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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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können?«
    »Vergebt mir! Ich wollte nicht… Ich gehe zu ihr hinauf.« »Nein, tu das nicht! Sie weiß, was du fühlst, du hast es ja deutlich gezeigt. Ich glaube, sie muß jetzt eine Weile allein sein. Wir sind alle tief betrübt darüber. Aber vielleicht ist es am besten so, wie die Dinge sich jetzt entwickelt haben.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Alexander, aber er war ganz grau im Gesicht. »Simon war offenbar nicht der Richtige für sie. Und daß sie nicht die Richtige für ihn war, daß hätte ich ihm wohl vergeben können - wenn er es nur gesagt hätte! Gelegenheit dazu hat er genug gehabt. Schon am Anfang hätte er sagen können, daß er an einer anderen mehr interessiert war. Und als ich ihn damals fragte, ob die Gerüchte über ihn und die Hofdame stimmten… Da hat er es geleugnet! Statt dessen wartet er bis zur letzten Minute. Damit die Demütigung für Gabriella so schlimm wie nur möglich ausfällt. Und dann verschwindet er einfach. Nimmt den leichtesten Ausweg. Für soviel Feigheit habe ich kein Verständnis.« »Das werde ich Gabriella genau so erklären«, sagte Tancred feierlich. »Denn das war absolut richtig. Ich glaube, das wird sie ein wenig trösten.«
    Alexander drehte sich zum Fenster und sah hinaus. »Mein armes kleines Mädchen! Wir alle verstehen sicher, wie sehr das schmerzt.«
    Der Freund nickte. »Ich bedaure sehr, daß ich mit einer solchen Nachricht kommen mußte. Aber ich wollte nicht, daß Ihr es durch Gerüchte erfahrt.«
    »Dank Euch, daß Ihr gekommen seid«, sagte Cecilie. »Es ist ja immer so, daß die Betroffenen ein Gerücht als letzte hören. Und was Simon angeht, so wird er wohl bald zu spüren bekommen, daß er doch nicht den einfachsten Ausweg gewählt hat, ganz im Gegenteil! Ich glaube, jetzt kannst du hinaufgehen zu Gabriella, Tancred. Wir kommen später nach.«
    Gabriella verlosch gleichsam nach dieser Wende der Ereignisse. Sie war schon immer wenig selbstsicher gewesen, und das wurde nach diesem Schlag nicht besser. Sie traute sich nicht aus dem Haus, und es half nicht, daß die Familie sie aufzumuntern versuchte und ihr alle Liebe und Rücksichtnahme angedeihen ließ. Sie lächelte nur dankbar und versuchte fröhlich und unbefangen zu wirken, aber ihr Lächeln erreichte niemals ihre Augen. Alexander litt mit ihr.
    »Was sollen wir nur tun, Cecilie? Ihr einen neuen Ehemann zu beschaffen, dürfte im Moment doch wohl sinnlos sein, meinst du nicht?«
    »Das würde sie nicht verkraften, das wäre zuviel für sie. Sie würde niemals an seine Liebe glauben. Nein, ich finde, sie sollte für eine Weile fort von hier. Hier fühlt sie sich nur verspottet.« »Du meinst, nach Norwegen?«
    »Zu Mutter, ja. Liv ist jetzt einsam, trotz Taralds lieber Familie. Ich weiß, daß sie Vater schrecklich vermißt. Gabriella und sie können einander eine Hilfe sein, glaube ich. Und dort hat Gabriella Mattias und Andreas, die sind in ihrem Alter. Mattias kann Wunder bei Menschen bewirken.« »Wir werden sie fragen.«
    Die Tochter nahm den Vorschlag zwar ein wenig zurückhaltend, doch dankbar an. »Aber schreibt zuerst an Großmutter und fragt sie! Ich möchte nicht ungelegen kommen.«
    Sie war so überängstlich geworden, bloß niemandem im Wege zu sein, die kleine Gabriella.
    Als es auf Weihnachten zuging, holte Mattias von Meiden den kleinen Schlitten heraus und legte dem Pferd das Geschirr mit den Glöckchen an. Dann fuhr er los, um nach einem alten, schwerkranken Mann zu sehen. Mattias nannte sich Arzt, so wie Tarjei es vor ihm getan hatte. Sie hatten dieselbe Ausbildung gemacht, in Tübingen, aber Tarjei hatte mehr geforscht und ein gründlicheres Studium absolviert. Mattias war mehr daran interessiert, den Menschen unmittelbar und konkret zu helfen. Zuerst hatten alle gesagt, daß er eigentlich Geistlicher werden müßte. Seine sanften Augen und seine beruhigende Wirkung auf Menschen verpflichteten ihn fast schon dazu, meinte man.
    Aber Mattias fühlte sich nicht dazu berufen, Geistlicher zu werden. Er hatte lange darüber nachgedacht, wie sein künftiges Leben aussehen sollte. Er war nun der einzige Erbe von Grästensholm. Aber auch der Beruf des Gutsherrn war nicht das Richtige für ihn. Sein Vater Tarald dagegen war wie geboren dafür.
    Schließlich kam er zu der Erkenntnis, daß er als Arzt am meisten für seine Mitmenschen tun konnte - für die Benachteiligten in der Gesellschaft. Nicht, daß er eine besondere Veranlagung für den Arztberuf gehabt hätte, aber vieles konnte

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