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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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den Namen gehört?«
    »In Süd-Trondelag natürlich! Aber alle meinten, es sei nur eine Sage.« »Und wie ging diese Sage?«
    »Die ging so: In längst vergangenen Zeiten hat es oben im Utgardsgebirge ein ganzes Dorf von Hexen und Zauberern gegeben. Aber die mutigen Männer des Vogtes zogen dort hinauf und töteten alle zusammen und brannten ihre unheimlichen Behausungen nieder.«
    Tarjei zog eine bittere Grimasse. »Mutige Männer! Sie schlachteten unschuldige Menschen ab, Kaleb! Aber das alles ist wirklich wahr. Du kannst Liv und Dag fragen! Sie und seine Großeltern und die kleine Sol konnten als einzige entkommen.«
    Und dann erzählte er von denen, die durch den Fluch verdammt waren. Davon, wie gefährlich Kolgrim werden konnte. Die drei anderen lauschten verwundert dem phantastischen Bericht.
    »Wißt ihr, ich habe mir vorgenommen, einen Versuch mit Kolgrim zu machen. Tengel, mein Großvater, war als Kind auch schwierig. Aber es gelang ihm, das Böse in sich zum Guten zu wenden. Ich werde versuchen, Kolgrim dazu zu bringen, dasselbe zu tun. Und ein neuer Tengel zu werden«, Insgeheim dachte er: Gebe Gott, daß es gelingt! Aber dazu brauche ich die Hilfe aller guten Mächte des Himmels!
    Und er machte sich große Vorwürfe, daß er nicht schon früher versucht hatte, Kolgrim zu beeinflussen. Aber ihm war nie bewußt gewesen, wieviel Verschlagenheit sich hinter der harmlosen Fassade des Jungen verbarg. Nach Tarjeis Geschichte saßen sie eine ganze Weile wortlos zusammen. Tarjei war es, der sich als erster wieder erhob.
    »Wollen wir die Pferde holen? Es wird Zeit, wir müssen weiter!«
    Kolgrim saß in einer Kutschenstation und sah sich um. Es war viel weiter nach Trondelag, als er geahnt hatte. Der Weg schien niemals zu enden. Aber ankommen würde er dort, soviel stand fest!
    Die Begierde kitzelte ihn. Er, Kolgrim von Meiden, war auserwählt, der Allergrößte zu werden!
    Er hatte keine Zeit gehabt, sich alles anzusehen, was in dem Beutel war. Das würde er ganz ungestört tun könne, wenn er an Ort und Stelle war.
    Aber eine Sache hatte er zwischen den hübsch sortierten Lederbeutelchen und Schachteln gefunden. Er griff sich an die Halsgrube und lächelte.
    Dort hing die Alraune. Jetzt war er gegen alles gefeit! Er war unverwundbar, unsterblich! Es gab nichts, was er nicht vollbringen könnte!
    Eine Schankjungfer ging mit Bier und Essen für die Reisenden umher. Kolgrim folgte ihr mit den Augen. Sie war groß und rundlich und hatte einen herausfordernden Blick, und Jungfer« war wohl kaum wörtlich zu nehmen. Er musterte sie voller Verachtung.
    Kolgrim war in das Alter gekommen, in dem Jungen die Vorzüge von Frauen zu erkennen beginnen. Wie seine Großmutter Sol, die ihre Verführungskünste mit vierzehn zum ersten Mal einsetzte, war Kolgrim jetzt reif, die lockenden Versuchungen auszuprobieren.
    Auch wenn seine Gedanken wohl in eine etwas andere Richtung gingen als normal war…
    In Wahrheit hatte er dieselbe Einstellung zu Frauen wie der Ahnvater, den Sol einmal in ihren Visionen gesehen hatte. Dieser unglaublich gutaussehende, anziehende Mann mit dem eiskalten Lächeln - und einem abgeschlagenen Frauenkopf, den er an den Haaren hielt, halb hinter seinem Rücken verborgen.
    Kolgrim fand Gefallen an der üppigen Schankjungfer. Sie wirkte reif und erfahren und war sicherlich willig, einen jungen Burschen mit Wolfsaugen in die Geheimnisse der Liebe einzuweihen.
    Aber noch nicht, dachte er. Jetzt habe ich keine Zeit, ich muß weiter. Aber wenn ich zurück komme… Er gab sich wollüstigen Phantasien hin.
    Zuerst würde er dafür sorgen, daß sie ihn lehrte, was sie konnte. Er würde alles mitnehmen, was er nur an Genüssen von ihr bekommen konnte - ohne auch nur die geringste Zärtlichkeit zu erwidern, natürlich. So etwas war unnützes Zeug! Dann würde er das Messer hervorziehen. Sie ein wenig ritzen, damit sie Angst bekam. Dann würde er…
    Kolgrim wußte nicht, daß aus seinen Augen eine solche Bestialität glühte, daß mehrere Gäste sich hinausschlichen, und die Jungfer weigerte sich, in der Schankstube zu bedienen, solange er dort saß.
    Dabei hatte dieser Bursche sogleich ihre weiblichen Gefühle geweckt, als er vorhin den Raum betreten hatte! Nur gut, daß sie keinen seiner blutrünstigen Wunschträume sehen konnte.
    Kolgrim beschloß seine Phantasien damit, daß er die Fleischbrocken, die noch von dem Weib übrig waren, den Hunden auf der Straße zum Fraß vorwarf, dann erhob er sich und ging hinaus

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