte sich lediglich in die Tiefe der Wälder geflüchtet, wie ein Tier, das spürt, daß der Tod nahe ist.
    Er war erst achtzehn, der junge Tarjei. Eine der strahlendsten medizinischen Begabungen seiner Zeit. Nun fürchtete er, daß er nie Verwendung für all das haben würde, was er gelernt hatte, an der Universität in Tübingen und von Großvater Tengel.
    In seiner Schultertasche verwahrte er einen kleinen Vorrat von den kostbaren Kräuterarzneien. Er drückte sie fest an sich, wie um sie bis zum Tode zu verteidigen. Der übrige Vorrat lag zu Hause auf Gut Lindenallee, an einer sehr geheimen Stelle, die Großvater und er gefunden hatten.
    Wenn er nun nie mehr nach Haus käme? Und niemand je den einzigartigen Vorrat finden würde?
    Er, Tarjei, war es, der die Verantwortung für diesen geheimen Schatz des Eisvolkes trug. All die uralten Rezepturen, einige bizarre, dazugehörige Substanzen wie Eidechsenhaut, Drachenblut (Woher sie das nur hatten?), Katzenköpfe und Schädel von Neugeborenen, andere wirklich geniale Rezepturen, auf andere bekannte Kräuter oder besondere Zusammensetzungen von unterschiedlichen Zutaten basierend.
    Die Hexe Hanna hatte ihren Vorrat an Sol vererbt. Auch Tengel hatte seine eigenen Erbstücke gehabt. Nach Sols Tod hatte Großvater Tengel ihren Vorrat übernommen, der der wertvollste gewesen war. Nun gehörte alles zusammen Tarjei. Und Großvater hatte ihm auferlegt, wenn die Zeit gekommen sei, einen würdigen Erben innerhalb der Familie zu finden. Aber nicht den unglücklich geborenen Kolgrim.
    Der rechtmäßige Erbe

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